5 Tipps aus der Praxis: Was hilft wirklich gegen Rückenschmerzen?
Zum Thema Rückenschmerzen gibt es zahlreiche Abhandlungen, sowohl aus schulmedizinischer als auch aus naturheilkundlicher Perspektive. Ich möchte das Thema jedoch praxisnah anhand eines Leserbriefs beleuchten, den ich kürzlich erhielt:
„Sehr geehrter Herr Gräber,
Meine Antwort lautete wie folgt:
Dass weder Cortison noch Schmerztabletten helfen, deutet darauf hin, dass die Schmerzen wahrscheinlich nicht durch eine Entzündung verursacht werden. Ihr Orthopäde hat bereits auf eine Blockade im Kreuz-Darmbein-Gelenk hingewiesen. Das erklärt auch, warum die Übung, die Sie ausprobiert haben, vorübergehend hilft. Bei einer Entzündung wäre das eher unwahrscheinlich, da Übungen in solchen Fällen die Beschwerden oft verschlimmern.
Gut zu wissen: Falls Cortison bei anderen Patienten wirkt, empfehle ich nach der Akutphase den Umstieg auf natürliche Entzündungshemmer wie Weihrauch, Kurkuma oder hoch dosiertes Omega-3-Öl. Unterstützend wirkt eine entzündungshemmende Ernährung über mindestens drei Wochen, die reich an frischem Gemüse ist. Gleichzeitig sollten entzündungsfördernde Lebensmittel wie Zucker, Fleisch, frittierte Speisen, Alkohol und Fertigprodukte gemieden werden.
Was können Sie konkret tun?
Ich empfehle Ihnen, erneut Ihren Orthopäden aufzusuchen. Beschreiben Sie, dass Ihnen die Übungen helfen und bitten Sie um ein Rezept für manuelle Therapie.
Diese spezielle Form der Physiotherapie, die eine Zusatzausbildung erfordert, ist bei Blockaden des ISG oft sehr effektiv. Sechs bis zehn Sitzungen reichen meist aus, um die Beschwerden langfristig zu lindern – vorausgesetzt: a) Die Blockade ist tatsächlich die Ursache, und b) der Therapeut beherrscht die entsprechenden Techniken.
Weitere Therapiemöglichkeiten bei Rückenschmerzen
Sowohl Osteopathie als auch Chiropraktik haben sich bei ISG-Problemen bewährt. Beachten Sie jedoch, dass diese Leistungen oft privat bezahlt werden müssen. Klären Sie im Vorfeld mit Ihrer Versicherung, ob sie Kosten übernimmt. Manche Ärzte bieten Chiropraktik auch als Kassenleistung an, allerdings sind Wartezeiten auf Termine häufig lang.
In Deutschland gibt es mittlerweile viele hervorragend ausgebildete Therapeuten, und die Behandlungsmöglichkeiten haben sich in den vergangenen 20 Jahren enorm erweitert. Dennoch wird nicht alles von den gesetzlichen Krankenkassen abgedeckt. Der Grund ist einfach. Nachhaltige, hochwertige Behandlungen lassen sich selten in den 15 bis 20 Minuten realisieren, die beispielsweise für Physiotherapiesitzungen vorgesehen sind.
Das Kernproblem
Es mangelt nicht an guten Therapeuten, sondern an Wissen darüber, wie Patienten ihre Therapieerfolge langfristig stabilisieren können. Deshalb ist es essenziell, dass Patienten selbst aktiv werden und gezielt üben. Hier sind Therapeuten gefragt, die individuell abgestimmte Übungen empfehlen können, um Muskeln und insbesondere die Faszien zu stärken.
Ein exzellentes Beispiel für eine solche Herangehensweise bietet die Pilates-Methode. Joseph Pilates (1883–1967) war ein deutscher Trainer und der Begründer dieses ganzheitlichen Trainingskonzepts, das Körper und Geist in Einklang bringen soll. Ursprünglich entwickelte Pilates seine Übungen zur Rehabilitation von verletzten Soldaten und Sportlern. Sein Ziel war es, durch präzise Bewegungen, Körperkontrolle und die Stärkung der Tiefenmuskulatur gezielt auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Patienten einzugehen.
Pilates‘ Ansatz war von Anfang an revolutionär. Seine Methode basierte auf der Idee, dass jeder Mensch individuell abgestimmte Übungen benötigt, um Schmerzen nachhaltig zu lindern und langfristig vorzubeugen. Dabei ging es nicht um ein allgemeines Training, sondern um eine maßgeschneiderte Therapie, die exakt auf den jeweiligen Schmerzzustand des Patienten abgestimmt war. Diese Präzision und Individualität machten seine Arbeit zu einer echten „Individualtherapie par excellence“.
Leider sind Therapeuten, die mit dieser tiefgehenden Präzision arbeiten, heute seltener anzutreffen. Doch die Grundprinzipien seiner Methode – gezielte Übungen, nachhaltige Stärkung und ein ganzheitlicher Ansatz – sind aktueller denn je. Die Integration solcher Ansätze in moderne Therapiepläne könnte vielen Patienten dabei helfen, nicht nur ihre Schmerzen zu lindern, sondern auch ihre körperliche Gesundheit nachhaltig zu verbessern.
Rückenschmerzen müssen nicht von Dauer sein
Rückenschmerzen sind meist kein unausweichliches Schicksal, sondern ein Symptom. Wer die Ursachen versteht und aktiv an der Stabilisierung seiner Gelenke sowie seiner Gesundheit arbeitet, hat die besten Chancen, schmerzfrei zu werden – und es zu bleiben. Das zeigt meine eigene Erfahrung ebenso wie die Arbeit mit zahllosen Patienten.
Über den Autor
René Gräber studierte Pädagogik und Sportwissenschaften. Aufgewachsen in einer Ärztefamilie, kam er früh mit der Medizin in Kontakt – vor, unter und hinter dem Arzttisch. Bereits in seinen Zwanzigern war seine Krankenakte „so dick wie die mancher 70-Jährigen“.
Sein eigenes Leid führte ihn jenseits der klassischen Medizin schließlich zur Naturheilkunde. Die erfolgreiche Selbstbehandlung legte den Grundstein für seine seit 1998 bestehende Praxis mit den Schwerpunkten Naturheilkunde und Alternativmedizin.
Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker. Für Informationen zur Dosierung, Anwendung und unerwünschten Effekten von Heilpflanzen wird eine Beratung in der Apotheke empfohlen.
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