„Höllischer Preis“ – Was steckt hinter Trumps Warnung an die Hamas?
Die Hamas gab am 2. Dezember bekannt, dass 33 der von ihr am 7. Oktober 2023 entführten israelischen Geiseln getötet worden seien. Dies ist das erste Mal, dass das palästinensische Terroristen-Regime in Gaza die Zahl der ermordeten israelischen Geiseln seit Beginn des Krieges bekannt gegeben hat.
Unter den Geiseln befinden sich noch sieben Personen, die auch die amerikanische Staatsangehörigkeit besitzen. Auf diese Mitteilung reagierte umgehend der designierte US-Präsident Donald Trump. Er drohte auf seinem eigenen Social-Media-Kanal „Truth“:
„Wenn die Geiseln nicht vor dem 20. Januar 2025, dem Datum, an dem ich stolz das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten übernehme, freigelassen werden, wird der Verantwortliche, der diese Gräueltaten gegen die Menschheit begangen hat, einen höllischen Preis bezahlen. Die Verantwortlichen werden härter getroffen als jeder andere in der langen und bewegten Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika. LASSEN SIE DIE GEISELN JETZT FREI!“
Hamas verdreht Trumps Drohung
Als Reaktion darauf verbreitete der Hamas-Sprecher Basem Naim, über die linksgerichtete US-Wochenzeitschrift „Newsweek“ am 3. Dezember die Ansicht, dass es der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu sei, der eine Einigung blockiere. Er warf diesem vor, alle Einigungsversuche „sabotiert“ zu haben. „Wir standen oft kurz davor, einen Deal zu unterzeichnen, aber aufgrund seiner grausamen Handlungen und Entscheidungen scheiterten diese Übereinkommen.“
Und dann verdreht der Hamas-Sprecher die Drohung Trumps und behauptet: „Die Hamas versteht Trump so, dass seine Botschaft eigentlich in erster Linie an Netanjahu und dessen Regierung gerichtet ist“.
Über andere Medienkanäle ließ die Hamas verbreiten, sollte Israel seinen Militäreinsatz in Gaza fortsetzen, „könnten es die Geiseln für immer verlieren.“ Dies berichtete am 4. Dezember beispielsweise die Washingtoner Nachrichtenplattform „Straight Arrow News“. Mit dieser Maximaldrohung setzt die militante Palästinenserorganisation eine mediale Gegenwarnung auf die Äußerungen Trumps, die zeigen soll, dass sich die Hamas nicht einschüchtern lasse.
Hamas-Führer flüchten
Die Wahrheit sieht möglicherweise anders aus: Laut Informationen der israelischen Nachrichtenseite „Jewish News Syndicate“ (JNS) fliehen Hamas-Führer, die sich außerhalb des Gaza-Streifens aufhalten, in die Türkei und nach Malaysia. Auch Russland habe Hamas-Funktionären Zuflucht angeboten.
Einem weiteren israelischen Medium, „Kan News“, ist zu entnehmen, dass sich beispielsweise Khalil al-Hayya in Ankara niedergelassen habe. Er war einst Stellvertreter des am 16. Oktober getöteten Hamas-Chefs in Gaza, Yahya Sinwar.
Der britische Privatsender „Sky News Arabia“ verbreitete am 2. Dezember, dass die gesamte verbliebene Hamas-Führungsspitze zusammen mit ihren Familienangehörigen ihren jahrelangen Luxus-Sitz im Golfstaat Katar verlassen habe, und zwar in Richtung „verschiedener Ziele“.
Es ist bekannt, dass der militärische Flügel der Hamas seit mindestens 2010 enge Beziehungen zu dem fundamental-islamischen Staat Malaysia unterhält. Wie JNS berichtet, habe die Hamas 2010 fünfzehn Personen in das asiatische Land geschickt, um dort Gleitschirmfliegen zu trainieren.
Bei der Hamas-Invasion auf Israel am 7. Oktober 2023 setzten die Palästinenser tatsächlich Gleitschirme ein. Malaysia unterhält keine diplomatischen Beziehungen zu Israel. Wie die arabische Zeitung „The New Arab“ Anfang November berichtete, arbeitet Malaysia an einer UN-Resolution, um Israel aus der UNO auszuschließen. Als Begründung werden das israelische Verbot der UNRWA-Hilfsorganisation im Gaza-Streifen sowie der anhaltende Kampf gegen die Hamas angeführt.
Was will Trump?
Da sich Donald Trump nicht dazu ausließ, was konkret seine Drohung, die Verantwortlichen würden einen „höllischen Preis bezahlen“, heißt, kann nur gemutmaßt werden. Dennoch gibt es für Nahostkenner eindeutige Optionen, die die New Yorker Nachrichtenagentur „Jewish Telegraphic Agency“ (JTA) zusammengetragen hat.
Dort wird ausgeschlossen, dass Trump bei einer Weigerung der Hamas, ihren letzten Trumpf – die Geisel – aus der Hand zu geben, bereit wäre, amerikanische Soldaten in den Gaza-Streifen zu schicken. Begründung: Die amerikanische Gesellschaft sei es überdrüssig, immer wieder gefallene US-Soldaten in allen Herrenländern beklagen zu müssen.
Mit Trump im Weißen Haus werde die USA ohnehin wieder in eine Phase der Entkoppelung von den Konflikten dieser Welt treten, Trump strebe an, Kriege zu beenden und die heimische Wirtschaft zum Boomen zu bringen
Auf welche Weise also kann Trump überhaupt die Hamas zwingen, einzulenken? Die prominenten Hamas-Führer sind bereits überwiegend tot oder flüchten gerade ins Ausland. Nach Sinwars Tötung durch israelische Truppen hat die Hamas keinen Nachfolger für ihre verbliebenen Kämpfer im Gaza-Streifen benannt.
Konfrontation mir Erdoğan?
Jonathan Schanzer, Vizepräsident des Washingtoner Think Tanks „Defense of Democracies“ gibt sich überzeugt, dass die USA Sanktionen gegen jene Länder verhängen könnten, die den verbliebenen Hamas-Führern Zuflucht gewähren und sie finanziell unterstützen, darunter „insbesondere die Türkei“. Außerdem sei noch „kein voller Druck auf Katar ausgeübt“ worden“, das bis vor Kurzem das Hamas-Regime ebenfalls finanziert und unterstützt hatte.
Immerhin habe Katar jedoch zugesagt, dass es die Hamas-Führer auffordern werde, Katar zu verlassen. Was die Türkei anbelangt, könnten die USA ihre große Militärpräsenz abbauen. „Die Türken haben die Hamas unterstützt, und dennoch unterhalten wir auf dem Luftwaffenstützpunkt Incirlik sehr sensible Waffen und Personal“, gibt Schanzer zu bedenken.
J. Kimball, amerikanischer Experte für Terrorismusbekämpfung, glaubt in einem Statement bei JTA ebenfalls, dass die USA nun „Druck auf die Unterstützer der Hamas ausüben könnten“. Dies werde „insbesondere zur Türkei“ die Beziehungen „erschweren“. „Die Türkei ist eine viel größere Herausforderung, insbesondere der NATO-Faktor“, glaubt Kimball. „Es gibt jedoch Botschaften, die an die türkische Führung weitergegeben werden können, damit sie versteht, welche Rolle sie spielen muss.“
Allerdings räumen die Experten auch ein: Selbst wenn Trump jenen Staaten, die Hamas-Führer aufgenommen haben, die „Daumenschrauben anlegt“, sei damit nach wie vor unklar, ob die Terrorgruppe ihren Kurs ändern und die Geiseln freilassen würde. Die Frage bleibe bestehen, ob es die Hamas „an diesem Punkt wirklich noch interessiert“.
Fehler von Obama nicht wiederholen
Klar ist aber auch: Donald Trump wird spätestens nach dem 20. Januar 2025 seinen ominösen Drohungen Taten folgen lassen müssen. Andernfalls würde er genauso wie Barak Obama Glaubwürdigkeit und Respekt in der Nahostregion verlieren.
Der vormalige Präsident Obama hatte für den Bürgerkrieg in Syrien im August 2012 nach eigenen Worten eine „Rote Linie“ gezogen: Wenn der syrische Machthaber Bashar al-Assad Chemiewaffen gegen das eigene Volk einsetze, werde man reagieren. Im Dezember 2012 folgte dann tatsächlich ein Giftgas-Angriff in Homs, ausgeführt durch die syrische Armee. Trotz Obamas Drohung passierte nichts.
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