England verbietet Pubertätsblocker für Minderjährige – wie sieht es in Deutschland aus?

Während in England spätestens mit der Schließung der Tavistock-Klinik 2022 ein Umdenken gegenüber Pubertätsblockern und Hormongaben für Kinder und Jugendliche begonnen hat, ist in Deutschland noch kein Kurswechsel zu bemerken. Trotz warnender Stimmen.
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Die Wirksamkeit von Pubertätsblockern ist mit keiner Studie belegt.Foto: iStock
Von 26. März 2024

In England ist künftig die Verschreibung von Pubertätsblockern an Minderjährige verboten – so konnte man es in einer Veröffentlichung des Nationalen Gesundheitsdienstes (NHS) Mitte März lesen. Was ist geschehen?

Pubertätsblocker unterbrechen die hormonelle Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Dadurch bleiben die Geschlechtsorgane auf Kindergröße, die Fruchtbarkeit entwickelt sich nicht – Hand in Hand damit bleibt das Kind unfähig, einen Orgasmus zu erleben.

Für Mädchen zum Beispiel, die sich als Jungen identifizieren, haben diese Blocker einen Reiz, weil dadurch weibliche Attribute wie die Periode, Brüste und generell weibliches Aussehen ausbleiben. Für transidentifizierte Jungen gilt das Gleiche: Sie behalten ihr Kindergesicht, der Wachstumsschub bleibt aus, die Stimme bricht nicht.

Keine Studie, die Verbesserungen durch Pubertätsblocker zeigen würde

In England wurden Pubertätsblocker seit 2010 an transidentifizierte Kinder und Jugendliche verschrieben, die Nachfrage wuchs exponentiell, so zu lesen bei Helen Joyce „Fakten über Transgender“.

Solche Transkinder wurden vom nationalen Gesundheitsdienst an die Tavistock-Klinik überwiesen, die ihnen oft schon beim ersten Besuch ein Rezept in die Hand drückte.

2022 deckte Hannah Barnes mithilfe einiger Whistleblower die unhaltbaren Zustände in dieser Klinik auf. Es wurde nicht dokumentiert, wer welche Medikamente erhielt, es gab keine Studie zu den Langzeitfolgen, die Diagnosestellung war sehr zügig und entsprechend schlampig. Tavistock konnte noch nicht einmal sagen, wer bei ihnen in Behandlung gewesen war und wie oft sie Pubertätsblocker verschrieben hatten.

Ein Sturm der Empörung brach los, als einige Jugendliche berichteten, dass sie eigentlich nie zu ihren Problemen befragt worden waren, dass ihnen nie die Zeit gegeben worden war, nachzudenken, was sie eigentlich wollten. Einige hatten das Gefühl gehabt, sie müssten jetzt Schritt für Schritt weitermachen, bis hin zu Kastration oder Gebärmutterentfernung.

Tavistock musste in der Folge schließen. Eine eingesetzte Kommission stellte unter anderem fest, dass es keine Studien gab, die zeigten, ob es Kindern durch Pubertätsblocker eigentlich besser ginge. Oder welche Nebenwirkungen bestünden.

England zieht notwendige Konsequenz

In England wurde daraufhin eine Untersuchung über die Wirksamkeit der Blocker durchgeführt. Und ähnlich wie schwedische oder finnische Studien kam sie zu dem Ergebnis, dass es transidentifizierten Kindern mit Blockern kein bisschen besser geht als ohne.

Parallel dazu mehrten sich Studien, wonach Pubertätsblocker nicht nur die körperliche Entwicklung anhalten, sondern auch die Gehirnreifung. Des Weiteren gab es Probleme mit der Knochendichte sowie abgesenkter IQ, fehlende Geschlechtsreife und viele andere Nebenwirkungen. Und dem gegenüber keinen messbaren Nutzen.

Der NHS zog im Juli 2022 die Konsequenz und empfahl, dass Pubertätsblocker nur noch im Rahmen von klinischen Studien eingesetzt werden sollten. Obwohl empfehlen nicht anordnen ist, ging die Anzahl der Verschreibungen deutlich zurück. Letzte Woche nahmen in England weniger als 100 Kinder Pubertätsblocker.

Neu ist jetzt, dass aus der Empfehlung eine Anordnung wurde. In England werden jetzt alle Kinder durch ihre normale Pubertät gehen – sofern sie sich nicht per Postsendung aus Deutschland mit den Blockern eindecken.

Deutschlands Expertengremium setzt auf Gegenhormone

In Deutschland werden Behandlungsempfehlungen nicht durch den Bundestag oder Krankenkassen verabschiedet, sondern über Leitlinien von Expertengremien erarbeitet. Diese werden immer wieder überarbeitet, um auf dem neuesten Stand zu bleiben. Die neue Leitlinie „Geschlechtsinkongruenz und Geschlechtsdysphorie im Kindes- und Jugendalter: Diagnostik und Behandlung“ sollte bis Dezember 2023 veröffentlicht werden, steht aber noch immer aus.

Vorsitzender des Gremiums ist Prof. Romer, der für seine sehr transaktive Haltung bekannt ist. So fordert er zum Beispiel, Pubertätsblocker ab dem ersten Anzeichen der Pubertät verschreiben zu können, den Einsatz aber – wegen der Nebenwirkungen – auf zwei Jahre zu beschränken.

Danach soll auf Gegenhormone (Östrogen für Jungen und Testosteron für Mädchen) übergegangen werden. Diese Gegenhormone sterilisieren die Kinder, ihre Geschlechtsorgane können sich danach nicht mehr zu normaler Größe oder Funktionsfähigkeit entwickeln.

Die ersten Anzeichen der Pubertät treten um das neunte oder zehnte Lebensjahr auf – bei der Gabe von Gegenhormonen wären die jüngsten Kinder damit erst elf Jahre alt. Diese Position ist selbst unter Transaktivisten eine Hardlinerhaltung.

Pikant ist, dass die angekündigte neue Leitlinie auf der Homepage der AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften) kürzlich still und leise von S3 auf S2k herabgestuft wurde. Das klingt erstmal nach Fachchinesisch, enthält aber durchaus Dynamit.

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Leitlinienklassifikation der AWMF

Bislang nur Studien, die fehlenden Nutzen dokumentieren

Ist eine Leitlinie als S3 klassifiziert, ist sie evidenzbasiert. Zu allen Empfehlungen gibt es Untersuchungen, die die Wirksamkeit der Methoden genau darlegen können. Die nächste Stufe wäre S2e, schwächer, aber noch immer evidenzbasiert, dann kommt S2k. Für diese Behandlungsempfehlungen gibt es keinen Nachweis der Wirksamkeit.

Interessant ist, dass die 2018 verabschiedete Leitlinie noch unter S3 lief. Wenn es bis heute keinen Nachweis der Wirksamkeit gibt, kann es diesen 2018 auch nicht gegeben haben. Neu sind nur die Studien, die einen fehlenden Nutzen dokumentieren.

Doch was wird in dieser S2k-Leitlinie stehen? Bislang gibt es in Deutschland keine Beschränkungen für den Einsatz von Pubertätsblockern oder von Gegenhormonen. Operationen finden etwa ab einem Alter von sechzehn Jahren statt.

Niemand weiß, wie viele Kinder in Deutschland Pubertätsblocker erhalten, weil niemand mitzählt. In der Leitlinienkommission sitzen sowohl sehr verschreibungsfreudige Menschen, wie etwa der Vorsitzende Romer, aber auch sehr kritische Mediziner wie Alexander Korte.

Nach Aussage von Korte in einem Interview mit „EMMA“ im Oktober 2023 wird die Verschreibung in Deutschland anders als in den meisten anderen europäischen Ländern wohl nicht eingeschränkt werden.

Falls sich das bewahrheitet, dürfen Kinder weiterhin mit Hormonen behandelt werden, ohne dass ein Nachweis vorliegt, dass dies das Befinden der Kinder verbessert.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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