Piepers Märkte: Steht eine neue Bankenkrise vor der Tür?

Es geht mit großen Schritten auf einen Bankenzusammenbruch zu. So zumindest die Einschätzung unseres Gastautors Rolf B. Pieper. Wie dabei alles zusammenhängt und welche Konsequenzen dies für Anleger bedeutet, führt er im Folgenden aus.
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Die Kreditausfallrisiken nehmen zu, was die Stabilität des Finanzsektors gefährdet. Symbolbild.Foto: wildpixel/ iStock
Von 24. Juli 2024

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Vor einigen Tagen wurden die Besitzer von Immobilienfonds aufgeschreckt. So rauschte beispielsweise der Wert des „UniImmo: Wohnen ZBI“ um knapp 17 Prozent in den Keller. So etwas gab es seit der Finanzkrise 2008 bei keinem offenen Immobilienfonds mehr.

Auslöser war eine Neubewertung des gesamten Immobilienbestandes des Fonds: Unabhängige Sachverständige schätzen den Wert um rund 860 Millionen Euro geringer ein als zuvor. Bis zur Korrektur umfasste das Fondsvolumen knapp 5 Milliarden Euro, nun liegt es unter der 4-Milliarden-Euro-Marke.

Anleger waren im Glauben, in eine recht sichere Anlage investiert zu haben. Tatsächlich werden Fonds dieser Art als Produkt mit geringer Risikoklasse geführt. Aber die Zitterpartie wird weiter anhalten. Anleger können nicht einfach so aussteigen – das geht bei den offenen Immobilienfonds erst 24 Monate nach dem Kaufdatum und dann auch nur mit Kündigungsfrist von zwölf Monaten.

Verkäufe an der Börse sind in dem Fall zwar sofort möglich, dort müssen sie aber oft mit Preisabschlägen rechnen.

Einerseits offenbart wieder einmal die Krise der „offenen Immobilienfonds“ das generelle Problem, wenn versucht wird, aus einem illiquiden Investment wie Immobilien ein liquides Investment in Form eines Publikumsfonds zu kreieren.

Für Sparkassen und Banken ist das Geschäft lukrativ. Sie verdienen an den hohen Provisionen. Andererseits wird der Markt für Gewerbeimmobilien mehr und mehr transparent – er steckt in einer schweren Krise. Die Preise für viele Gebäude sind im freien Fall.

Kredite, die nicht mehr getilgt werden können

Non-performing Loans, auch kurz NPL genannt, ist die englische Bezeichnung für notleidende Kredite. Dabei handelt es sich um Kredite, bei denen der Schuldner in Zahlungsverzug ist und diese nicht mehr freiwillig bedient. Weitere Bezeichnungen für Non-Performing Loans sind faule Kredite, Problemkredite oder zahlungsgestörte Kredite.

Die Definition, wann es sich um einen Non-performing Loan handelt, wird von den europäischen Aufsichtsbehörden etwas schwammig formuliert: Ein Kredit gilt als notleidend, wenn der Kreditnehmer seinen Zahlungen mehr als 90 Tage nicht nachgekommen ist oder wenn abzusehen ist, dass der Kredit durch finanzielle Schwierigkeiten auch weiterhin nicht bedient werden kann.

Die Kreditausfallrisiken bei Gewerbeimmobilien wachsen aktuell in einem gigantischen Ausmaß. 56 Prozent betrug die Steigerung des Volumens von Immobilien-NPLs im Jahr 2023. Für 2024 ist ein weiterer starker Zuwachs an Non-performing Loans zu erwarten. Laut NPL-Barometer ist ein Rekordstand notleidender Kredite in Sichtweite.

Der Fall der Signa-Gruppe zeigt, wie schnell Banken durch fragwürdige Kredite in Erklärungsnot kommen können. Und irgendwann werden die Bilanzen die Wahrheit aufdecken müssen.

Dominoeffekt der Pleiten

Non-performing Loans – da war doch was? Richtig! Es war der größte Konkursfall der US-Geschichte: die Pleite der Investmentbank Lehman Brothers am 15. September 2008. Und sie war der Höhepunkt einer Finanzkrise, die sich über viele Jahre angebahnt hatte.

Diese Krise löste in vielen Industriestaaten eine tiefe Rezession aus und war letztlich auch mitverantwortlich für die Eurokrise. Die Folgen sind bis heute spürbar – nicht nur wirtschaftlich, sondern auch politisch. Jetzt kehrt das Gespenst offenbar zurück.

Damals wie heute sank die Qualität der Kredite und es wurde immer schwieriger, eine neue Hypothek zu bekommen. Immer mehr Hausbesitzer gerieten mit ihren Raten in Verzug oder gaben die Zahlung ganz auf. Millionen Amerikaner verloren schließlich ihr Zuhause.

Bei den Investoren, darunter auch viele deutsche Institutionen, stiegen die Verluste. Hinzu kam, dass sich die Banken einen Großteil der Mittel für ihre Hypothekengeldmaschine über kurzfristige Kredite besorgt hatten. Das hatte fatale Folgen für das Finanzsystem.

Denn angesichts der steigenden Kreditausfälle zögerten Anleger, den Banken weiter Kapital zu leihen. Damit erreichte die Krise nach dem Immobilienmarkt auch das Finanzsystem.

Bilanzierungsregeln außer Kraft gesetzt

Heute sind insgesamt sechs bis sieben Billionen USD Kredite im Feuer, damals waren es in der Subprime-Krise „nur“ 1,5 Billionen USD.

Viele Banken haben in den letzten Jahren ihre Eigenkapitalquote halbiert oder komplett zerstört. Es riecht nach Bilanzkosmetik, bei einigen Marktteilnehmern scheinen die Bilanzierungsregeln außer Kraft gesetzt worden zu sein.

Die Refinanzierung ist zu einem Problem geworden. Circa 96 Prozent aller US-Anleihen bieten einen Prozentsatz, der unter dem der aktuellen Hypothekenzinsen liegt.

Hinzu kommen die offensichtlichen Marktreaktionen. So beträgt die Performance der Real-Estate-Aktien minus 50 Prozent gegenüber den Indizes. Dazu gesellt sich ein großer Insolvenztrend. Drüben wie hier erreichen wir Negativrekorde bei den Insolvenzen.

Die globale Staatsverschuldung der USA wird in absehbarer Zeit auf bis zu 44 Billionen Dollar steigen, die Zinskosten haben sich inzwischen auf 1,3 Billionen USD – auf das 2,5-Fache – erhöht. Aktuell werden Schuldverschreibungen und Anleihen in Höhe von 2 Billionen USD begeben, mehr als 50 Prozent im Jahr zuvor!

Neben der globalen Verschuldung sind es nicht nur die Hypothekenschulden. Die Ausfälle bei Konsumschulden in den USA erreichen den höchsten Wert seit zwölf Jahren. Bei den Konsumschulden sind die Kreditkartenschulden in den USA wohl der wichtigste Faktor im alltäglichen Konsum.

Mit einer Ausfallrate von aktuell 3,1 Prozent hat man das höchste Niveau seit Ende 2011 erreicht, als sich die US-Wirtschaft gerade von der Finanzkrise erholte. Beim Schnitt der Verzugsraten bei allen Arten von Konsumschulden (unter anderem Immobilienkredite nicht eingeschlossen) über Banken in den USA ist mit aktuell 2,62 Prozent Verzugsrate der höchste Stand seit dem Jahr 2012 erreicht.

Dramatische Instabilität des Finanzsystems

Bei den Kreditkartenschulden bei Banken in den USA, die nach Einlagen gemessen nicht zu den 100 größten Instituten gehören – die kleinen Regionalbanken also – liegt der Ausfall mit 7,8 Prozent auf einem Rekordhoch seit Beginn der Messung im Jahr 1991. Die kumulierten Kreditkartenschulden taxieren auf einem Rekordhoch bei insgesamt fast 1,2 Billionen USD.

Das freudige Konsumverhalten der US-Amerikaner auf Pump hat die Wirtschaft bisher noch stabil gehalten. Die riesige Verschuldung der größten Volkswirtschaft der Welt – sowohl auf Staatsseite als auch im Privatsektor lassen für den Bankensektor in Zukunft Schlimmes befürchten. Die Stabilität des Finanzsystems ist in Gefahr.

Wir stehen vor einem wenig beleuchteten Problem – der Geldschöpfung aus dem Nichts! Vor 25 Jahren schöpften die Banken acht- bis neunmal mehr Geld als die Zentralbanken – heute nur noch die Hälfte. Also ein Wachstum der Geldmenge, die sich aus sich selbst ernährt. Das hat planwirtschaftliche Züge und kannibalisiert die Marktwirtschaft.

Diese Staatsschuldenwirtschaft führt zu einer dramatischen Instabilität des Finanzsystems. Auf EU-Seite bedeutet dies, dass die EZB ein Casino geworden ist, an dem sich die deutschen Steuerzahler zu mehr 26 Prozent am eingezahlten Kapital beteiligen müssen – obwohl es 27 EU-Mitgliedsstaaten gibt.

Der Dominoeffekt ist immer der gleiche – Bankencrashs sind keine Verschwörungstheorie! Man muss sich einfach mit der Vergangenheit beschäftigen. Bei den Griechen waren 54 Prozent der Vermögen der Rentenkassen bei der letzten Bankenkrise ausgelöscht, die deutschen privaten Haushalte verloren rund 50 Milliarden Euro Vermögen. Dies kann sich heute leicht wiederholen.

Reale Furcht vor globalem Bankencrash

Wir befinden uns aktuell in einer Welt multipler Krisen, deren Auswirkungen noch dramatischer und einschneidender sein können als bei der letzten Wirtschafts- und Finanzkrise.

Seien Sie sich bewusst, dass Ihre Einlagen de facto Darlehen an Ihre Bank darstellen, die dann von der Bank weiterverliehen werden. Nur 1 Prozent muss die Bank für Auszahlungen an Kunden vorhalten.

Seien Sie sich bewusst, dass im Falle eines Bank Runs den Letzten die Hunde beißen. Seien Sie sich bewusst, dass die pure Mathematik das Versprechen der Einlagensicherung widerlegt.

Seien Sie sich bewusst, dass eine Regierung kurzerhand Aktionärsrechte aussetzen und sich auf ein Notrecht berufen kann (siehe Credit Suisse). Seien Sie sich bewusst, dass es kein Frühwarnsystem für Enteignungsszenarien gibt. Dieses Szenario wird aber gerne zur Gesundung des kranken Systems herangezogen.

Noch warten viele Kreditgeber ab, um Wertverluste nicht realisieren zu müssen – aber das Zeitfenster für eine „Wait and See“-Strategie sei begrenzt. Die Richtlinien der EBA (European Banking Authority) für die Behandlung von notleidenden Krediten führen zu einer intensiveren Überprüfung von Kreditsicherheiten durch die Europäische Zentralbank (EZB) und die Bundesbank.

Das wird teilweise erhebliche Einzelwertberichtigungen zur Folge haben. Banken müssen für Problemkredite nicht nur Lösungen finden, sondern auch mehr Eigenkapital unterlegen.

Da sind wir beim Kern des Problems – eine neue Bankenkrise steht vor der Tür! Die Bankenbeben in der USA und Schweiz im vergangenen Jahr waren nur ein kleiner Vorgeschmack. Die Furcht vor einem globalen Bankencrash ist real – jeder ist gefährdet!

Sogar die Aufsichtsbehörde BaFin gesteht zu, dass die deutschen Banken schlecht aufgestellt sind.

Das wirft für uns alle Fragen auf: Wann kommt der große Crash? Wie ist meine Bank aufgestellt? Was wird aus meinen Einlagen?

Neben den aktuell vorherrschenden Enteignungsszenarien wird dies die nächste Bedrohung für Ihr Vermögen, Wohlstand und Lebensarbeitsleistung sein. Sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt!

Zum Autor:

Rolf B. Pieper ist gelernter Bankkaufmann, Ex-Investmentbanker, Journalist, Autor, Vortragsredner, internationaler Finanzmarktexperte sowie Entwickler der Portfoliotheorie „TRIVERSIFIKATION“ sowie der „Wahre-Werte-Strategie“.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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