Mehr Leute werden „arbeitsunfähig“: Ex-Polizeichef warnt vor „Riesenschaden“ durch Cannabis
Besonders ein Widerspruch regt Ex-Polizeichef Ulf Küch richtig auf: Werbung für Zigaretten wird verboten, aber Cannabis wird jetzt legalisiert, als wäre es keine gefährliche Droge mit schlimmen Folgen, insbesondere für jüngere Leute. Exklusiv im Interview mit Epoch Times:
Seit es die Grünen gibt, kämpft diese Klientel für ein „Legalize it“, für die Legalisierung des Cannabis-Konsums. Nun wurde es vom Bundestag beschlossen. Haben Sie selbst schon mal gekifft?
Nein.
Warum nicht?
Ich habe meine Finger immer von Drogen jeglicher Art gelassen, mit Ausnahme von Alkohol, aber das ist eine Gesellschaftsdroge.
Aber Cannabis soll jetzt auch eine Gesellschaftsdroge werden.
Ich halte nichts davon, weil damit eine Ungefährlichkeit dieses Betäubungsmittel suggeriert werden soll und das sehe ich vollkommen anders.
Wie wurden Polizisten auf die Verfolgung von Betäubungsmittelvergehen vorbereitet? Gab es Schulungen?
Das war der Anschauungsunterricht. Das wurde in der Regel bei sogenannten Lehrgängen im Landeskriminalamt gemacht oder direkt auf den Dienststellen, wo Anschauungsmaterial vorgelegt wurde und auch über die Wirkung dieser Stoffe gesprochen worden ist. Fachleute, die dann später im Bereich Rauschgift arbeiten, die lernen diese Stoffe kennen, sie wissen, wie die Drogen riechen, sie wissen, wie sie aussehen.
Bekommt auch der Streifenpolizist eine Grundausbildung oder wie war das früher?
Nur ganz am Rande. Das hat zunächst noch keine so ganz große Rolle gespielt. Später, als auch zunehmend unter dem Einfluss von Haschisch Auto gefahren wurde, sind auch diese Kolleginnen und Kollegen beschult worden.
Früher musste man im Straßenverkehr nach Kontrollen ins Röhrchen blasen, wenn ein Verdacht auf Alkohol bestand. Später gab es auch Tests nach anderen Drogen. Was wissen Sie dazu?
Man kann mittlerweile fast alles feststellen, zum Beispiel durch Atemalkohol, das ist ja beim Alkoholtest der Fall. Und grundsätzlich immer auch dann, wenn man eine Blutprobe oder eine Urinprobe nimmt, je nachdem, welcher Verdacht besteht und welche Drogen genommen wurden.
Wie ist das mit Tests, die noch am Fahrzeug direkt feststellen können, ob Drogen eingenommen wurden?
Es hat diese Schnelltests gegeben. Die haben aber wenig Aussagewert gehabt. Sie haben nur den Verdacht dann genährt. Die Beweiskraft, um später vor Gericht etwas machen zu können, liefern weiterhin Blut oder Urin.
Besorgte Eltern erzählen davon, dass es an Schulen mittlerweile viele Cannabis-Süchtige geben soll, die ihr Leben anschließend nicht mehr in den Griff bekommen. Was hören Sie darüber, ist das übertrieben?
Nein, absolut nicht. Ich habe diese Diskussion verfolgt, auch wenn ich bereits in Pension bin. Ich finde wirklich fahrlässig, was da passiert. Ich halte es für unbestritten, dass Cannabis die absolute Einstiegsdroge ist, und wir haben in den letzten zehn, fünfzehn Jahren das Phänomen erlebt, dass der THC-Gehalt sich mehr als verdoppelt hat. Und der THC-Gehalt ist genau das, was den Rausch nach sich zieht und den Körper erheblich beschädigt, insbesondere das Gehirn.
Sie waren jahrzehntelang Polizist, zuletzt lange Jahre als Polizeichef. Womit war die Polizei beschäftigt in den Jahrzehnten, bezogen auf Betäubungsmittel? Was war da die tägliche Arbeit?
Es war am Anfang meiner Dienstzeit als ganz junger Kriminalbeamter so, dass jeglicher Besitz schon strafbar war. Das hat sich später etwas gelichtet. Das heißt, strafbar war es weiterhin, aber es wurde bei geringsten Mengen nicht weiterverfolgt.
Verfolgt wurde allerdings immer, wenn unter dem Einfluss von Cannabis Kraftfahrzeuge geführt wurden. Das ist dem Alkoholkonsum gleichgesetzt, und es hat auch die gleichen Konsequenzen. Daran wird sich nichts ändern. Wer jetzt also meint, weil er dreißig Gramm Haschisch zu Hause haben darf, dass er kiffen kann bis zum Anschlag, der wird spätestens dann, wenn er im Auto sitzt und angehalten wird, eine böse Überraschung erleben.
Aber das scheint vielen gar nicht so klar zu sein im Moment …
Hier ist vielen einiges überhaupt nicht klar. Ich sagte es ja schon eingangs, der hohe THC-Wert macht mir große Sorge. Dazu kommt ja auch die Art und Weise, wie und von wem das Rauschgift jetzt abgegeben werden soll. Man gibt das in private Hände. Das halte ich für eine riesige Eselei. Wir sehen schon sehr lange die Beispiele in Amsterdam und Zürich. Die haben irgendwann mal gemerkt, dass ihre ganze Stadt den Bach runtergeht, und haben das erheblich eingeschränkt.
Glauben Sie, dass Verfolgung den Cannabis-Konsum eindämmen kann?
Nein. Um auch das klar zu sagen: Ich persönlich halte das deutsche Drogenpräventionskonzept für vollkommen verfehlt. Es hat nie irgendetwas gebracht. Und es bringt auch nichts, wenn man Leute, die Nikotin zu sich nehmen, mit allen möglichen Schockbildern zupflastert und auch die Zigarettenwerbung aus dem Fernsehen oder aus der Zeitung verbannt.
Cannabis wird überwiegend geraucht! Also ich weiß ehrlich nicht, was der Bundesgesundheitsminister sich dabei gedacht hat. Gut, man kann es auch trinken, man kann es auch essen, aber dann ist die Wirkung auf den Körper noch viel verheerender.
Sie meinen, hier wird die Lunge ähnlich geschädigt, weil man der Droge Tabak beimischt?
Erheblich. Da kommen mehrere Substanzen wieder zusammen. Dann kommt das THC, ein Wirkstoff im Haschisch, der sich verdoppelt hat und eine verheerende Wirkung zeigt auf den Körper, insbesondere bei jungen Menschen. Die Alten kriegen hingegen nur noch einen weicheren Keks zum Schluss und verblöden ganz langsam. Ich habe viele erlebt, die zudem erhebliche Probleme mit Magen und Darm gehabt haben. THC ist eine Substanz, die den Magen schädigen kann, wie Studien unlängst gezeigt haben.
Entlastet eine Legalisierung nicht auch die Polizei? War die Strafverfolgung früher ein großer Aufwand?
(Lacht) Das ist natürlich kein Argument, zu sagen, wir stellen Sachen nicht mehr unter Strafe und dann hat die Polizei damit nichts mehr zu tun. Das beste Beispiel war damals das verkehrt herum Hineinfahren von Radfahrern in Einbahnstraßen. Die sind so lange verkehrt herum hineingefahren, bis man eine Lösung gefunden hat, die nicht nur nicht befriedigt, sondern auch gefährlich ist: Man hat es nämlich zugelassen.
Die Freigabe in geringen Mengen ändert im Übrigen auch nichts an der Tatsache, dass die Organisierte Kriminalität weiterhin ein riesiges Geschäft machen wird.
Es sollen jetzt überwachte, sogenannte Cannabis-Clubs gegründet werden.
Ein Irrsinn, was man da plant. Das wird vollkommen aus dem Ruder laufen. Das sieht man an der langjährigen Entwicklung in Holland. Dort gibt es nach wie vor diese Coffeeshops, aber die Leute fahren nicht mehr hin – ich weiß es zufällig aus dem entfernten Bekanntenkreis –, weil das Zeug, was da verkauft wird, einen zu geringen THC-Gehalt habe. Die wollen das gar nicht mehr. Die Cannabis-Drogen werden in diesen Coffeeshops nur mit vergleichsweise geringem THC-Gehalt abgegeben, so wird man es auch in Deutschland machen.
Das heißt also, die Leute suchen sich den „Good-Stuff“, wie man sagt. Und der wird weiterhin illegal sein, der kann nicht kontrolliert werden. Man weiß nicht, welche Substanzen drin sind. Und die Organisierte Kriminalität schlägt sich auf die Schenkel.
Einerseits wird Werbung für Tabakkonsum staatlich verboten, gleichzeitig mit „Legalize it!“ eine Maßnahme für die Volksgesundheit angestrebt.
Das ist für mein Dafürhalten ein Paradoxon. Und der Herr Gesundheitsminister muss sich mal Gedanken darüber machen, was er durch diese Maßnahme jetzt für Folgeschäden für die Allgemeinheit, nämlich für die Sozial- und Krankenkassen produziert. Denn ab einer bestimmten Konsumdauer sind einige dieser Leute nicht mehr arbeitsfähig, analog zu alkoholkranken Menschen, denn da ist es eine ähnliche Situation.
Und es wird deshalb mehr werden, weil man durch diese Freigabe suggeriert: Ach, das ist ja nicht so schlimm, du kannst ja ruhig Haschisch rauchen. Das ist noch weniger schlimm, als wenn du eine Zigarette rauchst –ein fataler Irrtum.
Da Sie Herrn Lauterbach erwähnen, der hat sich zuletzt mit dem Rapper Sido zur Cannabis-Freigabe fotografieren lassen. Aber genau der hatte zuletzt ein großes Problem mit Kokainmissbrauch gehabt. Er war wohl in psychischer Behandlung gewesen, was jetzt zu der Frage führt: Betrachten Sie Cannabis als eine Einstiegsdroge? Darum gibt es viele Diskussionen. Was ist Ihre Erfahrung aus dem Polizeialltag?
Cannabis ist definitiv die Einstiegsdroge. Ich habe im Laufe meiner langjährigen Dienstzeit als aktiver Ermittler, aber auch später als Kripo-Chef immer wieder Leute gesehen, die irgendwann tot in einer Ecke gelegen haben, weil sie an einem Rauschgift verstorben sind. Die Einstiegsdroge, mit der diese jungen Menschen immer angefangen haben, war Cannabis. Es ist niemand gleich auf Kokain oder Heroin gegangen. Sie haben angefangen, mit Cannabis zu hantieren und haben dann, weil der Kick nicht mehr groß genug war, zu stärkeren Drogen gegriffen.
Ich halte es für ausgesprochen fahrlässig, und es wird einen Riesenschaden verursachen. Man möge sich mit Amsterdam und Zürich mal in Verbindung setzen. Diese beiden Städte haben da sehr große, leidvolle Erfahrungen in den letzten Jahren gemacht, eben teilweise mit einer Szene, die vollkommen aus dem Ruder gelaufen ist. Wenn man das hier in Deutschland auch noch haben will, dann gute Nacht.
Viele Cannabis-Konsumenten konsumieren auch Tabak und Alkohol. Wenn wir von Einstiegsdrogen sprechen, gehören die nicht immer mit dazu?
Da müsste ich jetzt mal in die Statistiken schauen. Natürlich ist Alkohol eine klassische Droge, welche die abendländische Kultur immer begleitet hat. Da müssen wir uns nichts vormachen, das gibt es hier seit 2.000 Jahren. Die Wikinger haben sich schon ihr Met gebraut. Das heißt also, Alkohol hat in dem nördlichen Kreis schon immer eine große Rolle gespielt. Wo Alkohol keine Rolle gespielt hat wie bei den Muslimen – die dürfen das ja angeblich nicht –, da wird dann bisweilen getrunken, wenn die Tür verschlossen ist.
Alkohol ist auch eine Droge. Alkohol hat allerdings eine fatale Wirkung nicht: Die relativ schnelle Abhängigkeit, die dann über Cannabis den Weg zu Kokain oder anderen Dingen nimmt, die gibt es so beim Alkohol nicht. Die Interventionsmöglichkeiten bei Alkohol sind immer noch größer. Wenn Sie allerdings jemanden zu Hause haben, der seit Jahren schwerste Rauschmittel zu sich nimmt, dann wird es ausgesprochen schwierig, denjenigen wieder zurückzuholen.
Es gibt aber immer noch mehr Alkoholgeschädigte als Cannabis-Geschädigte. Holen die Cannabis-Geschädigten jetzt auf?
Ja, das wäre fatal, wenn das durch die Freigabe noch forciert wird. Ich sage jetzt mal eine Zahl: Nehmen wir an, es gibt zwei Millionen Menschen in Deutschland, die als klassisch alkoholabhängig eingestuft werden. Wenn wir jetzt noch zwei Millionen Drogensüchtige dazubekommen, dann haben wir vier Millionen.
Deswegen sage ich ja, künftig wird das alles die Sozial- und Krankenkassensysteme noch mehr belasten, noch mehr Leute werden früher oder später ausfallen. Sie fallen aus, weil sie krank werden, und sie fallen aus, weil sie arbeitsunfähig werden.
Wir haben genügend Beispiele – auch solche, die ich persönlich erlebt habe – wo Leute relativ schnell wegen Drogen abgestiegen sind und hinterher nicht mehr arbeitsfähig waren. Das sind die Folgen, die überhaupt nicht bedacht worden sind.
Was weiß man konkret über die Folgeschäden von Cannabis-Missbrauch, wird Cannabis unterschätzt?
Cannabis wird definitiv unterschätzt. Wenn man mit seriösen Medizinern spricht – ich habe einen in der Familie –, dann erzählt der etwas von Schäden im Bereich Magen- und Mundschleimhaut, und generell werden Magen und Darm von THC erheblich geschädigt.
Das sind die körperlichen Aspekte. Wie sieht das mit der Psyche aus?
Das kommt ja noch dazu. Man sagt ja nicht umsonst, durch zu viel Haschisch rauchen, kriegt man einen weichen Keks, und da ist ja was dran. Das heißt, die Leute werden irgendwann mal unkonzentrierter und sind bald nicht mehr in der Lage, einer geregelten Tätigkeit nachzugehen. Das wird ja alles vom Gehirn gesteuert.
Die Substanzen, die den Magen beschädigen, schaden auch dem Gehirn, der Denkzentrale des Menschen. Und wenn zu viel von dem Zeug aufgenommen wird, dann werden da irgendwann Kurzschlüsse produziert. Und das sind dann die Leute, die kann man sich leider in Pflegeanstalten angucken, die ihr ganz Leben lang gekifft haben. Die kommen nicht mehr auf die Beine.
Aber warum wird dann auf die Klinikleiter und auf diese Mediziner überhaupt nicht gehört?
Es gibt genügend Leute, die gewarnt haben. Es ist mitnichten überall Begeisterung zu hören, darüber, was da gerade im Bundestag beschlossen wurde. Auch der Bund Deutscher Kriminalbeamter warnt: Lasst die Finger davon. Und seriöse Mediziner machen das auch.
Eine Ausnahme – das haben wir noch nicht angesprochen – ist natürlich das medizinische THC, welches gebraucht wird. Aber das geht über Ärzte und Apotheken, das ist dann kontrolliert, und da weiß man, was man an die Leute weitergibt. Jetzt hat man die Büchse der Pandora geöffnet und weiß im Grunde gar nicht, was die Leute dann mit dieser Legalisierung von Haschisch mit sich selbst machen. Das heißt, die werden immer mehr von dem Zeug zu sich nehmen, und die Schäden werden immer größer.
Nun haben Berufstätige, etwa im Schichtdienst, die unter starken Belastungen leiden, immer auch ein erhöhtes Risiko für starke Suchtmittel. Wie ist das bei der Polizei?
Wir haben in der Polizei – zumindest zu meiner Zeit – leider genügend Menschen gehabt, die ihr persönliches Leben nicht in den Griff bekommen haben und die zu Tabletten- beziehungsweise zu Alkoholmissbrauch übergegangen sind. Es gab interne Hilfsangebote, die gemacht wurden. Aber ich kenne auch einige Fälle, die es nicht geschafft haben und die dann letztlich aus dem Polizeidienst ausgestiegen sind, weil sie ihre Sucht nicht in den Griff bekommen haben.
Vielen Dank für das Gespräch!
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion