Kein Wunder, dass die Frauen auf die Straße gehen – Ein Livebericht aus Kandel

„Kandel ist für mich eine liebenswerte kleine Stadt in der Südpfalz, keine 30 min. von meinem Zuhause entfernt. Doch die Idylle hat Risse bekommen“, schreibt der Journalist Dirk Klostermann. Er war in Kandel, um zu beobachten und sich selbst eine Meinung zu bilden. Hier sein Bericht.
Von 25. März 2018

Kandel ist für mich eine liebenswerte kleine Stadt in der Südpfalz, keine 30 min. von meinem Zuhause entfernt. Doch die Idylle hat Risse bekommen seit dem Tod von Mia, einem, 15-jährigen einheimischen Mädchen, ermordet von ihrem Freund, einem jungen afghanischen Flüchtling.

Die Tat hat mich sehr betroffen gemacht. Ich habe an einem Trauermarsch teilgenommen und zum Gedenken und aus Anteilnahme eine weiße Rose am Tatort niedergelegt, wie viele andere auch. Ich habe den Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kandel am Rande des Geschehens bemerkt, gemeinsam mit etwa 20 Bürgern und ihren bunten Regenschirmen. Bunte Regenschirme auf einem Trauermarsch? – Eine Provokation.

Dann wenig später eine Meldung in den sozialen Medien. In Kandel demonstrieren Frauen gegen Gewalt. Mütter machen sich Sorgen um Ihre Kinder. Kein Wunder angesichts der Ereignisse.

28. Januar: Demonstrieren gegen Menschen, die gegen Gewalt sind?

Ich bin hingegangen um zu beobachten und mir meine eigene Meinung zu bilden.

Auf dem Marktplatz eine Gegendemo von Bunten Kandler Bürgern, Gewerkschaften, Linken und der Antifa (darunter auch Lehrer aus Kandel). Gerade mal 150 Menschen gegen 1.500 Mütter, Väter und Bürger, die gegen Gewalt friedlich auf die Straße gehen. 150 Demonstranten, auf deren Seite auch Bürgermeister Poß mit seinen Getreuen zu finden war. Demonstrieren gegen Menschen, die gegen Gewalt sind?

Poß und die Seinen wähnen sich auf der Seite der moralisch Guten. Das sind die Toleranten, die Bunten und Weltoffenen. Alle anderen sind Populisten und Rechtsradikale, ließ Poß die Presse wissen.

Und nun heute wieder eine Demo in Kandel, eigentlich zwei. Man wolle den „Rechten“ und „Nazis“ nicht das Feld überlassen. Demo am Bahnhof „Wir sind Kandel“; Demo auf dem Marktplatz „Kandel ist überall“. Ich wollte beide Seiten hören und sehen.

24. März 2018: Die Kandeler Bürger bleiben zu Hause

Strahlendes Demo-Wetter in Kandel. Am Ortseingang Polizeikontrolle. Ein Polizeihubschrauber kreist. Auf dem Bahnhofsvorplatz ein 40 Tonner mit professioneller Bühnentechnik, wie zu einem Open-Air Konzert. Eine Band ist für das Warm-up zuständig. Texte „gegen Rechts“, Nazis, Fremdenfeinde. Das übliche Vokabular. Als Show-Einlage und Special Guest ein Sänger aus Afrika. Die Botschaft: Wir sind bunt und weltoffen. Ach ja: Die Band ist auch „gegen kapitalistische Chinesen, die in Afrika die Menschen ausbeuten“. Ein typisches Thema für die „Sorgen Kandler Bürger“ also.

Auf dem Platz vor der Bühne eine bunte Mischung aus Gewerkschaftern, Antifa-Fahnenträgern, Öko-Trommelaktivisten und erklärten Nazi- Gegnern.

Sehen so die „lieben Bürger von Kandel“ (geschätzte 1.200) aus“, die die Ministerpräsidentin Malu Dreyer im Demo-Hauptprogramm begrüßte? In der Bahnhofsgaststätte traf ich dann Bürger aus Kandel. „Ich mache mir Sorgen um die Sicherheit meiner beiden Töchter. Die lasse ich nicht mehr abends alleine aus dem Haus gehen“ sagte ein Kandler Vater.

„Wie viele echte Kandler Bürger demonstrieren denn da draußen“ wollte ich von ihm wissen. „Kaum jemand, die sind alle zuhause“.

Woher die Demonstranten am Bahnhof wirklich kamen, konnte man an den Kennzeichen der Busse mit dem Gewerkschaftslogo hinter der Windschutzscheibe ablesen: Rüdesheim, Mainz, Emmendingen, Heidelberg, Saarbrücken und aus dem 200 km entfernten Trier.

Dann gab es noch eine andere Gruppe von Teilnehmern der Veranstaltung „Wir sind Kandel“. Schwarz gekleidete Antifa-Aktivisten, teilweise vermummt, in Gemeinschaft mit Linken, umringt von Polizei in Kampfmontur. Die nahmen zweidrittel des Bahnsteiges in Beschlag. Ein Empfangskomitee für bahnreisende Demonstranten der Gegenseite mit lauten einstudierten Parolen. Sehen so die Bürger von Kandel aus, der beschaulichen kleinen Pfälzer Gemeinde?

Am Bahnhof von Kandel, 24. März 2018. Foto: Dirk Klostermann

Am Bahnhof von Kandel, 24. März 2018. Foto: Dirk Klostermann

Malu Dreyer sagte nicht viel, was man von einem SPD Politiker nicht schon an Textbausteinen gehört hätte. „Wir wollen alle friedlich, tolerant und respektvoll zusammenleben und uns nicht von andersdenkenden Hetzern davon abbringen lassen.“ Das galt natürlich den Andersdenkenden auf dem Marktplatz. Die „Guten“ waren am Bahnhof.

Mein Eindruck: Hier wurde eine Politshow inszeniert.

Man wollte beweisen, dass die „Guten von Kandel“ in der Mehrzahl sind. Alle anderen sind Populisten und Rechtsextreme, denen man etwas entgegensetzen muss und seien es nur ein paar Busladungen von Demo-Touristen. Eine Veranstaltung mit Fake-Charakter.

Ortswechsel. Die Demo „Kandel ist überall“ auf dem Marktplatz.

Die Polizei hatte den Platz weiträumig abgesperrt, anders als am Bahnhof. Es gab keine Parkplätze und Umleitungen, die im Nichts endeten. Absicht?

Ca. 2.500 Teilnehmer hatten sich auf dem Platz versammelt. Die veröffentlichte Zahl der Polizei (1.000) war definitiv falsch. Die Organisation war wohl eher eine Eigenleistung. Hier waren keine bezahlten Profis am Werk. Die Pritsche eines Kleintransporters diente als Bühne. Die Technik war bescheiden. Die Stadt hatte die anliegende Stadthalle mit einem Großbanner dekoriert „Wir sind Kandel“. Von der Fassade grinsten zwei Smileys. Das sollte die Teilnehmer offensichtlich provozieren. Ziemlich unpassend angesichts der tragischen Geschichte von Kandel.

Von dem benachbarten Haus der Kirchengemeinde dröhnte Disco-Musik, als Störung für die „rechten Demo“ gedacht. Es gab Anzeigen bei der Polizei. „Man arbeite daran, könne aber nichts machen“, so ein Beamter.

Eine ältere Dame war mit dem Zug aus Mannheim angereist. Sie fühle sich als Demokratin und wolle etwas gegen die Zustände tun.

Kommen Sie mal nach Mannheim. Dann wissen Sie, wovon ich spreche. Man traut sich ja kaum noch aus dem Haus“.

Sie sei es leid als Populistin und Rechte verunglimpft zu werden. Hier am Bahnhof in Kandel wären viele Reisende nicht ausgestiegen, aus Angst vor den vielen vermummten schwarzen Gestalten auf dem Bahnsteig.

Es waren keine Nazis, NPD-Mitglieder oder Rechtsextreme, die auf dem Marktplatz gegen die Flüchtlingspolitik, gegen Bürgermeister Poß und Malu Dreyer demonstrierten. „Merkel muss weg“ – Ist man deshalb ein Rechtsradikaler? Es waren ganz „normale Bürger“ die von ihrem Staat die Rückkehr zur Rechtsstaatlichkeit forderten.

Die Sprecherin der Veranstaltung rief zu einer Gedenkminute für die ermordete Mia auf. Es wurde plötzlich still auf dem Marktplatz von Kandel. – Nur im Hintergrund dröhnte die Disko-Musik aus dem Haus der Diakonie.

Dirk Klostermann, Journalist

 

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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