Das wird Deutschland 2024 prägen – Teil 2: Sozialstaat, Migration, Wirtschaftsstandort und Bargeldabschaffung
2023 ist mit einem Paukenschlag zu Ende gegangen. Das Verfassungsgericht hat den Bilanztricks der Ampelkoalition einen Riegel vorgeschoben. Die Zeit ist vorbei, Massen an Geld zu verteilen, um politische Utopien zu finanzieren.
2024 erwarten uns Steuer- und Abgabenerhöhungen, hohe Energiepreise, eine fortschreitende Deindustrialisierung, Wahlbeben im In- und Ausland und weiterhin eine ungesteuerte Migration und Fachkräftemangel. Es ist weder Zeit für Optimismus, noch Pessimismus, geschweige denn schrillen Alarmismus – es ist Zeit für Realismus.
Deutschland auch 2024 kein reiches Land
Teilt man die Haushalte in eine reichere und eine ärmere Hälfte, so ist das Medianvermögen der Wert, der exakt in der Mitte liegt. Hier erreichte Deutschland laut dem Global Wealth Report von UBS 2023 mit einem Vermögen von 256.180 US-Dollar pro Erwachsenen Rang 16, weit abgeschlagen hinter der Schweiz (685.230 USD), den USA (551.350 USD), Australien (496.820 USD), aber auch Dänemark (409.950 USD), der Niederlande (358.230 USD), Belgien (352.810 USD) und Frankreich (312.230 USD).
In Anbetracht der negativen wirtschaftlichen Aussichten sowie der nicht endenden Migration zumeist Mittelloser ist für 2024 davon auszugehen, dass das Medianvermögen weiter sinken wird.
Sozialstaat wird unbezahlbar – Umverteilung wird nicht enden
In Deutschland fließen bereits knapp 45 Prozent des Haushalts in die Ressorts Arbeit und Soziales sowie Gesundheit. 2022 lag der Anteil öffentlicher Sozialausgaben am BIP mit 26,7 Prozent über 5 Prozent über dem OECD-Durchschnitt (21,1 Prozent). Ungefähr 46 Millionen Erwerbstätige müssen in Deutschland für 21 Millionen Rentner (121 Milliarden für Rentenzuschuss, inklusive Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung) und 5,5 Millionen Bürgergeldempfänger mitbezahlen.
Im politischen Deutschland lautet die Devise: Vermögen umverteilen, anstatt Vermögensbildung zu fördern. Kurzum: Umverteilung statt Leistung. In zahlreichen Berufen lohnt sich, Dank des Bürgergeldes, Arbeiten kaum noch. Dies wird sich 2024 mit der Erhöhung des Bürgergeldes weiter fortsetzen. Wenn der Lohn im Niedriglohnsektor nicht erheblich über den staatlichen Sozialleistungen liegt, dann werden sich verständlicherweise immer mehr für das Bürgergeld entscheiden. Um den Sozialstaat weiterhin am Laufen zu halten, müssen Steuern und Abgaben kontinuierlich erhöht werden. Langfristig ist Deutschlands Sozialstaat unbezahlbar.
Abgaben bleiben weiter zu hoch und schaden dem Wirtschaftsstandort Deutschland
Deutschland hat global mit die höchste Steuer- und Abgabenlasten. Fakt ist: Das Land hat ein international nicht wettbewerbsfähiges Steuersystem. Die Einkommensbelastungsquote (durchschnittliche Belastung eines Haushalts in Deutschland mit Steuern und Abgaben) lag 2022 bei rund 53 Prozent. Firmen am Standort Deutschland zahlen circa 10 Prozentpunkte mehr Steuern als im EU-Durchschnitt.
Hohe Arbeitskosten machen den Standort für Arbeitgeber unattraktiv. Niedrige Nettoeinkommen machen den Standort für Arbeitnehmer unattraktiv. Während in Deutschland bereits 42 Prozent Einkommenssteuer über 62.810 Euro und 45 Prozent über 277.826 Euro fällig werden, sind es in den USA beispielsweise 24 Prozent über 89.175 USD, 32 Prozent über 170.050 USD, 35 Prozent über 215.950 USD und 37 Prozent über 539.900 USD. Dennoch ist 2024 nicht von dringend erforderlichen maßgeblichen Steuersenkungen auszugehen.
Ebenso wenig ist von einer Senkung oder Abschaffung der Schenkungs- und Erbschaftssteuer, die es weder in den EU-Ländern Estland, Lettland, Malta, Österreich, Rumänien, Schweden, Slowakei, Slowenien noch in Australien, Neuseeland, China, Indien, Schweiz, Andorra, Türkei, Singapur, Norwegen gibt, auszugehen. Ganz im Gegenteil. Manch ein Politiker träumt in Zeiten knapper Kassen davon, an eben dieser Steuer weiter zu drehen.
Migration wird nicht abnehmen
Erwartungsgemäß geht die Migration nach Europa und Deutschland nicht zurück, sondern sie steigt kontinuierlich. Dies ist weder verwunderlich noch hat die große Migration nach Europa überhaupt richtig begonnen. Bis 2050 dürfte sich die Bevölkerung Afrikas laut dem Bundesministerium der Verteidigung verdoppeln, von heute circa 1,3 Milliarden auf 2,6 Milliarden Menschen.
Ob der Kontinent tatsächlich so viele Menschen ernähren kann, gilt unter Experten als fraglich. Solange die Politik die Meinung vertritt, dass ein Sozialstaat mit im internationalen Vergleich sehr hohen Leistungen und offenen Grenzen möglich sei, wird die ungesteuerte Migration zumeist un- und niedrigqualifizierter mittelloser Menschen 2024 nicht ab-, sondern zunehmen.
Abwanderung Hochqualifizierter geht weiter
Bekanntlich sind in den letzten Jahrzehnten Millionen un- und geringqualifizierte Menschen nach Deutschland eingewandert. Jedoch sind auch Hunderttausende Hochqualifizierte ausgewandert. Drei Viertel der Auswanderer aus Deutschland haben eine Hochschulausbildung.
Auch 2024 wird sich der sogenannte Braindrain weiter fortsetzen. Es werden immer mehr bestens ausgebildete Menschen Deutschland den Rücken kehren und in Länder mit besseren Zukunftsaussichten, besseren Universitäten und Forschungseinrichtungen, höherer Lebensqualität und einer weniger leistungsträgerfeindlichen Steuerpolitik auswandern.
Fachkräftemangel wird 2024 bleiben
Mehr als die Hälfte von Deutschlands Unternehmen hat, bei knapp 2,7 Millionen Arbeitslosen und Millionen an Zuwanderern, Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen. Laut der Boston Consulting Group werden bis 2030 rund 1,1 Millionen Fachkräfte allein in Informatik und Mathematik fehlen.
Ohne Fachkräfte gibt es keine Energiewende und obendrein droht ein massiver Wirtschaftseinbruch, ein Verlust an Wertschöpfung und Wohlstand. Deutschland benötigt dringend hochqualifizierte Fachkräfte. Doch um eben diese ist ein globaler Wettbewerb entbrannt.
Verlassen global gefragte hochqualifizierte Expertinnen und Experten ihre Familie, ihren Freundes- und Kulturkreis und ihre Heimat, dann machen sie dies vorwiegend, um Geld zu verdienen und ihren Familien ein bestmögliches Umfeld zu ermöglichen.
Hochqualifizierte Fachkräfte werden 2024 nicht ausreichend nach Deutschland einwandern
Deutschland ist ein Land mit einem schlechteren Forschungsumfeld als beispielsweise die USA, die Schweiz oder Australien, welches sich nicht durch Unternehmer- und Gründerfreundlichkeit auszeichnet. Dafür mit einer zermürbenden und ungenügend digitalisierten Bürokratie.
Ein Land, das auf dem globalen Kriminalitätsindex den 47. Platz belegt, in dem Polizei und Rettungskräfte angegriffen werden, in dem sich noch ein Drittel der Frauen und 60 Prozent der Männer nachts ohne Begleitung im öffentlichen Personennahverkehr „sehr sicher“ oder „eher sicher“ fühlen. Freibäder müssen von Securitys bewacht und die Eingänge von Weihnachtsmärkten von Pollern geschützt werden. Extremisten ziehen durch die Straßen.
Ein Land, das bildungstechnisch den Anschluss verpasst hat, in dem das Gesundheits- und Altenpflegesystem auf Kante genäht ist und in Zukunft der Pflegekollaps in Krankenhäusern und Altenheimen droht. Ein Land, dessen „Energiewende“ seinen Bürgern und der Wirtschaft jahrelang mit die höchsten Strompreise weltweit beschert und dem Wirtschaftsstandort Deutschland geschadet hat.
Ein Land, das im Vergleich mit seinen großen Wirtschaftskonkurrenten kontinuierlich an Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit verliert, und dem eine Deindustrialisierung von nie dagewesenem Ausmaß droht. Ein Land mit maroden Straßen, Brücken, Schienennetzen, Wasserwegen, schlechten Internetanbindungen, unpünktlichen Zügen …
Ein Land, dessen Kaufkraft seiner Währung sukzessive schwindet und die Sparguthaben und Altersvorsorge seiner Bürger pulverisiert. Deren Notenbank ihren Kernauftrag der Geldwertstabilität nicht erfüllt. Allein in den letzten fünf Jahren hat der Euro beispielsweise gegenüber dem Schweizer Franken knapp 15 Prozent verloren.
Ein Land, in dem ideologische Denkweisen in der Politik oftmals rationales Denken und Realitätssinn verdrängt haben und in dem zahlreiche Politiker von der Vision beseelt sind, die Welt zu retten, und mit moralisch erhobenem Zeigefinger versuchen, ebendiese zu bekehren, ohne zu erkennen, dass die deutsche Energie-, Steuer-, Digitalisierungs- und Migrationspolitik im internationalen Kontext längst nicht mehr als richtungsweisend wahrgenommen wird.
Deutschland gilt unter ausländischen Fachkräften nicht als attraktiv. Fachkräfte fühlen sich in Deutschland nicht sonderlich wohl. Laut einer Umfrage des größten globalen Expatnetzwerks InterNations von Ende 2022 belegt Deutschland weit abgeschlagen den 42. von 52 ausgewiesenen Rängen.
Deutschland ist einerseits attraktiv für un- und niedrigqualifizierte Menschen und andererseits unattraktiv für hoch- und höchstqualifizierte Fachkräfte. Agiert die Politik in puncto Migrations-, Energie-, Digitalisierungs- und Bildungspolitik weiter wie bisher und bleibt Deutschland weiter ein Hochsteuerland, so wird sich das Problem des Fachkräftemangels, übrigens nicht nur im besonders zukunftsträchtigen IT-Bereich, mit Gewissheit nicht lösen lassen.
Ukraine wird den Krieg 2024 nicht gewinnen
Seit geraumer Zeit hat sich der Krieg zwischen Russland und der Ukraine zu einem furchtbaren Stellungskrieg entwickelt. In einem gnadenlosen Abnutzungskrieg, der an die Westfront im 1. Weltkrieg erinnert, in dem sich die Kriegsgegner Tag für Tag gegenseitig dezimieren, haben die Ukrainer langfristig keine Chance.
Russland kann, mit seinen knapp 145 Millionen Einwohnern gegenüber der Ukraine mit seinen 30 Millionen Einwohnern, schlicht und einfach vier- bis fünfmal so viele Menschen für den Krieg mobilisieren. Dies bedeutet im Umkehrschluss knallhart: Der Ukraine gehen früher die Soldaten aus. Folglich wird der Krieg mit hoher Wahrscheinlichkeit am Verhandlungstisch beendet. Je länger der Krieg noch dauert und je mehr Menschen sterben, desto mehr Menschen werden der Ukraine beim Wiederaufbau des Landes fehlen.
Kampf gegen das Bargeld geht weiter – digitaler Euro wird vorangetrieben
Bargeld ist Freiheit und zahllosen Protagonisten in der Politik ein Dorn im Auge. Bei Zahlungen mit Bargeld ist kein Dritter erforderlich. Das Geschäft findet ausschließlich zwischen zwei Parteien statt. Bei digitalem Zentralbankgeld ist der Sachverhalt ein anderer.
Bei digitalem Zentralbankgeld ist die IT-Infrastruktur der Notenbank dazwischengeschaltet. Somit ist der gläserne Bürger keine Dystopie mehr. Sollte der digitale Euro kommen, wovon ich langfristig ausgehe, dann können beispielsweise politisch missliebige Personen problemlos vom Zahlungsverkehr ausgeschlossen werden.
Auch kann der Kauf bestimmter Waren und Dienstleistungen beschränkt oder in Gänze unterbunden werden. Dennoch werden die EZB und Teile der Politik auch 2024 den digitalen Euro kompromisslos weiter vorantreiben.
Über den Autor:
Matthias Weik befasst sich seit über zwei Jahrzehnten mit dem Thema Finanzen und ist Experte für Exitstrategien. Er zählt seit Jahren, mit sechs Bestsellern in Folge, zu den verlässlichsten Bestsellerautoren im Bereich Wirtschaft und Finanzen. Im März 2023 ist sein sechster Bestseller „Die Abrechnung“ erschienen. Matthias Weik bezeichnet sich selbst nicht als Pessimist oder Optimist, sondern als Realist.
twitter: @mweik , Instagram, Facebook
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