Jetzt sind Afrikas Ressourcen dran

Interview mit John O‘Shea vom Hilfsdienst „Goal“ über die Einverleibung Afrikas durch das chinesische Regime
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Epoch Times1. Juli 2008

Der Vorstandsvorsitzende des irischen Wohlfahrtsverbandes „Goal“, John O‘Shea, sprach mit der Epoch Times über seine Besorgnis über die Vorgangsweise des Regimes in China und wie es mit seiner Politik der Kreditvergabe an die afrikanischen Länder Vorteile für sich herausschlägt. O‘Shea erklärt, wie Afrika gegenwärtig vom chinesischen Regime seiner Ressourcen entledigt wird, und wie die Welt dabei ein Auge zudrückt.

Goal wurde 1977 gegründet und half Straßenkindern in Kalkutta. Seitdem ist der Verein bei nahezu jeder wichtigen Natur- oder von Menschen gemachten Katastrophe zu Hilfe geeilt und hat die Ärmsten der Armen erreicht.

Epoch Times: Wie hat das Auftauchen Chinas in Afrika die Stabilität des Kontinentes und auch die Arbeit von Goal und anderer Wohlfahrtsorganisationen beeinflusst?

O‘Shea: Aufgrund der Arbeit von Goal und anderer Hilfsorganisationen konnte das Leben vieler hunderttausender Menschen gerettet werden, aber im gesamten Kontext sind wir immer noch sehr klein. Aber wir arbeiten an der Basis, so können wir beobachten, was passiert. Wirklich beunruhigend an Chinas Einwirken ist Folgendes: Die internationale Gemeinschaft ist, was Verantwortlichkeiten, Kapitalbeihilfen, Kredite und dergleichen angeht, immer sehr lax vorgegangen. Hat man an afrikanische Despoten Kredite vergeben, ging es immer mehr um die Frage, dass man gehofft hat, sie würden das Geld dazu einsetzen, ihren eigenen Leuten zu helfen. Wobei man genau gewusst hat, dass man es mit einigen der korruptesten Regimes des Planeten zu tun hat.

In der jüngeren Vergangenheit jedoch gab es ernsthafte Bemühungen, besonders von zweien der drei letzten Präsidenten der Weltbank, ein Modell von Auflagen und Verantwortlichkeiten in den gesamten Prozess der Darlehensvergabe zu integrieren. Bedauerlicherweise verloren beide ihre Posten, als sie sich mit der Korruption befassten.

Andere westliche Regierungen, hauptsächlich aus nördlichen Ländern, machen sich Sorgen um die Korruption, aber der Großteil der westlichen Regierungen zeigt leider kein Interesse. Aber auch wenn sie es tun würden, das Auftauchen der KPCh auf der Bildfläche hat den Apfelkarren komplett umgeworfen, denn sie interessiert sich nicht für Verantwortlichkeiten oder Konditionen. Braucht eine Nation in Afrika viel Geld und weiß, die KPCh gibt es ohne Auflagen, und es besteht auch keine große Eile zur Zurückzahlung, weil China nur die Rohstoffe will, nicht das Geld, sind das extrem schlechte Neuigkeiten für die Ärmsten auf diesem Planeten.

Das ist der zentrale Punkt, dass sie bereit sind, das Geld auf eine Weise bereit zu stellen, sagen wir zum Beispiel, eine Bank oder Baugenossenschaft vergibt ein enormes Darlehen an eine Person, die ein Haus kaufen möchte, beaufschlagt aber keinerlei Zinsen, dann wird sich sicher jeder einen Kredit nehmen. Das bedeutet, die anderen Banken werden kämpfen müssen.

Epoch Times: Warum tun die Chinesen das?

O‘Shea:
Sie machen es wegen ihres unstillbaren Appetits nach Rohstoffen, Chinas rapidem Wirtschaftswachstum und Bevölkerungszuwachs. Der einzige Weg, dieses Problem zu lösen, liegt in der Beschaffung von mehr natürlichen Ressourcen. Afrika ist die Heimat der Rohstoffe, also ist es nicht das Geld, das China von Afrika möchte. Fakt ist, dass die korrupten afrikanischen Regierungen ihre Schulden gar nicht zurückzahlen können. Das sind die guten Neuigkeiten, was sie nämlich nicht in cash bezahlen können, werden sie in Form von Rohstoffen zurückzahlen müssen. Deshalb werden Kohle, Öl und Diamanten schneller als vorher von Afrika nach China fließen, Darfur ist ein Beispiel dafür.

Europa und Amerika wurden überrascht, das haben sie erkannt, daher die Unlust aller Länder, Irland eingeschlossen, die Aufgabe der Konditionen und Verantwortlichkeiten anzugehen. Weil sie alle Angst haben, dass die afrikanischen Regierungen zu ihnen sagen, sie sollen doch zur Hölle gehen, wir wollen euer Geld nicht, weil wir es von China bekommen, ohne irgendwelche Bedingungen. Die Dritte-Welt-Experten, die den Kontinent studieren, kommen mit allen Arten von verschachtelten Erklärungen für Chinas Beteiligung, die Quintessenz ist Habgier, nichts Anderes.

Epoch Times: Wird Afrika in Schulden und Korruption versinken, oder kann dem Kontinent immer noch geholfen werden?

O‘Shea: Will man Afrika helfen, braucht man vielleicht ein halbes Duzend Leute wie Mandela innerhalb Afrikas und ein paar von ihnen außerhalb. Ich sehe niemanden in Afrika, der Mandela ähnelt, und ich glaube nicht, dass ich je einen sehen werde. Es gab nie jemanden von einer westlichen Regierung oder dem UN-Sicherheitsrat, der diese Art von Interesse gezeigt hätte, die notwendig wäre, die Leben von Hunderten von Millionen Menschen zu retten, die in Not sind. Wir können immer wieder nur nach Darfur sehen und wie wir es zulassen, dass die Leben von drei Millionen Menschen an einem Faden hängen, weil wir nicht einmal den Mumm haben, einen Olympiaboykott anzudrohen, denn China könnte uns ja wirtschaftlich den Hahn zudrehen.

Epoch Times: Wie sehen Sie die aktuelle Sitution in Simbawe?

O‘Shea: Was Simbabwe betrifft, die afrikanischen Länder, auch Südafrika scheint das nicht zu kümmern, wo – wenn der westliche Ansatz nur lauwarm ist – jeder sagt, dass es fürchterlich ist. Alle geben sie Statements heraus, aber ich sehe keine Armeen an den Pforten, die Mugabe bedrohen und sagen, wir sind besorgt über die ehrbaren Menschen in Simbabwe, die Opfer des Hungers geworden sind. Politiker tun, was Politiker tun, sie reden und machen Lärm, aber sie erfüllen die Erwartungen nicht. In diesem Kontext, in dieser Situation, in dieser Umgebung sterben Tausende von Menschen.

Epoch Times: Kann die Situation in Afrika verbessert werden, so lange die KPCh diesen Einfluss hat?

O‘Shea:
Vielleicht wird es nie ein gemeinsames Betätigungsfeld geben, wenn es um Verhandlungen mit dem chinesischen Regime geht. Mein Hauptanliegen ist jedoch, zu versuchen, den Bedürftigsten helfen zu können. Aus meiner 30-jährigen Erfahrung heraus kann ich sagen, die Art und Weise, wie man versucht hat, den Ärmsten der Armen zu helfen, ist fehlgeschlagen. Wäre das ein Geschäft und es würde scheitern, du würdest etwas Anderes versuchen und nicht auf die gleiche Art weitermachen. Warum hat man nicht den Mut, einen anderen Weg zu gehen? Der Gemeinschaftssinn fordert, sich nicht mit korrupten Regimes einzulassen, weil man am Ende Leute stützt, die andere umbringen. Das ist in sich selbst moralisch unvertretbar.

Ein Weg nach vorne für die Regierungen wäre, sich für ein Land einzusetzen und das Land so zu behandeln, wie das auch ein multinationales Unternehmen tun würde. Es geht hin, bekommt die Genehmigung, seine Fabriken zu errichten, stellt lokale Arbeiter ein. Wir könnten dasselbe über die Regierungen tun. Wir könnten die Infrastruktur bereitstellen, die lokalen Einwohner beschäftigen, aber wir würden das Scheckbuch behalten, was sich gänzlich unterscheidet davon, wie die meisten Regierungen operieren. Sie geben das Geld an die korrupten Regierungen.

Von der Ausstattung von Kliniken oder dem Straßenbau könnten möglicherweise die Ärmsten und die am meisten Gefährdeten profitieren. Ich sage nicht, das ist die perfekte Lösung. Ich biete nur eine Alternative an. Mit 30 Jahren Berufserfahrung hat man vielleicht eine Art Autorität, sich so zu äußern.

Epoch Times: Während Ihrer 30 Jahre mit Goal, war die Situation je so düster, wie sie momentan ist?

O‘Shea: Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. Ich war unten in Kambodscha, als Pol Pot seine Leute ausrottete. Ich war in Äthiopien, genau während der dortigen Hungersnot. Ich war in Ruanda, als eine Million Menschen umgebracht wurde. Ich war in Somalia während der somalischen Tragödie, erlebte die Katastrophe im Sudan, Honduras … Das war alles furchtbar, Tod ist Tod und Leiden ist Leiden. Menschen wie Martin Meredith, der umfangreich über Afrika geschrieben hat und viel mehr darüber weiß als Leute wie ich, hat gesagt, dass es keine Verbesserung gegeben hat, seit die erste afrikanische Regierung die Unabhängigkeit erhalten hat. Die positive Ausnahme ist Botswana. Das ist anständig gesagt.

Epoch Times: Was ist Ihre Motivation, so lange für „Goal“ zu arbeiten?

O‘Shea: Ich glaube, ich bin für diese Arbeit bestimmt, das Leben eines jeden Menschen ist vorherbestimmt. Die Goalies (Mitarbeiter bei Goal) sind Ärzte, Schwestern, Ingenieure und so weiter. Sie leisten phänomenale Arbeit, indem sie den Fußstapfen der Missionar folgen, die vor über hundert Jahren nach Afrika gegangen sind. Könnte irgendeiner dieser Menschen, die wir retten, eine Figur wie Mandela werden, dann hätte sich all die Mühe gelohnt. Es lohnt sich auch so, weil ich denke, wir haben eine moralische Verpflichtung als menschliche Wesen, das zu tun. Wir werden vielleicht alle ans Ende unserer Tage kommen und wissen, die Situation ist dieselbe wie vor 30 Jahren, als ich das erste Mal nach Kalkutta ging, aber das macht sie nicht nutzlos, all die Arbeit, die wir geleistet haben. Es gibt so viele Menschen, die sich verzweifelt um die Armen kümmern. In ihnen spiegelt sich unsere Arbeit wider.

Das Interview führte Martin Murphy.

Erschienen in The Epoch Times Deutschland Nr. 27/08


 

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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