Deutschland ist ein Einreise- und Australien ein Einwanderungsland (Teil 2)

Australien handhabt sowohl seine Einwanderungspolitik als auch Themen wie Sicherheit und Sauberkeit im öffentlichen Raum ganz anders als Deutschland. Wie dies im Detail aussieht, schlüsselte unser Gastautor Matthias Weik bereits in Teil eins auf und führt dies hier fort. Er pflegt seit Ende der 90er-Jahre eine enge Beziehung zu Australien, lebte viele Jahre in Melbourne, schloss dort an der RMIT University 2005 sein erstes Studium ab und besucht das Land regelmäßig, zuletzt im Juni 2024.
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Foto: Totajla iStock
Von 17. August 2024

Während in Deutschland illegale Migration mit einem Bleiberecht oder sogar mit einem deutschen Pass dotiert werden kann, wird dies in Australien ganz anders gehandhabt. Dort bestimmt einzig und allein der Staat, wer einreisen darf und wer nicht.

Das Land hat strenge Maßnahmen zur Kontrolle illegaler Einwanderung eingeführt, einschließlich Offshore-Verarbeitungszentren für Asylsuchende.

Illegale Einreise unmöglich

Personen, die ohne gültiges Visum versuchen, auf dem Seeweg nach Australien zu gelangen, werden in Verarbeitungszentren auf Inseln wie Nauru oder Manus Island gebracht.

Diese Politik soll illegale Einwanderung und gefährliche Überfahrten verhindern. Denn illegale Einwanderung wird nicht toleriert. Dem Department of Home Affairs zufolge wird jeder, der versucht, mit einem Boot unerlaubt nach Australien einzureisen, an seinen Ausgangsort zurückgeschickt, in sein Heimatland zurückgebracht oder zur Bearbeitung in ein Drittland gebracht.

Dies bedeutet jedoch nicht, dass Australien keine Flüchtlinge aufnimmt. Seit 1947 hat das Land über 958.000 Flüchtlingsvisa ausgestellt. Seit 2013 waren es allein 150.000.

66.530 Kilometer Seegrenze können in Australien gesichert werden

Den 27 EU-Ländern mit über 448 Millionen Einwohnern ist es offenkundig nicht möglich, eine Küstenlinie von 67.770 Kilometern zu sichern.

Für das 26,12 Millionen Einwohner starke Australien und dessen Küstenwache stellt die Sicherung einer Küstenlänge von 66.530 Kilometern keinerlei Problem dar. Obwohl Papua-Neuguinea lediglich 150 Kilometer mit dem Schiff entfernt ist.

Laut dem Department of Home Affairs hat Australien seit 2013 jedes Boot abgefangen, das versucht hat, illegal einzureisen. Jedes Schiff wird genau beobachtet. Die Wahrscheinlichkeit einer illegalen Einwanderung nach Australien ist gleich null.

„No Way“-Kampagne

2014 führte die australische Regierung die „No Way“-Kampagne ein, um potenzielle illegale Migranten davon abzuhalten, nach Australien zu kommen. Diese Kampagne zielte darauf ab, die Botschaft zu verbreiten, dass Menschen, die versuchen, ohne gültiges Visum auf dem Seeweg nach Australien zu gelangen, keine Chance auf eine Ansiedlung in Australien haben werden.

Die Hauptbotschaft der Kampagne lautete: „No way. You will not make Australia home.“

Die „No Way“-Plakate und andere Informationsmaterialien der Kampagne wurden auf vielfältige Weise und an verschiedenen Orten verbreitet:

1. Transitländer und Herkunftsländer

Die Plakate und Informationsmaterialien wurden in verschiedenen Transit- und Herkunftsländern verbreitet, aus denen viele der Bootsflüchtlinge ursprünglich stammten oder durch die sie auf ihrem Weg nach Australien reisten.

Da viele Bootsflüchtlinge von Indonesien aus die gefährliche Reise nach Australien antreten, war Indonesien ein wichtiger Ort für die Verbreitung der Kampagne. Auch aus Sri Lanka kommen viele Migranten, die versuchen, nach Australien zu gelangen. Selbiges gilt für Pakistan und Afghanistan. Diese Länder waren ebenfalls Ziel der Informationskampagne, um potenzielle Migranten abzuschrecken.

2. Flüchtlingslager
Die Kampagne wurde auch in verschiedenen Flüchtlingslagern verbreitet, in denen sich viele Menschen aufhielten, die möglicherweise eine Reise nach Australien in Erwägung zogen.

3. Internationale Medien
Die australische Regierung nutzte auch internationale Medienkanäle, um die Botschaft der „No Way“-Kampagne zu verbreiten. Dazu gehörten Fernsehspots und Radiowerbung, die in mehreren Ländern ausgestrahlt wurden, sowie gedruckte Anzeigen in internationalen Zeitungen und Magazinen.

4. Digitale Medien und Onlineplattformen
Regierungswebsites und speziell eingerichtete Seiten informierten über die strengen australischen Einwanderungsgesetze. Soziale Medienplattformen wie Facebook, X (vormals Twitter) und YouTube wurden genutzt, um Videos und andere Inhalte zu teilen, die die Botschaft der Kampagne unterstrichen.

5. Dokumentarfilme und Informationsveranstaltungen

In einigen Fällen wurden Dokumentarfilme und Informationsveranstaltungen organisiert, um potenzielle Migranten über die Risiken der illegalen Einwanderung und die australischen Gesetze zu informieren.

6. Konsulate und Botschaften
Australische Konsulate und Botschaften spielten eine Schlüsselrolle bei der Verbreitung der Kampagnenbotschaft. Hier wurden Informationsmaterialien verteilt und lokale Medienauftritte organisiert.

7. Grenz- und Küstenwachen
Zusätzlich zu den Plakaten und Medienkampagnen wurden Boote der australischen Küstenwache mit Bannern und Beschilderungen ausgestattet, die dieselbe Botschaft übermittelten. Diese Schiffe patrouillierten häufig in Gewässern, die von Schmugglern und illegalen Migranten genutzt wurden.

Einwanderung qualifizierter Fachkräfte

Australien legt großen Wert auf die Einwanderung qualifizierter Fachkräfte, nicht aber auf die Einwanderung von Unqualifizierten. Das Punktesystem, das 1989 eingeführt wurde, ist ein zentrales Element dieser Politik.

Bewerber erhalten Punkte basierend auf Faktoren wie Alter, Berufserfahrung, Qualifikationen und Englischkenntnissen. Das Ziel ist es, Einwanderer zu gewinnen, die in Berufen arbeiten können, in denen in Australien ein Mangel besteht.

Einwanderung in das australische Sozialsystem ist unerwünscht.

In Deutschland haben laut Bundesagentur für Arbeit (BA) 62,8 Prozent aller erwerbsfähigen Leistungsberechtigten nach Sozialgesetzbuch (SGB) II – früher Hartz IV, heute Bürgergeld genannt – einen Migrationshintergrund.

In Australien stehen die Interessen des Landes und seiner Bürger im Fokus. Dementsprechend ist die Einwanderung in das Sozialsystem ausdrücklich nicht erwünscht.

Bewohner Australiens sind reicher

Die australische Wirtschaft kann über die vergangenen 20 Jahre ein nicht zu verkennendes Wachstum verzeichnen. Das BIP hat sich allein zwischen 2001 und 2012 mehr als vervierfacht. Im Jahr 2023 betrug das Bruttoinlandsprodukt rund 1.741 Milliarden USD (Deutschland 4,46 Milliarden USD).

Die Arbeitslosenrate beträgt gegenwärtig 3,9 Prozent (Deutschland 5,8 Prozent). Australiens Inflation erreichte Anfang 2024 einen Höchststand von knapp 8 Prozent. Nach 400 Basispunkten Zinserhöhungen seit Mai 2022 – von 0,1 Prozent auf 4,1 Prozent – hat sich die Inflation bereits auf 6 Prozent verlangsamt. Die Wirtschaft schwächelt, dennoch ist eine Rezession unwahrscheinlich.

Das Durchschnittsjahresgehalt in Australien beträgt 54.200 Euro (Deutschland 51.876 Euro). Bis circa 120.000 AUD (71.600 Euro) im Jahr werden 32-35 Prozent Steuern fällig. Der Spitzensteuersatz liegt bei 45 Prozent und wird ab 180.000 AUD (107.389 Euro) im Jahr gezahlt.

Strom kostete für Privathaushalte 2023 fast 50 Prozent weniger als in Deutschland. Der Benzinpreis liegt momentan bei knapp einem Euro pro Liter. Die Bewohner Australiens sind wesentlich reicher als Deutschlands Bewohner und der Reichtum ist gerechter verteilt.

Das Vermögen pro erwachsener Person beträgt laut dem UBS Global Wealth Report in Australien 496.820 USD. In Deutschland sind es 256.180 USD. Das Medianvermögen (teilt man die Haushalte in eine reichere und eine ärmere Hälfte, so ist das Medianvermögen der Wert, der exakt in der Mitte liegt) pro erwachsener Person beträgt in Australien 247.450 USD, in Deutschland 66.735 USD.

Dies hängt auch damit zusammen, dass Australien die Einwanderung von unqualifizierten, zumeist mittellosen Wirtschaftsflüchtlingen seit Jahrzehnten strikt verhindert.

Erwünscht sind hingegen einerseits hoch qualifizierte junge Menschen (bis 45 Jahre) und andererseits wohlhabende und gesunde ältere Menschen, welchen dank Investitionen im Millionenbereich in Australien ein sogenanntes Investorvisum gewährt und somit eine Einwanderung ermöglicht wird.

 

Über den Autor:

Matthias Weik befasst sich seit über zwei Jahrzehnten mit dem Thema Finanzen und ist Experte für Exitstrategien. Er zählt seit Jahren, mit sechs Bestsellern in Folge, zu den verlässlichsten Bestsellerautoren im Bereich Wirtschaft und Finanzen. Im März 2023 ist sein sechster Bestseller „Die Abrechnung“ erschienen. Matthias Weik bezeichnet sich selbst nicht als Pessimist oder Optimist, sondern als Realist. Er ist auch auf X (@mweik_), Instagram und Facebook zu erreichen.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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