Es war wie ein fünf- oder sechsfacher 11. September: Wie Bidens Politik den Gaza-Krieg verlängert

Wenn Israels Verteidigung gegen die Hamas Völkermord sei, dann wäre auch kein anderer Krieg eines Landes zu seiner eigenen Verteidigung legitim. Das sagt Prof. Kontorovich. Die Hamas hat die gesamte zivile Infrastruktur in eine Terrorbasis verwandelt.
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Israelis besuchen Soldatengräber auf dem Militärfriedhof Mount Herzl in Jerusalem am 12. Mai 2024, am Vorabend des Gedenktags für gefallene Soldaten, auf Hebräisch Yom HaZikaron.Foto: Menahem Kahana/AFP via Getty Images
Von 19. Mai 2024

American Thought Leaders bat Eugene Kontorovich, Professor an der Juristischen Fakultät der George Mason University, in der Nähe von Washington D.C., zum Gespräch. Im Interview mit Jan Jekielek spricht Kontorovich über die Situation in Gaza, über die Kaltblütigkeit der Hamas und die Notwendigkeit, Israel zu unterstützen.

Bitte geben Sie uns einen Überblick über die aktuelle Situation in Gaza. Wie ist der allgemeine Stand des Krieges?

Der Krieg war überwältigend erfolgreich, sowohl was die militärischen Ziele Israels betrifft, die Zivilbevölkerung vor einem weiteren 7. Oktober zu schützen, als auch was den Schutz unschuldiger Zivilisten in Gaza betrifft. Israel wurde von Tausenden Hamas-Mitgliedern und auch Zivilisten überfallen, die über tausend israelische Zivilisten in einem Land mit weniger als zehn Millionen Einwohnern töteten. Das wäre wie ein fünf- oder sechsfacher 11. September.

Sie folterten, verstümmelten, vergewaltigten und nahmen Hunderte Geiseln gefangen. So begann der Krieg. Seitdem kämpft Israel, um die Hamas in Gaza auszulöschen. Selbst nach Angaben der Hamas, denen nicht unbedingt zu trauen ist, sind etwa 30.000 Menschen getötet worden. Vielleicht die Hälfte waren Hamas-Kämpfer.

Von denen, die in Gaza gestorben sind, waren mindestens 50 Prozent Hamas-Kämpfer. Das führt zu einem der besten Verhältnisse von zivilen und militärischen Opfern in der modernen Kriegsführung. Es gab noch keinen Krieg, der keine zivilen Opfer gefordert hat. Egal, welchen.

Im Zweiten Weltkrieg wurden Millionen deutscher Zivilisten von den Alliierten als Folge des Krieges getötet. Das Ziel eines gesetzestreuen Militärs ist es, die Zahl der zivilen Opfer auf ein vertretbares Maß zu beschränken. Doch wenn die USA in Afghanistan oder im Irak gekämpft haben, waren die zivilen Opfer in der Regel drei- bis fünfmal so hoch wie die militärischen Opfer.

Anders gesagt: Auf jeden feindlichen Soldaten, der stirbt, kommen drei oder vier feindliche Zivilisten, die sterben. Mit diesem erstaunlichen Verhältnis hat Israel nach den Maßstäben der modernen urbanen Kriegsführung ein Wunder vollbracht. Es ist sogar noch erstaunlicher, weil die Hamas eine spezielle Strategie verfolgt, die darauf abzielt, ihre eigenen Zivilisten töten zu lassen.

Es heißt, dass die Hamas menschliche Schutzschilde einsetzt. Bitte erläutern Sie uns die Beweise für dieses Phänomen.

Die Grundannahme des Kriegsrechts, die Grundvoraussetzung, ist die sogenannte Unterscheidung. Unterscheidung bedeutet, dass sich Kombattanten von der Zivilbevölkerung unterscheiden müssen, daher die Uniformen. Wenn man darüber nachdenkt, ergeben Uniformen keinen Sinn. Wenn man versucht, einen Haufen feindlicher Menschen zu töten, alle gleich angezogen, ist es so, als ob man ein Schild mit „Erschießt mich“ tragen würde. Aber man trägt Uniformen, damit die mit Uniformen zu legitimen Zielen werden, nicht die Zivilisten.

Man stellt seine Stützpunkte nicht in zivilen Gebieten auf. Man nutzt keine geschützten Orte wie Krankenhäuser. Es gibt einen Grund, warum Israel sein Hauptquartier nicht unter ein Krankenhaus stellt: damit das Krankenhaus nicht angegriffen wird.

Die Hamas verstößt gegen all diese Regeln. Routinemäßig wird ohne Uniformen gekämpft, das ist in zahlreichen Videos vom 7. Oktober bis heute zu sehen. Damit sorgen sie dafür, dass sie nicht von der Zivilbevölkerung zu unterscheiden sind. Ihre militärischen Einrichtungen sind allesamt in zivilen Gebäuden untergebracht.

Ihre Hauptquartiere befinden sich in Wohnhäusern, Schulen und Krankenhäusern, wie die Terroristenbasis im Al Shifa Krankenhaus. Tunnel werden als Verstecke für Terroristen gegraben und dort werden auch Geiseln gefangen gehalten.

In allen Einrichtungen des UN-Hilfswerks werden Waffen gefunden. Mit anderen Worten: Aus humanitären Einrichtungen und Schulen machen sie Stützpunkte. Soldaten, die aus dem Gazastreifen zurückkommen, sagen, dass es immer schlimmer wird. In jedem Haus sind Waffen versteckt oder es ist ein Tunnel darunter.

Im Grunde wird die gesamte zivile Infrastruktur in eine Terrorbasis verwandelt. Daher muss Israel eine Entscheidung treffen. Nehmen wir an, die Hamas versteckt sich in einem Tunnelkomplex unter einem Wohnhaus – es gibt Hunderte Kilometer an Tunneln in Gaza. Wenn Israel nicht gegen sie vorgeht, werden sie irgendwann herauskommen und weitere tausend israelische Zivilisten töten.

Wenn Israel sie angreift, werden sie auch das zivile Gebäude darüber beschädigen. Nach dem Kriegsrecht darf solch eine Einrichtung angegriffen werden. Sie tun dies absichtlich, denn für sie heißt es: „Kopf, wir gewinnen, Zahl, ihr verliert“.

Sie [die Hamas] nehmen absolut keine Rücksicht auf die Zivilbevölkerung. Wenn der Gazastreifen und die Zivilbevölkerung mit humanitären Hilfsgütern versorgt werden sollen, schießen sie auf Zivilisten, die versuchen, die Hilfsgüter an sich zu nehmen, weil sie sie selbst benötigen.

Zu Beginn des Krieges twitterte eine Hilfsorganisation der UN, dass alle ihre Lebensmittellager von bewaffneten Männern ausgeräumt wurden. Sie hatten keine Lebensmittel mehr. Zwei Stunden später wurde dieser Tweet gelöscht und plötzlich war alles wieder in Ordnung.

Die Hamas plündert Vorräte, die für ihre eigene Zivilbevölkerung bestimmt sind. Sie erschießt auch Zivilisten, die versuchen zu fliehen. Würden ihnen ihre Zivilisten etwas bedeuten, würden sie diese vielleicht fliehen lassen.

Schauen Sie sich einen anderen Konflikt mit Krieg an: Es gibt sechs Millionen geflüchtete Ukrainer. Selbst in Israel wollen die Menschen fliehen: Sie steigen in ein Flugzeug und fliegen weg. Die Hamas erschießt Zivilisten, die versuchen, dem Konflikt zu entkommen. Warum? Weil sie sie als menschliche Schutzschilde brauchen.

Natürlich nutzen sie auch die Geiseln als menschliche Schutzschilde, ein weiterer massiver Verstoß gegen das Kriegsrecht. Sie haben die Geiseln um sich und haben Israel ausdrücklich gesagt: „Wenn ihr uns bombardiert, werdet ihr eure eigenen Geiseln töten.“

Einer der Kritikpunkte an der Unterstützung Israels durch die USA, ähnlich wie bei der Unterstützung des Ukraine-Krieges, ist, dass dadurch ein weiterer ewiger Krieg geschaffen wird.

Meiner Meinung nach ist das Gegenteil der Fall: Nicht die Unterstützung der USA für Israel könnte zu einem ewigen Krieg führen, sondern wenn diese Unterstützung zurückgezogen wird, wie es Biden gerade tut.

Israel ist bereit, diesen Krieg zu gewinnen. Wenn Biden Israel nicht gesagt hätte: „Greift Rafah nicht an“, wäre dieser Krieg bereits vorbei. Israel ist nur Wochen vom Sieg entfernt; es muss noch eine letzte Schlacht geschlagen werden.

Joe Biden hat im Grunde eine rote Ampel eingeschaltet und Israel wartet oder hofft, dass diese rote Ampel wieder erlischt. Biden will eindeutig einen ewigen Krieg, denn er will, dass die Hamas weiter existiert und der Iran weiterhin sein Mullah-Regime als Gegengewicht zu Israel hat.

Israel will gewinnen, und Israel kann und wird gewinnen. Ich habe volles Verständnis für die Haltung der US-amerikanischen Konservativen, die keine unbefristeten, teuren Verstrickungen im Ausland wollen. Das ist aber nicht das, was Israel will.

Israel möchte einfach nicht vom Sieg abgehalten werden. Es braucht keine Hilfe. Es muss sein eigenes Ding machen. Wenn Israel diesen Krieg nicht gewinnt, ist das ein Sieg für den Iran und den islamischen Terrorismus. Sie werden es nicht bei Israel belassen, das haben sie deutlich gemacht.

Die USA sollten ihre Bemühungen, geschweige denn das Leben ihrer Soldaten, nicht in fremde Kriege stecken. Die Unterstützung Israels ermöglicht es den USA, die Dschihadisten von jemand anderem bekämpfen zu lassen, bevor sie über die Südgrenze der USA kommen. Denn Biden behandelt die eigene Südgrenze erstaunlicherweise so, wie er die Grenze des Gazastreifens zu Ägypten behandeln sollte. Jeder kann durch. Andererseits bleibt die Grenze zwischen Gaza und Ägypten geschlossen.

Die Unterstützung Israels ist entscheidend dafür, dass die USA sich nicht weiter verwickeln, denn sie brauchen sich mit diesen Problemen nicht zu befassen, solange sie Israel dies machen lassen.

Ein abschließender Gedanke?

Der 7. Oktober war der heftigste Angriff auf Juden und eine der schlimmsten zivilen Gräueltaten seit dem Holocaust. Das Einzige, was noch schockierender war, war das, was ich den 8. oder sogar den 10. Oktober nennen würde. Mit anderen Worten: Was die Hamas getan hat, war ungeheuerlich, aber nicht überraschend.

Doch die Reaktion der internationalen Gemeinschaft, die Israel in dem Moment, in dem es sich zu verteidigen begann, des Völkermordes bezichtigte, war erschütternd. Diese Reaktion, Israel in die Schranken zu weisen, wo es sich doch ohnehin schon selbst in die Schranken weist, impliziert: Ihr dürft euch nicht selbst verteidigen. Wir wollen unsere Gebäude blau und weiß anmalen können, wenn Juden getötet werden, aber wehe, die Juden tun etwas, um sich selbst vor dem Tod zu bewahren.

Israel wird diesem Ratschlag nicht folgen. Das kann es nicht. Es hat keine andere Wahl. Was fälschlicherweise als „israelischer Völkermord“ bezeichnet wird, ist nichts als ein Akt der Selbstverteidigung Israels, das ist entsetzlich und könnte auch auf den Westen zurückfallen.

Wenn Israels Verteidigung gegen diesen Angriff ein Völkermord ist, wäre kein anderer Krieg, den ein westliches Land jemals zu seiner eigenen Verteidigung führen könnte, legitim oder gerechtfertigt.

Vielen Dank für das Gespräch!
Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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