Gold im neuen Glanze (Teil 1)
„Nach Golde drängt. Am Golde hängt doch alles. Ach, wir Armen!“ Schon Johann Wolfgang von Goethe war bekennender Goldfan – in seinem Faust lässt er Gretchen den berühmten Satz allerdings mit einer Klage enden.
Auch der Kaiser beklagt im zweiten Teil des Dramas seine mangelnden Reserven. „Ich habe satt das ewige Wie und Wenn. Es fehlt an Geld, nun gut, so schaff es denn”, beauftragt er Faust und Mephistopheles, die ihm zuvor ein verführerisches Angebot gemacht hatten: Man wolle Gold nicht kaufen oder verdienen, sondern es erschaffen. Das Versprechen konnte Mephistopheles nicht einlösen. Der Versuch der Alchemisten, aus Blei Gold zu machen, musste scheitern.
Gold erhält die Kaufkraft
Gold ist immer etwas wert und gilt als ultimative Reservewährung. Aber wie viel Gold benötigt man, um sich finanziell abzusichern – als Privatanleger und als Zentralbank? Man muss kein Goldbug sein (englisch gold bug für „Goldkäfer“ beschreibt Investoren, die Gold kaufen und auf einen langfristigen Bullenmarkt spekulieren), um die Vorteile als Investment schnell zu erkennen.
Gold ist eine Krisenwährung, Gold hat Kriege, Depressionen und mehrere Währungsreformen überstanden und wird seither immer noch als Anlage geschätzt. Gold kann das Gesamtrisiko eines Portfolios senken und in turbulenten Märkten ein stabilisierendes Element in einem Portfolio sein. In Maßen reduziert es daher das Gesamtrisiko einer Geldanlage. Gold ist ein knappes Gut. Zudem kann Gold – anders als Papiergeld – nicht beliebig vermehrt werden.
Notenbanken kaufen aktuell den Goldmarkt leer
Die Geldhüter bunkern so viele Tonnen des Edelmetalls wie seit Jahrzehnten nicht. Dahinter könnten auch düstere Absichten stehen. China wendet sich vom Dollar ab und kauft 181 Tonnen Gold – mehr als jedes andere Land auf der Welt.
Der aktuelle Goldrausch ist Teil der allgemeinen Bemühungen der Länder ihre Reserven vom Dollar weg zu diversifizieren. Einige Länder versuchen auch, ihre Handelsbeziehungen zu entdollarisieren, indem sie Transaktionen in lokalen Währungen durchführen. Nach Angaben des World Gold Council haben die Zentralbanken in Jahr 2023 bisher 800 Tonnen Gold gekauft. Das sind 14 Prozent mehr als im Vorjahr.
Privatanleger bereiten sich regelmäßig auf stürmische Zeiten vor und kaufen in Zeiten von Energiekrisen, wirtschaftlicher Unsicherheit und geopolitischen Krisen im Internet ganze Survival-Pakete. Neben Wasser, Dosenessen und einer Notstromversorgung kaufen sich auch regelmäßig Gold. Für den Ernstfall eben.
Angesichts dieser Lage ist bemerkenswert, dass nicht nur Privatleute im Jahr 2022 Gold horten, sondern auch die Zentralbanken so viel Edelmetall kaufen wie seit Jahrzehnten nicht. Alleine im dritten Quartal 2022 haben sie 399 Tonnen Gold gebunkert.
Im gesamten Jahr lagen die Goldkäufe damit so hoch wie seit 1967 nicht mehr, als der Dollar wohlgemerkt teilweise noch mit Gold gedeckt war. Viele Notenbanken kaufen laut einer aktuellen Umfrage Gold, weil anders als bei Bankeinlagen oder Staatsanleihen kein Ausfallrisiko besteht.
Zudem betrachten die Geldhüter das Edelmetall als langfristig inflationssicher und in Krisenzeiten vergleichsweise stabil. Und auf lange Sicht hat Gold inflationsbereinigt an Wert gewonnen, weit besser als andere Anlageklassen.
Knapp drei Viertel der Goldkäufe kommen von Notenbanken, die sich nicht namentlich zu ihren Käufen bekannt haben. Viele Experten vermuten hinter den riesigen Goldkäufen daher weit sinistere Motive: eine Zeitenwende an den Finanzmärkten. Wer als Notenbank nicht mit anderen Staaten, Währungen oder Banken zu tun haben will, setzt nun gerne auf das Edelmetall. Die Idee: hartes Gold statt sanktionsanfälliger Dollars und Staatsanleihen.
Goldstandard schon lange passé
Nach den USA hat Deutschland die größten Goldreserven weltweit. Angaben zu Goldbeständen der Zentralbanken beinhalten einen erheblichen Unschärfefaktor. Das liegt zum einen daran, dass manche Zentralbanken ihre Bestände gar nicht mehr melden, wie etwa Russland.
Traditionell lagerten Zentralbanken einen Großteil ihres Goldes in London, ausgerechnet in Tresoren der Bank of England. Seit Jahresanfang 2022 haben die Staaten jedoch rund 490 Tonnen aus dem riesigen Goldbunker abgezogen, vermutlich wohl in Richtung Heimat.
Die Funktion von Goldreserven war historisch die Golddeckung einer Währung, auch als Goldstandard bezeichnet. Hierfür war Gold im Sinne des Wortes nötig. Heute gibt es aber keinen Goldstandard mehr. Der letzte Goldstandard, das System von Bretton-Woods, ist seit über 50 Jahren Geschichte. Es scheiterte 1973 aus diversen Gründen.
Heutige Währungen sollen unabhängig von Gold funktionieren. Es sind ungedeckte Währungen. Aus meiner Sicht ein großer Fehler. Viele Zentralbanken halten auch gar kein Gold wie etwa Kanada, Norwegen oder Neuseeland. Oder ihre Goldbestände sind vergleichsweise gering wie etwa in Großbritannien, Australien, Luxemburg, Spanien, Dänemark oder Indonesien.
Goldbestände sind also Teil der Währungsreserven einer Zentralbank. In dieser Funktion steht Gold auf der Aktivseite der Bilanz wie jeder andere Aktivposten oder jede andere Fremdwährung auch. Als ein Asset unter vielen trägt Gold mit seinen bekannten Vorteilen hier zur Diversifizierung bei, ähnlich wie im privaten Vermögensportfolio.
Gold gilt als relativ wertstabil, hat kein Gegenpartei-Risiko und kann so die Funktion eines Risikopuffers übernehmen. Sympathien für hohe Goldreserven sind daher insbesondere in Kreisen zu finden die das heutige ungedeckte Geldsystem als krisenhaft erachten. Das reicht hin bis zu Stimmen, die für eine Wiedereinführung eines Goldstandards plädieren.
Gold als Anlage für jedermann
Ein Blick auf die vergangenen 45 Jahre zeigt, dass der Goldpreis manchmal heftig geschwankt hat. Immer wieder gab es Phasen der Unsicherheit, die Anleger und auch Notenbanken Gold zukaufen ließen und damit den Preis nach oben trieben. Höchstpreise wurden zwischen 1979 und 1983 sowie ab 2010 erzielt.
Seit 2020 hat der Goldpreis aufgrund der Corona-Krise, der weltweit anziehenden Inflation und des Kriegs in der Ukraine neue Rekordwerte in Euro erreicht. Oft spielt vor allem die Weltpolitik eine Rolle: der Konflikt zwischen den Vereinigten Staaten und Iran, der Handelsstreit zwischen China und den USA, der Brexit, kriegerische Auseinandersetzungen in der Ukraine und Palästina – alles unklare wirtschaftliche Folgen. Zudem stehen Währungen regelmäßig unter Druck. All das hat die Nachfrage nach Gold steigen lassen… und wird es weiter tun!
Gold ist nicht nur aktuell eine beliebte Anlageform, sondern steht schon seit Jahrtausenden für Reichtum und Wohlstand. Die Funktion des Goldes hat sich allerdings im Laufe der letzten Jahrhunderte etwas gewandelt. Besaßen früher ausschließlich sehr reiche und somit vermögende Menschen das Edelmetall, können heute selbst Kleinanleger schon in Gold investieren.
Heutzutage hat das Gold insbesondere die folgenden Funktionen: Sachwert als Kapitalanlage, Material zur Herstellung in der Industrie, Werterhaltungsfunktion, Inflationsschutz, Portfoliodiversifikation und unsystemischer Wertspeicher mit Diskretionsmöglichkeit.
Gold bitte als Gold, nicht als Papier
Wer in Gold investieren möchte, dem stehen grundsätzlich zwei unterschiedliche Optionen zur Auswahl. Zum einen können sich Anleger für ein physisches Investment entscheiden. Dies bedeutet, dass Sie in Goldbarren, Goldmünzen oder sogenannte Münzbarren investieren. Sie kaufen demzufolge tatsächlich einen Sachwert und können diese anschließend in Händen halten.
Zum anderen gibt es noch einen alternativen Weg, nämlich das sogenannte indirekte Investment. In diesem Fall investieren Sie Ihr Kapital vornehmlich in Rechte und Anteilscheine, weshalb für ein indirektes Investment in Gold am Finanzmarkt die folgenden Produkte zur Verfügung stehen: Goldaktien, Edelmetall-Fonds, ETFs bzw. ETCs, Zertifikate, CFDs, Optionen, Futures und Optionsscheine.
Von den meisten dieser Möglichkeiten ist abzuraten, denn in der Regel handelt es sich um Papierversprechen. Und Versprechen werden eben manchmal gebrochen. Bei einem indirekten Investment in Gold, also beispielsweise in Goldaktien oder Edelmetall-Fonds, liegen die weitere Risiken auf der Hand: Emittentenrisiko (wenn der Herausgeber von Wertpapieren seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen kann), Kapitalrisiko und Währungsrisiko.
Zudem kommen ggfs. steuerliche Aspekte hinzu, da einige indirekte Käufe im Gegensatz zum physischen Gold zu versteuern sind. So nicht beim Gold im physischen Eigentum. Es ist nach einer Haltedauer von 12 Monaten steuerfrei. Und es kann unsichtbar sein, also unsystemisch gehalten werden. Es ist kein Teil des Schuldensystems.
Zum Autor:
Rolf B. Pieper ist gelernter Bankkaufmann, Investmentbanker, Journalist, Vortragsredner, internationaler Finanzmarktexperte sowie Entwickler der Portfoliotheorie „TRIVERSIFIKATION“ sowie der „Wahre-Werte-Strategie“.
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