Ehe und Liebe mit Rückgabegarantie
Wir leben immer mehr in einer Zeit der Rückgabe-Garantie, nicht nur im Bereich von Kaufverträgen und Produkten, sondern auch, wenn es um Menschen geht. Heute möchten viele nicht nur problemlos zurückgeben können, was sie im Internet kaufen, sondern sie behandeln auch Beziehungen so, wenn Probleme auftauchen. Oder sie gehen ernsthafte Beziehungen von Anfang nur noch unter Vorbehalt ein.
Dabei dominiert die Angst, etwas Besseres zu verpassen und sich unnötig zu binden. Man fürchtet, dass einem nicht nur die besseren Produkte, die schöneren Jobs oder die cooleren Partys durch die Lappen gehen, sondern auch die besseren Partner.
Wie soll man zu einem Menschen ganz „Ja“ sagen können, wenn man davon ausgeht, dass irgendwo da draußen vielleicht eine bessere Partie wartet? Irgendwo da draußen kann alles Mögliche warten. Aber diese Vorstellung ist keine Grundlage für eine stabile Beziehung.
Liebe mit Rückgabegarantie, so etwas gibt es nicht. Der anhaltende Vorbehalt, die laufende Angst, etwas zu verpassen: das führt in die Einsamkeit. Aber aus welchem Grund haben heute vor allem junge Menschen offenbar diese Angst?
Ist die Qual der Wahl so groß, dass man meint, es sei besser, sich überhaupt nicht mehr festzulegen? Lieber abwarten und schauen, was sonst noch so geboten wird im digitalisierten Raum der Dauerchancen und Oberflächenreize? Steckt das dahinter? Oder geht es am Ende um ein falsches Verständnis von Freiheit?
Der moderne Mensch sagt sich: „Je mehr Auswahl ich habe, je mehr Möglichkeiten, desto freier bin ich.“ Das ist irgendwie logisch, wenn man Freiheit als Summe seiner Optionen betrachtet. Dann muss man immer schauen, dass man möglichst viele Optionen offenlässt, dass man sich nicht festlegt, sonst verliert man ja seine Freiheit. Das führt aber in die Irre.
Im Wesentlichen ist Freiheit nämlich kein äußerer Vorgang des Auswählens von Optionen, sondern ein innerer Zustand. Frei ist nicht, wer viel Auswahl hat, sondern frei wird, wer die richtigen Entscheidungen getroffen hat. Entscheidungen, die ihn auch frei von sich selbst machen.
Wer es in Beziehungen wagt, einen Menschen ganz zu lieben und sich darin selber zu übersteigen, herauszukommen aus der Enge des bloß Eigenen, der kann frei sein und Glück erfahren. Mit den Worten einer alten buddhistischen Weisheit: „Bindung und Freiheit sind sich in der Liebe kein Feind. Denn Liebe ist die größte Freiheit und doch die größte Bindung.“
Giuseppe Gracia (55) ist Schriftsteller und Kommunikationsberater. Sein neuer Roman „Schwarzer Winter“ (Fontis Verlag, 2023) handelt von terroristischen Klimaaktivisten.
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion