Huawei unter der Lupe – Deutschlands Sicherheitslücke beim 5G-Ausbau | ET im Fokus
Wie tickt der Huawei-Präsident, dessen Unternehmen in Deutschland um den Aufbau des zukunftsträchtige 5G-Netzwerk bauen will? Ein Porträt des wahrscheinlich einflussreichsten Geschäftsmanns unserer Zeit, dessen Biografie einen bezeichnenden Titel trägt: „Soldaten-CEO Ren Zhengfei“.
Herr Ren (Chinesen stellen den Nachnamen vor den Vornamen), der selbst ein Jahrzehnt im chinesischen Militär gedient hat, ist auch heute noch ein Anhänger von Mao, dem größten Schlächter des an Tyrannen nicht gerade armen 20. Jahrhunderts. So lässt er vor Mitarbeiterversammlungen von Huawei gerne Lieder aus der Zeit der Kulturrevolution wie den „Marsch der Volksbefreiungsarmee“ oder „Solidarität ist Macht“ singen. Dort trichtert er seinen Mitarbeitern dann Konzepte ein wie „Es ist keine Schande, alles für das Marktwachstum zu tun“.
Auch Spionage, Herr Ren? Nein, das natürlich nicht, wird er nicht müde zu wiederholen.
Das von ihm 1987 gegründete Unternehmen sei von der kommunistischen Einheitspartei in Peking unabhängig. Es gäbe keine „Hintertüren“ in den Produkten von Huawei, und die Forderungen der Kommunistischen Partei nach Spionagediensten werde er „niemals akzeptieren“. Jeder, der sich mit China aber nur ein kleines bisschen auskennt, weiß: Ohne die Gunst der Partei ist im Reich der Mitte kein Erfolg möglich.
Viele Länder glauben den gebetsmühlenartigen Beteuerungen des Herrn Ren auch nicht, wenn er jegliche Form von Datenklau kategorisch ablehnt. Australien, Neuseeland und die USA haben Huawei bereits verboten, beim Aufbau ihres 5G-Netzwerks dabei zu sein – wegen Spionageverdachts.
Dennoch stilisiert Ren Zhengfei sich, seinen Konzern und seine wegen Spionage in Kanada unter Arrest stehende Tochter Meng Wanzhou, die Finanzdirektorin von Huawei, zum Opfer. Ihre Verhaftung sei ein „politisch motivierter Akt“ und „nicht akzeptabel“, wie Ren die BBC wissen ließ.
Aufbau der Internetzensur als Turbo für Huaweis Geschäftsentwicklung
Die gesamte Geschichte von Huawei und jene ihres Gründers ist allerdings eng mit Überwachung und Kontrolle verbunden. Das Unternehmen verdiente sich in China seine Sporen unter anderem mit dem Aufbau des „Golden Shields“, der Internetzensur. Allein von Beginn des Projekts im Jahr 2001 bis Ende 2002 gab Chinas Regime 6,4 Milliarden Yuan (etwa 670 Millionen Euro) für das Projekt aus. Dass solche Summen ohne Einflussnahme von hohen Funktionären aus der Partei und des Geheimdiensts geflossen sind, ist angesichts der politischen Struktur in China so gut wie undenkbar.
Im Reich der Mitte ist allgemein bekannt: Ein Unternehmen kann ohne gute Verbindungen mit der Partei nicht hoch kommen – und schon gar nicht, wenn es im Sicherheitssektor tätig ist. Um diese Verbindungen zu sichern, hat das offiziell als Privatunternehmen geführte Huawei über 300 Parteikomitees, die innerhalb des Konzerns tätig sind. Von den rund 180.000 Mitarbeitern sind 12.000 Mitglieder der Kommunistischen Partei. Zieht man die rund ein Viertel aus dem Ausland stammenden Mitarbeiter von der chinesischen Belegschaft ab, so sind das knapp neun Prozent oder beinahe jeder elfte Mitarbeiter. Noch dazu werden Parteimitglieder bevorzugt in Führungspositionen eingesetzt. Wer es also mit einem Huawei-Manager zu tun bekommt,hat ziemlich sicher ein Mitglied der Kommunistischen Partei vor sich.
„Wir sind ein chinesisches Unternehmen, selbstverständlich unterstützen wir die Kommunistische Partei“
Aussagen wie jene von Ren Zhengfei beim Weltwirtschaftsforum in Davos 2015 lassen ebenfalls tief blicken: „Wir sind ein chinesisches Unternehmen, selbstverständlich unterstützen wir die Kommunistische Partei“.
Wie sehr Ren Zhengfei diese unterstützt – und sie ihn – wird bei einem Blick auf seinen Lebenslauf klar. Der 1944 geborene Ren ist seit 1978 Mitglied der Kommunistischen Partei Chinas. Im Jahr 1982 nahm er sogar am 12. Parteikongress teil. Sein erster Schwiegervater war in den 1980er Jahren Stellvertretender Gouverneur von Sichuan. Durch ihn soll Huawei in den Anfangsjahren viele große Aufträge von staatlichen Unternehmen zugeschanzt bekommen haben.
Der zwischen 1993 und 2002 als Disziplinarfunktionär der Kommunistischen Partei tätige Wang Youqun sagte zur Epoch Times: Huawei sei nach Aussage eines ihm bekannten ehemaligen Huawei-Mitarbeiters ein Unternehmen, das für die Geheimdienste eingesetzt werde. Es diene der „früheren Dynastie“ des ehemaligen Staats- und Parteichefs Jiang Zemin. Abgesehen von Vetternwirtschaft und Korruption ist Jiang dafür bekannt, dass er immer neue Menschenrechtsverletzungen einleitete, vor allem die landesweite Kampagne gegen die spirituelle Praxis Falun Gong im Jahr 1999.
Die Vorliebe des Herrn Ren für seine Sekretärinnen
Zum Bild des diebischen „Waschbären“, der nur äußerlich so wirkt, als könnte er kein Wässerchen trüben, passt auch die Vorliebe von Ren Zhangfei für seine Sekretärinnen. Seine erste Frau verließ er wegen einer Affäre mit seiner Sekretärin. Diese wurde seine zweite Frau, als seine dritte Frau Su Wei noch in den Windeln lag. Diese seine Ehefrau Nummer 3 ist um 40 Jahre jünger als er und wurde in den 1980er Jahren geboren. Wieder war sie Rens junge Sekretärin, der er nicht widerstehen konnte. Wieder hatte er eine Affäre, wieder ließ er sich scheiden.
Bevor er zum Herzensbrecher wurde, studierte der junge Ren an der Universität von Chongqing Architektur. Dann schloss er sich der Roten Armee an und arbeitete in der Forschungsabteilung des Ingenieurskorps. In der Küstenstadt Shenzhen begeisterte er sich dafür, dass ein einfacher Arbeiter mehr verdienen konnte als er – zumindest lautet so die offizielle Geschichte. Mit einem Startkapital von rund 5.000 Dollar soll er Huawei gegründet haben. Rein wirtschaftlich eine Erfolgsgeschichte: Rens Anteile an Chinas „allsehendem Auge“, das über seine Produkte die Kontrolle über Flughäfen, Züge, Telekommunikation und Personendaten auf der ganzen Welt anstrebt, sind heute 1,6 Milliarden Euro wert. Doch glücklich macht das wohl nicht. „Ich vermisse meine Tochter“, sagte Ren erst Mitte Januar vor internationalen Medienvertretern. Dabei sah er ein bisschen wie ein trauriger Waschbär aus.
Kampfbereiter Alpha-Wolf im Waschbären-Pelz?
In der chinesischen Öffentlichkeit wird Ren jedoch lieber als kampfbereiter Wolf beschrieben. So steht auch in seiner Biografie „Soldaten-CEO Ren Zhengfei“ des bekannten chinesischen Wirtschaftsjournalisten Zheng Lisheng, dass die Marketingstrategie von Huawei als „Kampfkunst des Wolfes“ bezeichnet wird.
Warum der Wolfs-Vergleich in China auf besondere Gegenliebe stößt, ist leicht erklärt: Westliche Konzerne werden dort mit Löwen verglichen und Joint Ventures mit Leoparden. Jene chinesischen Unternehmen, die es im harten Marktkampf geschafft haben, zu überleben und erfolgreich zu sein, sind wie Wölfe: anpassungsfähig, zäh und mit unbedingtem Überlebenswillen und der nötigen Schläue ausgestattet schaffen sie es, mit Löwen und Geparden zusammenzuarbeiten, um ihren Teil der Nahrung zu erhalten.
Für Ren selbst sind Wölfe sehr unnachgiebige Tiere, haben einen scharfen Riecher und sind besonders in der Gruppe gefährlich. Und Ren Zhengfei, der Mann mit dem Waschbären-Gesicht, der Soldaten-CEO – er ist der unumstrittene Alpha-Wolf von Huawei.
Das unterstreicht auch die Beschreibung eines ehemaligen Vizepräsidenten von Huawei – von denen das Unternehmen übrigens über 100 hat – im chinesischen Nachrichtenmagazin “Newsweek” vom 13. Januar 2018: Li Yuzhuo erinnert sich an Ren als “dominanten Fanatiker”, der regelmäßig in Wutausbrüche verfallen sei. Einer dieser Jähzorns-Anfälle vor einer Runde von Vizepräsidenten habe eine halbe Stunde gedauert. Der Grund: Ein für Ren vorbereiteter Redetext gefiel ihm nicht. Das soll ihn so sehr in Rage gebracht haben, dass er seine Schuhe auszog und wie ein Rohrspatz schimpfend barfuß hin und her lief. Seine Büroleiterin brach in Tränen aus. Keiner der Anwesenden habe es gewagt, etwas zu sagen. Am Schluss seines Ausbruchs hatte Ren noch immer keine Schuhe an. Auf leisen Pfoten war der Alpha-Wolf trotzdem nicht unterwegs.
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