Mit militärischer Ambition: Chinas zwei Dekaden bemannter Raumfahrt

Das chinesische Regime zögert nicht, seine Raumstationen und großen bemannten Raumfahrtplattformen zu bewaffnen.
Titelbild
Trägerrakete mit dem Raumschiff Shenzhou-17 im Jiuquan-Satellitenstartzentrum in Nordwestchina.Foto: Pedro Pardo/AFP via Getty Images
Von 8. November 2023

Am 15. Oktober vor 20 Jahren feierte China seinen ersten bemannten Raumflug. Die russische Sojus-Raumkapsel Shenzhou-5 umkreiste die Erde in 21 Stunden 14 Mal, bevor sie mit Yang Liwei, einem ehemaligen Shenyang-J-6-Kampfpiloten der Volksbefreiungsarmee, an Bord landete [Shenyang J-6 ist ein chinesisches Kampfflugzeug, das auf der sowjetischen MiG-19 basiert]. [Im alten China nennen Chinesen ihr Land Shenzhou: Land der Gottheiten.]

Angesichts der Neigung der Kommunistischen Partei Chinas (KPC), die Chinesen und die Welt ständig an ihre glorreichen Errungenschaften zu erinnern, war der Jahrestag von Chinas und Yangs erstem Weltraumflug ein bescheidenes Ereignis in den staatlichen Medien: ein Interview mit Yang im chinesischen Staatsfernsehsender „CCTV“ und ein Artikel zum Thema in den chinesischen Zeitungen „China Daily“ sowie „People’s Liberation Army Daily“.

In einem Kommentar zu Chinas Raumstation Tiangong (Himmelspalast) beschrieb „China Daily“ Yangs Einschätzung mit den Worten: „Tiangong dient als nationale Experimentierplattform im Weltraum und bringt der gesamten Menschheit Vorteile.“

In seinem „CCTV“-Interview kam Yang der Wahrheit näher, indem er sagte: „Wie der Generalsekretär [der Partei, Xi Jinping] sagte, müssen wir eine Weltraummacht aufbauen.“

Die Propagandamaschinerie der KPC wird jedoch niemals zugeben, dass der Shenzhou-5-Flug den 20. Jahrestag des von der Volksbefreiungsarmee (People’s Liberation Army, PLA) kontrollierten chinesischen bemannten Raumfahrtprogramms markiert.

Von Anfang an diente das bemannte Raumfahrtprogramm auch dazu, Chinas militärische Fähigkeiten im Weltraum auszubauen.

Darin spiegelt sich die grundsätzliche Ablehnung der KPC gegenüber den langjährigen Bemühungen der USA und des Westens wider, „Normen“ für ein friedliches Verhalten im Weltraum zu schaffen, wie sie im Weltraumvertrag der Vereinten Nationen von 1967 und im Artemis-Abkommen der USA von 1920 zum Ausdruck kommen, dem sich inzwischen 31 Staaten angeschlossen haben.

Am 15. Oktober war der Shenzhou-5-Astronaut Yang eigentlich die sekundäre Nutzlast. Die primäre Nutzlast dieses ersten bemannten Raumflugs waren zwei große optische Kameras im Orbitalmodul des Raumschiffs, die für die PLA die optische Überwachung von Zielen auf der Erde im niedrigen Erdorbit durchführten.

Militärische Absichten im Vordergrund

Basierend auf dem dreiteiligen Design des russischen Sojus-Raumschiffs – Antriebsmodul, bemanntes Modul und orbitales Ausrüstungsmodul – überwachte das Orbitalmodul von Shenzhou-5 die Erde fünf weitere Monate lang bis zum 16. März 2004.

Vier frühere unbemannte Shenzhou-Missionen hatten ebenfalls militärische Nutzlasten an Bord: Shenzhou-1 (19. November 1999) hatte ein elektronisches Aufklärungssystem, Shenzhou-2 (9. Januar 2001) ebenfalls ein elektronisches Aufklärungssystem, Shenzhou-3 (25. März 2002) eine optische Kamera und Shenzhou-4 (29. Dezember 2002) eine optische Kamera und ein Radarüberwachungssystem.

Chinas provokanteste Dual-Use-Mission der frühen Shenzhou-Serie war jedoch die Mission Shenzhou-7 vom 25. September 2008, die in der chinesischen Propaganda als der erste bemannte Weltraumspaziergang Chinas bekannt ist.

Weder in der chinesischen Propaganda noch in den meisten westlichen Kommentaren wird erwähnt, dass Shenzhou-7 den 40 Kilogramm schweren Mikrosatelliten BanXing-1 „abfeuerte“, als Shenzhou-7 bis auf 45 Kilometer an der Internationalen Raumstation (ISS) vorbeiflog.

Diese Aktion wurde zuerst auf einer russischen Website für Weltraumfans gemeldet und später vom US-Büro für öffentliche Angelegenheiten der National Aeronautics and Space Administration (NASA) bestätigt.

Bei einer Umlaufgeschwindigkeit von 27.359 Kilometern pro Stunde war der Start eines Mikrosatelliten so nahe an der ISS leichtsinnig und gefährdete möglicherweise das Leben der beiden Russen und eines Amerikaners, die sich zu diesem Zeitpunkt an Bord befanden. Doch keine der beiden Regierungen protestierte gegen das bedrohliche und gefährliche Manöver des chinesischen Regimes im Weltraum.

Auf Angriff ausgerichtet

Die Shenzhou-7-Mission offenbarte auch etwas über den Charakter des von der PLA kontrollierten chinesischen Raumfahrtprogramms: Die Annahme der KPC, dass die ISS ein bewaffnetes militärisches Objekt sei, das einen Angriff rechtfertige, deutet darauf hin, dass China nicht zögert, seine Raumstationen und andere große bemannte Raumplattformen zu bewaffnen, einschließlich seiner Basen auf dem Mond und darüber hinaus.

Es besteht die Möglichkeit, dass die PLA über eine nicht näher bezeichnete voll bewaffnete Version des Shenzhou-Raumschiffs verfügt, dessen Orbitalmodul mit Raumziel- und Raketenabfangsystemen ausgestattet ist.

Die Tiangong-Raumstation ist der russischen MIR-Raumstation nachempfunden und basiert auf mehreren austauschbaren Großmodulen, das heißt, jedes Modul könnte durch ein Modul ersetzt werden, das mit Erdbeobachtungssystemen oder Waffen wie nuklearen Hyperschall-Gleitfahrzeugen (HGV) zum Angriff auf Ziele auf der Erde gefüllt ist.

Im Jahr 2024 wird China das 15 Tonnen schwere Weltraumteleskop Xuntian starten, das der Raumstation Tiangong folgen, aber auch an sie andocken kann.

Unter dem Vorwand, ein beschädigtes Xuntian zu ersetzen, könnte die PLA einen unabhängigen Kampfsatelliten auf der Grundlage des 14 Tonnen schweren Tianzhou-Frachttransporters starten, der der Tiangong dient, aber mit Raketen- oder Laserwaffen ausgestattet ist.

Erde-Mond-System im Visier

Wenn die PLA zum Mond fliegt, wird sie auch versuchen, der KPC militärische Vorteile über doppelte Verwendungszwecke zu sichern.

Aus Artikeln in chinesischen Weltraumzeitschriften geht hervor, dass die PLA möglicherweise bereits Pläne hat, große Radarstationen auf dem Mond zu errichten, um Ziele auf der Erde zu beobachten. Aber noch wichtiger ist, dass sie die USA und andere Weltraumobjekte im cis-lunaren Raum, dem Bereich zwischen Erde und Mond und den Lagrange-Punkten, überwachen will, um eine bessere Kontrolle über das Erde-Mond-System zu erlangen. [Innerhalb von Lagrange-Punkten herrscht ein Gleichgewicht der Schwerkräfte großer Körper wie Erde und Mond. Objekte an diesen Punkten benötigen minimalen Kraftaufwand, um ihre Position zu halten, weshalb sie strategische Standorte für Raumfahrtmissionen wie das Positionieren von Satelliten oder Raumstationen sind.]

Die wichtigste Lehre aus 20 Jahren militärisch bemanntem Raumfahrtprogramm Chinas ist also, dass politisch-diplomatische Maßnahmen zur Verhinderung militärischer Konflikte im Weltraum oder auf dem Mond, wie das von den USA geführte Artemis-Abkommen, nicht ausreichen, um die KPC von ihrem Streben nach militärischen Vorteilen und Kontrolle im Weltraum abzuhalten.

Solange die KP Chinas ihre Hegemoniebestrebungen auf der Erde nicht aufgibt, müssen die Vereinigten Staaten und ihre Partner im Weltraum Sicherheit anstreben. Das bedeutet, dass sie militärische Fähigkeiten im Weltraum benötigen, die sie gegen Pekings bemannte und unbemannte Weltraumsysteme zum Angriff auf die Demokratien einsetzen können.

Die in diesem Artikel geäußerten Ansichten sind die des Autors und spiegeln nicht notwendigerweise die Meinung von The Epoch Times wider.

Zum Autor

Rick Fisher ist leitender Mitarbeiter am International Assessment and Strategy Center in den USA.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „The Key Takeaway From 2 Decades of China’s Military-Manned Space Program“ (deutsche Bearbeitung jw).

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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