Zeitumstellung: Endlich wieder Schluss mit der „falschen Zeit“

Am Sonntag ist es wieder soweit und fortan gilt wieder Winterzeit. Warum „Normalzeit“ die bessere Bezeichnung ist und welche bekannten aber ignorierten Gefahren die Zeitumstellung mitbringt, erklärt Gastautor und Heilpraktiker Rene Gräber als Auftakt seiner wöchentlichen Kolumne bei Epoch Times.
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Ende Oktober wird wieder auf „Normalzeit“ umgestellt.Foto: RomoloTavani/iStock
Von 27. Oktober 2024

Ach, wie schön es doch ist, wenn es im Sommer abends länger hell ist! Oder doch nicht? Kaum eine andere Diskussion führt so regelmäßig zu hitzigen Debatten wie die Frage nach der Zeitumstellung. Seit Jahren wird darüber gesprochen, Studien werden vorgelegt, Experten mahnen und doch bleiben wir in diesem selbst verursachten Dilemma gefangen.

Jede Zelle unseres Körpers besitzt eine Art „biologische Uhr“. Der Nobelpreis für Medizin 2017 zeichnete jene Forscher aus, die diese Tatsache nachwiesen. Der natürliche Rhythmus des Körpers orientiert sich am Sonnenstand, wobei die Sonne um 12 Uhr mittags im Zenit steht – oder stehen sollte.

In Deutschland ist das nur im Winter der Fall, weshalb die „Winterzeit“ auch Normalzeit genannt wird. Während der „Sommerzeit“ zeigt die Uhr dagegen schon 13:00 Uhr, wenn die Sonne ihren Höhepunkt erreicht.

Sommerzeit, „Sommerzeit“ oder Sommer-Zeit?

Kaum einer bemerkt, dass Sommerzeit und Winterzeit damit vielmehr Jahreszeiten sind und mit der Uhrzeit eigentlich überhaupt nichts zu tun haben. Aber das sind natürlich „Spitzfindigkeiten“. Viel wichtiger ist der Blick auf die Folgen dieser „falschen Uhrzeit“. Denn wir sind im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Takt und das führt zu Zellstress. Ein Zustand, den der Körper auf Dauer nicht ohne Folgen kompensieren kann.

So steigt das Herzinfarktrisiko nach der Umstellung im Frühjahr signifikant an, ebenso die Zahl der Schlaganfälle. In den Wochen nach der Zeitumstellung erhöht sich bei Menschen über 65 Jahren das Risiko für einen Schlaganfall um rund 20 Prozent. Auch Krebs-Patienten sind stärker gefährdet – mit einem Anstieg von bis zu 25 Prozent.

Das klingt alarmierend? Ist es auch. Doch die Konsequenzen werden größtenteils ignoriert oder einfach abgetan. Dabei ist die wissenschaftliche Evidenz erdrückend. Die innere Uhr jedes Menschen wird durch die Sommerzeit aus dem Takt gebracht.

Eine unterschätzte Gefahr

Ein weiteres Problem ist, dass die Umstellung auf Sommerzeit uns ein chronisches Schlafdefizit bringt. Die Konsequenzen? Geschwächtes Immunsystem, Konzentrationsprobleme, erhöhtes Risiko für Diabetes und Depressionen. Und das sind nur die bekannten, gut untersuchten Folgen.

Dennoch halten manche hartnäckig daran fest und argumentieren „Aber es ist doch abends länger hell.“ Ja, weil wir die Uhrzeit manipuliert haben. Die Sonne bleibt die gleiche. Besonders Berufstätige und Schüler, die morgens eine Stunde früher aufstehen müssen, ohne abends früher zur Ruhe zu kommen, leiden darunter.

Doch während viele sich über verlängerte Abendstunden freuen, übersehen sie den Preis. Der Körper braucht das Licht am Morgen, um den Tag richtig zu beginnen. Das verlängerte Tageslicht am Abend wirkt sich dagegen negativ auf unsere Gesundheit aus – es stört den Schlaf und bringt die innere Uhr weiter durcheinander.

Zwischen Ignoranz und Lippenbekenntnissen

Dabei ist die Lösung so einfach. Die dauerhafte Abschaffung der Zeitumstellung und die Rückkehr zur Normalzeit, der Mitteleuropäischen Zeit (MEZ). Doch die politische Umsetzung kommt nicht voran.

Trotz einer Umfrage aus dem Jahr 2018, in der 84 Prozent der EU-Bürger für die Abschaffung stimmten, scheint sich die Politik nicht einigen zu können. Auch neuere Umfragen zeigen deutliche Ergebnisse. Im Frühjahr 2024 befürworteten 75 Prozent der befragten Deutschen die Abschaffung.

Weniger einig ist man sich, welche Zeit dann dauerhaft gelten soll. Manch ein Minister spricht sogar von einer dauerhaften Sommerzeit – als hätte man die gesundheitlichen Risiken nicht längst schwarz auf weiß.

Wie kann es sein, dass wir an einem System festhalten, das nachweislich mehr Schaden als Nutzen bringt? Warum tun sich Politiker schwer, diesen einfachen, aber wesentlichen Schritt zu gehen? Vielleicht, weil es wichtiger erscheint, sich um „größere“ Probleme zu kümmern. Doch wenn wir etwas so Offensichtliches wie die Zeitumstellung abschaffen können, um Leid und Krankheiten zu vermeiden – warum tun wir es nicht?

Zeitumstellung abschaffen: Ein Appell an die Vernunft

Ich sage daher: Schluss mit der „Sommerzeit“ und zurück zur Normalität. Es ist Zeit, dass wir endlich begreifen, dass es nicht „normal“ ist, unseren Körper für ein bisschen vermeintliche Abendromantik aufs Spiel zu setzen.

Unsere innere Uhr lässt sich nicht betrügen – das zeigt sich nicht nur in meiner Praxis – und wir sollten auch nicht versuchen, es weiterhin zu tun. Die Zeitumstellung muss abgeschafft und die Normalzeit, welche die Meisten als „Winterzeit“ bezeichnen, beibehalten werden.

Über den Autor

René Gräber studierte Pädagogik und Sportwissenschaften. Aufgewachsen in einer Ärztefamilie kam er früh mit der Medizin in Kontakt, vor, unter und hinter dem Arzttisch. Bereits in seinen Zwanzigerjahren war seine Krankenakte „so dick, wie die mancher 70-Jährigen“.

Sein eigenes Leid führte ihn jenseits der klassischen Medizin schließlich zur Naturheilkunde. Die erfolgreiche Selbstbehandlung legte den Grundstein für seine seit 1998 bestehende Praxis mit den Schwerpunkten Naturheilkunde und Alternativmedizin.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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