Gesundheitsbehörde zieht Warnungen gegen COVID-19 Medikament zurück

Ivermectin, ein seit 1987 eingesetztes Medikament, dessen Wirkstoff natürlichen Ursprungs ist, erlebt eine Renaissance in der Behandlung von COVID-19. Forschungen zeigen, dass es gegen eine Vielzahl von Viren, einschließlich SARS-CoV-2, wirksam sein könnte. Diese Entwicklungen werfen Fragen zur Rolle der traditionellen Medizin in modernen Therapieansätzen auf.
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Ivermectin: ein umstrittenes Medikament mit unerwartetem Potenzial.Foto: iStock
Von 3. April 2024

Nach lang anhaltenden Debatten bezüglich der Verwendung von Ivermectin im Zusammenhang mit COVID-19 hat die US-amerikanische Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde (FDA) entschieden, ihre Social-Media-Beiträge, die vom Gebrauch des Medikaments abraten, zurückzuziehen.

Ivermectin wird seit 1987 zur Behandlung von Krankheiten beim Menschen eingesetzt. Ärzte testen es auch für Krebserkrankungen außerhalb des COVID-19-Spektrums.

Von der Natur inspiriert: Wie ein Bakterium zur Entwicklung eines revolutionären Medikaments führte

Ähnlich wie viele preiswerte Heilmittel ist auch Ivermectin ein Geschenk der Natur, das auf eine längere Geschichte zurückblickt. Im Jahr 1975 machte Professor Satoshi Omura in Japan eine bedeutende Entdeckung: Er isolierte das Bakterium Streptomyces avermectinius und stieß dabei auf eine neue Substanz, Avermectin, ein Stoffwechselprodukt dieses Bakteriums, welches die Grundlage für Ivermectin bildete. In weiteren Schritten entwickelte er Avermectin zu einem sichereren und effektiveren Medikament weiter – zu Ivermectin.

Dieses Medikament hat weltweit Hunderte Millionen Menschen gerettet, die an zwei parasitären Krankheiten litten, die tropische Regionen seit Jahrhunderten heimgesucht haben – Flussblindheit und lymphatische Filariose. Es hat sich auch bei der Behandlung vieler anderer parasitärer Infektionen als wirksam erwiesen, einschließlich gastrointestinaler Rundwürmer, Milben, Zecken und Krätze. Es ist ein Medikament, das seit über 30 Jahren beim Menschen eingesetzt wird, ohne dass eine Resistenz entwickelt wurde, und es weist ein gutes Sicherheitsprofil auf.

Im Jahr 2017 veröffentlichte das „Journal of Antibiotics“ von „Nature“ den Artikel „Ivermectin: enigmatic multifaceted ‚wonder‘ drug continues to surprise and exceed expectations“ (Deutsch etwa: Ivermectin: rätselhaftes, facettenreiches ‚Wunder‘-Medikament überrascht weiterhin und übertrifft die Erwartungen).

Ivermectin hat sich zudem als wirksam gegen eine Vielzahl von RNA-Viren erwiesen, darunter solche, die AIDS, Dengue-Fieber, das West-Nil-Fieber, Zika, die Grippe, Gelbfieber und die Japanische Enzephalitis verursachen.

Wenn ein Virus in eine menschliche Zelle eindringt, nutzt es eine Art Transportmechanismus, um sich innerhalb der Zelle zu vervielfältigen und sich im ganzen Körper auszubreiten. Ivermectin kann diesen Transportmechanismus blockieren, wodurch die Vermehrung und Verbreitung des Virus gehemmt wird.

Zu Beginn der COVID-19-Pandemie erlangte es aufgrund seiner Sicherheit und vielseitigen Einsetzbarkeit weltweit Beachtung.

Durchbruch in der Parasitenhemmung

In der zeitgenössischen Pharmazieforschung wird oft ein Ansatz verfolgt, der sich auf die Entwicklung von Arzneimitteln konzentriert, die gezielt gegen spezifische Krankheitserreger wirken. Ivermectin stellt in diesem Kontext eine Besonderheit dar, da es seine Ursprünge in natürlichen Quellen hat und eine vielseitige Wirkungsweise im menschlichen Körper zeigt.

Ursprünglich wurde die Wirkung von Ivermectin darin erkannt, dass es bestimmte Muskelgruppen von Parasiten lähmt, ohne Säugetieren zu schaden. Diese Entdeckung führte zu einer breiteren Erforschung seiner Anwendungen und Wirkmechanismen. Die Forschung deutet darauf hin, dass Ivermectin möglicherweise das menschliche Immunsystem unterstützt, indem es die körpereigenen Abwehrkräfte stärkt und somit eine effektivere Reaktion auf unterschiedliche Krankheitserreger ermöglicht.

Dies unterstreicht die Bedeutung von Ivermectin als ein vielseitig einsetzbares Medikament, das über das herkömmliche Prinzip „eine Krankheit, ein spezifischer Fokus“ hinausgeht.

Verwendung zur Behandlung von COVID-19

Bei einem neuen Ausbruch eines Virus untersuchen Wissenschaftler häufig bereits vorhandene Medikamente auf ihre Wirksamkeit, weil die Entwicklung neuer Medikamente in kurzer Zeit meist nicht realisierbar ist. Ein Beispiel hierfür ist SARS-CoV-2. In diesem Zusammenhang zogen Wissenschaftler die Anwendung von Ivermectin in Betracht, welches sich als wirksam herausstellte und somit zu mehreren Erfolgen führte.

Im Jahr 2020 entdeckten australische Forscher, dass Ivermectin effektiv gegen SARS-CoV-2 wirken kann. Nur zwei Tage nachdem es zu einer Zellkultur hinzugefügt wurde, sank die RNA des Virus auf 0,001 Prozent ihres ursprünglichen Wertes – eine Reduktion um das 5.000-Fache.

Im September 2020 veröffentlichte ein Labor in den USA die Ergebnisse einer Modellstudie, welche zeigte, dass Ivermectin sich an die Spike-Protein-Bindungsstelle von SARS-CoV-2 binden und somit verhindern kann, dass das Virus an menschliche Zellen andockt, wodurch eine Infektion gestoppt wird. Ein Forschungsteam in Bangladesch stellte einen ähnlichen Effekt fest.

Im Juni 2021 kam eine indische Übersichtsarbeit unter Verwendung von auf Künstlicher Intelligenz basierten und molekulardynamischen Simulationsstudien zu dem Schluss, dass Ivermectin eine potenzielle Behandlung für COVID-19 sein kann.

In spezifischen Studien am Menschen hat es ebenfalls Wirksamkeit gezeigt. Eine umfangreiche, klinische Beobachtungsstudie in Brasilien, die 159.561 Teilnehmer einschloss, ergab, dass die Verabreichung von Ivermectin in einer Dosierung von 0,2 mg/kg Körpergewicht an zwei aufeinanderfolgenden Tagen alle 15 Tage während des Zeitraums der Omikron-Welle die Anzahl der Infektionen, Todesfälle und Krankenhausaufenthalte signifikant verringerte.

Zudem wies eine Echtzeit-Meta-Analyse von 101 Studien auf eine deutliche Verbesserung durch die Behandlung mit Ivermectin hin.

Einschränkungen und Vorsichtsmaßnahmen

Obwohl jedes Medikament seine Vorteile hat, sollten sie stets aufgrund möglicher Nebenwirkungen verantwortungsbewusst eingenommen werden.

Wenn Sie das Immunsuppressivum Tacrolimus einnehmen, sollten Sie Ivermectin meiden. Die Kombination dieser Medikamente kann unerwünschte Effekte haben und die Wirkung von einem oder beiden verstärken.

Ivermectin ist im Vergleich zu vielen anderen Medikamenten gegen Viren schon in der Testphase als besonders sicher eingestuft worden. Es ist weder krebserregend noch genotoxisch und hat keinen Einfluss auf die Fruchtbarkeit.

In Studien, bei denen Dosen verwendet wurden, die 10- bis 100-mal höher lagen als die üblicherweise für Menschen empfohlenen Mengen, zeigte sich, dass Ivermectin Fehlbildungen beim Ungeborenen verursachen kann. Daher wird wie bei vielen anderen antiviralen Medikamenten auch von einer Anwendung während der Schwangerschaft abgeraten.

Ivermectin gibt es mit unterschiedlichen Formeln für Menschen und Tiere, wobei die Dosierung für Tiere deutlich höher ist. Menschen sollten vorsichtig sein und eine versehentliche Einnahme großer Dosen Ivermectin vermeiden, da dies unnötigen Schaden verursachen kann.

Über die Autorin

Dr. Yuhong Dong ist medizinische Kolumnistin für The Epoch Times. Zuvor war sie als leitende medizinisch-wissenschaftliche Sachverständige und als Verantwortliche für Arzneimittelsicherheit bei Novartis Pharma in der Schweiz tätig. Dort wurde sie viermal mit dem Novartis-Preis ausgezeichnet. Sie besitzt präklinische Forschungserfahrungen in den Bereichen Virologie, Immunologie, Onkologie, Neurologie und Ophthalmologie. Außerdem hat sie klinische Erfahrungen in der Behandlung von Infektionskrankheiten und in der Inneren Medizin. Ihren medizinischen Doktorgrad sowie einen Doktortitel in Infektionskrankheiten erlangte sie an der Universität Peking in China.

Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.

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Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel: „FDA Concedes on Ivermectin, Yet Deeper Concerns Exist“. (deutsche Bearbeitung kr)

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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