„Black Monday“: Das verbirgt sich hinter dem Börsencrash

Unser Gastautor Rolf B. Pieper von „Pieper´s Märkte“ ist über die Entwicklung an der japanischen Börse nicht verwundert. Doch wie bei allen Krisen gilt es, Ruhe zu bewahren. Welche Zusammenhänge zu beachten sind und welches Portfolio die beste Option ist, führt Finanzberater Pieper im Folgenden aus.
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Foto: Torsten Asmus/iStock
Von 5. August 2024

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Das Unvermeidliche ist nicht ignorierbar! Menschen ändern ihre Einschätzungen eher, wenn sie positive neue Informationen erhalten. Schlechte Nachrichten werden bei der Bewertung der Zukunft hingegen meist ignoriert. Bei der Beurteilung ihres persönlichen Risikos halten Menschen gerne an unrealistischem Optimismus fest. Dies berichten zahlreiche Studien, zuletzt durch Forscher vom University College in London.

Seit dem letzten Börsencrash 2007/2008 kennen viele Anleger – insbesondere die Jüngeren – nur eine Richtung. Immer nur aufwärts! Und das, obwohl in der Wirtschaft Sorgen grassieren, Banken wackeln, der gigantische Verschuldungsstrudel immer mehr außer Kontrolle gerät und geopolitische Themen die Welt beherrschen.

Das Phänomen, wenn sich Aktien besser zu entwickeln scheinen als die Realwirtschaft, wird an der Wall Street als „Wall of Worry“ bezeichnet – die Mauer der Sorgen, an der die Kurse emporklettern. Wenn die Aktienmärkte weiter zulegen, geraten die Pessimisten unter immer zunehmenden Druck, ihre Meinung zu ändern und bei Rücksetzern selbst noch auf den fahrenden Zug aufzuspringen, wodurch die Aufwärtsbewegung anhält.

Die „Börsenstimmung“

Man könnte meinen, Börsianer sind eine Spezies von einem anderen Stern. Der Gegenwind für irdische Volkswirtschaften scheint weiter zuzunehmen; zu den Problemen der Vorjahre wie Kriegsbeginn, Energiekrise, Inflation und steigende Zinsen haben sich Tumulte im Bankensektor und Sorgen um die Immobilienmärkte hinzugesellt.

Dennoch befinden sich die Aktienmärkte eine gefühlte Ewigkeit im Aufwärtstrend. Zwischenzeitliche Rücksetzer wegen bankrotter oder taumelnder Banken sind schnell wieder aufgeholt.

Immer weiter, immer höher! Das war das Motto der Aktienmärkte in den vergangenen Monaten. Angetrieben durch einen Mega-Hype um das Thema „Künstliche Intelligenz“ wurden Aktien wie Nvidia immer höher getrieben. Die Euphorie nahm kein Ende. Viele andere Big-Tech-Aktien stiegen ebenfalls kräftig an.

Wer länger an der Börse dabei ist, hat solche Phänomene immer wieder gesehen, in verschiedenen Ausprägungen. Und dann, wenn auch die letzten Pessimisten ihre Meinung ändern, kommt der Börsencrash.

Mehr Firmenpleiten als je zuvor

In vielen Interviews habe ich darauf hingewiesen, dass die Börsen unter Berücksichtigung der Inflation weit weniger gut dastehen, als es auf den ersten Blick scheint. Viele vergessen auch die anfallenden Steuern wie die Abgeltungssteuer. Und viele ignorieren die Fundamentalanalyse.

Mit dieser lässt sich herausfinden, ob eine Aktie ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bietet. Hierbei spielen verschiedene Kennzahlen eine wichtige Rolle, die sich aus der Bilanz und der Gewinn-und-Verlust-Rechnung (GuV) der Geschäftsberichte ableiten lassen. Viele von ihnen sind bei der Value-Strategie von zentraler Bedeutung, deren prominentester Vertreter Warren Buffett ist.

In meinem Interview bei „Inside Wirtschaft“ habe ich letzte Woche dazu aufgerufen, Gewinne zu realisieren – an Gewinnmitnahmen ist noch nie jemand gestorben! Die deutsche Wirtschaft steckt erkennbar in der Krise fest. Der Ifo-Index für das Geschäftsklima ist im Juli überraschend deutlich gefallen – Deutschlands Wirtschaft ist im zweiten Quartal leicht geschrumpft.

Die Zahl der Firmenpleiten zeigt dramatische Entwicklungen und befindet sich aktuell auf Rekordniveau. Ein Ende ist nicht absehbar! Noch nie seit Beginn der Erhebung gab es mehr Firmenpleiten. Deutschland befindet sich auf Selbstzerstörungs- und Deindustrialisierungskurs.

Achtung! Kreditausfallrisiko wächst!

Schwache US-Wirtschaftsdaten und enttäuschende Quartalsberichte trüben auch auf der anderen Atlantikseite die Stimmung.
Der Markt für Gewerbeimmobilien steckt in einer schweren Krise. Die Preise für viele Gebäude sind im freien Fall.

Non-Performing Loans, auch kurz NPL genannt, ist die englische Bezeichnung für notleidende Kredite. Dabei handelt es sich um Kredite, bei denen der Schuldner im Zahlungsverzug ist und diese nicht mehr freiwillig bedient. Weitere Bezeichnungen für Non-Performing Loans sind faule Kredite, Problemkredite oder zahlungsgestörte Kredite.

Die Kreditausfallrisiken bei Gewerbeimmobilien wachsen aktuell in einem gigantischen Ausmaß. 56 Prozent betrug die Steigerung des Volumens von Immobilien-NPLs in 2023. Für 2024 ist ein weiterer starker Zuwachs an Non-Performing-Loans zu erwarten.

Laut NPL-Barometer ist ein Rekordstand notleidender Kredite in Sichtweite. Non-Performing Loans – da war doch was? Richtig! Es war der größte Konkursfall der US-Geschichte: die Pleite der Investmentbank Lehman Brothers am 15. September 2008. Heute sind insgesamt sechs bis sieben Billionen USD Kredite im Feuer, damals waren es in der Subprime-Krise „nur“ 1,5 Billionen USD.

Staats- und Kreditkartenschulden

Viele Banken haben in den letzten Jahren ihre Eigenkapitalquote halbiert oder komplett zerstört. Viel schlimmer noch ist die globale Staatsverschuldung der USA. Sie wird in absehbarer Zeit auf bis zu 44 Billionen Dollar steigen; die Zinskosten haben sich inzwischen auf 1,3 Billionen USD verzweikommafünffacht.

Die Ausfälle bei Konsumschulden in den USA erreichen den höchsten Wert seit zwölf Jahren. Die kumulierten Kreditkartenschulden taxieren auf einem Rekordhoch bei insgesamt fast 1,2 Billionen USD. Freudiges Konsumverhalten der US-Amerikaner auf Pump!

Auch in China setzt sich der Abwärtstrend der Wirtschaft fort. Die Konjunktur in China kriselt und die neuste verschiedenen Wirtschaftsdaten zeigen, dass sich die Abwärtsbewegung fortsetzt.

Nun ist auch die heile Welt der Tech-Aktien ins Wanken gekommen – die Magnificent Seven! Die USA sind mit circa 60 Prozent im MSCI World vertreten, China und Südkorea nicht. Ende der 80er-Jahre war Japan mit rund 40 Prozent gewichtet. Schauen wir doch mal, wo Japan heute steht. Das kann sich wiederholen!

Prognose: Ende des Bullenmarktes

Gemeinsam mit mir hat auch die Legende Jim Rogers in den letzten Tagen das Ende des Bullenmarktes prognostiziert. Sorgen um die amerikanische Wirtschaft machen sich nun international bemerkbar. Die japanische Börse erlebt den größten Absturz seit dem Schwarzen Montag im Jahr 1987.

Schon am Freitag hatte der Nikkei um 5,8 Prozent nachgegeben. Mit den weiteren Verlusten am heutigen Montag ergab sich der stärkste je verzeichnete Rückgang für den Index an zwei Handelstagen in Folge.

Viele sprechen über „Panik am Markt im Hinblick auf die US-Konjunktur“. Sind Fundamentaldaten also doch bedeutungsvoll? Viele der Big Tech-Aktien aus den USA zeigen heute im deutschen Handel dramatische Verluste, und der Nasdaq-Future ist aktuell bereits über vier Prozent im Minus.

Nimmt man auch die Verluste seit letzter Woche Donnerstag, kann man sagen: Es ist ein Börsencrash. Hinzu kommen die Fragen: Wie groß kann der Absturz noch werden, wie lange dauert er an? Ist es eine kurze, massive Bewegung, ein kurzes reinigendes Gewitter? Oder eine monatelang andauernde Abwärtsbewegung? Das kann im Vorhinein niemand sagen.

Faktor intrinsischer Wert

Fast 10.000 USD hat der Bitcoin nun im Markt verloren. Für viele Prediger soll er das bessere Gold sein. Ich suche noch immer den intrinsischen Wert.

Für meine Empfehlungen, in Sachwerte und Rohstoffe umzuschichten, wurde ich oft verschmäht. „Der Pieper sieht alles zu negativ!“ Die Fakten sprechen nun eine andere Sprache. Im Dollar liegt Silber aktuell auf Jahresbasis bei einem Plus von 50 Prozent, seit meiner Goldempfehlung vor fünf Jahren liegen wir bei 68 Prozent. Steuerfrei!

Das Unvermeidliche ist nicht ignorierbar! Die gilt auch für die vermeintliche Sicherheit für Bankguthaben. Alle Bankguthaben sind bis zu 100.000 Euro gesetzlich garantiert. Sollte es zu einem Kollaps einer großen Bank in Europa kommen, wird man zügig feststellen, dass dies blanker Unfug und nicht realisierbar ist.

Da braucht man keinen Taschenrechner. Selbst die Töpfe, mit denen sich in Deutschland Sparkassen, Volksbanken und Privatbanken innerhalb ihrer jeweiligen Verbünde in Krisenzeiten gegenseitig helfen, waren lediglich mit durchschnittlich 0,4 Prozent der gesicherten Einlagen gefüllt.

„Black Monday“ füttert Rezessionsängste

Schwache Daten vom Arbeitsmarkt haben für einen Ausverkauf an der Wall Street gesorgt. Rezessionsängste verstärkten sich, zudem geraten die großen Tech-Aktien unter Druck. Das sind die Meldungen des Tages! Zusätzlich verunsicherte die sich schneller drehende Eskalationsspirale im Nahen Osten die Investoren. Black Monday an der Börse ist da!

Die Anleger werden gerade mit unangenehmen Tatsachen konfrontiert. Zum einen kommt das Wachstum im Bereich Künstliche Intelligenz mit enormen Kosten daher, was die Margen schmälert und hohe Aktienbewertungen plötzlich als übertrieben erscheinen lässt. Und zum anderen entfalten die restriktive Geldpolitik von Europäischer Zentralbank und Federal Reserve nun ihre Wirkung.

Panik und Angst sind keine guten Berater. Die oberste Regel bei fallenden Kursen lautet: Langfristig denken und Ruhe bewahren! Nun zeigt sich, dass ein ausgewogenes Portfolio mit breiter Streuung die beste Risikovorsorge ist. Investieren im Konzept steht über jedem Hype! Ich weiß nicht, was Ihnen Ihr Berater heute empfiehlt. Ich empfehle ein Konzept mit breiter Diversifikation über die Anlageklassen, Instrumente, Währungen und Länder!

Zum Autor:

Rolf B. Pieper ist gelernter Bankkaufmann, Ex-Investmentbanker, Journalist, Autor, Vortragsredner, internationaler Finanzmarktexperte sowie Entwickler der Portfoliotheorie „TRIVERSIFIKATION“ sowie der „Wahre-Werte-Strategie“.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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