Erhard Meyer-Galow und das „Leben im Goldenen Wind“

„Ich bin kein spiritueller Lehrer, ich bin ein Lehrer für Manager“, sagt der ehemalige Top-Manager Erhard Meyer-Galow über sein Buch „Leben im Goldenen Wind“.
Titelbild
Prof. Dr. Ehrhard Meyer-Galow und "Der Goldene Wind".Foto: Privat
Von 14. Februar 2012

Der Untertitel „Jetzt bin ich endlich mal da!“, spielt nicht unbeabsichtigt auf die vielen modernen Wege an, die zunächst buchstäblich wegführen. Weg aus dem Alltag. Meyer-Galow hingegen berichtet über seinen Weg nach innen und die Bewährungsproben im Alltag während seiner Zeit als Manager.

Epoch Times: Herr Professor Meyer-Galow, was machen Sie jetzt, nachdem das erfolgreiche Managerleben, die Professur in Münster und sogar der siebzigste Geburtstag hinter Ihnen liegen?

Ehrhard Meyer-Galow: Inzwischen begleite ich, wie im Buch beschrieben, Menschen auf der Suche nach einer Orientierung; auf der Suche nach Werten, für die es sich zu leben lohnt, und nach dem Erlebnis dessen, was ich den „Goldenen Wind“ nenne.

Das ist eine Metapher für Gott, das göttliche Prinzip, Jahweh, Allah, die Leere des Buddhismus oder das kooperative Hintergrundfeld (Dürr) der Neuen Physik, aus denen alle Realität kommt. Wer im Einklang lebt, erfährt Glückseligkeit, ist gelassen, heiter, gütig und voller Mitgefühl für alle Wesen. Wer von dieser Urwirklichkeit abgetrennt lebt, wird krank. Burnout ist nur ein Beispiel.

Und gerade die jüngeren Teilnehmer, von denen es immer mehr gibt, kommen sehr schnell auf den Punkt und fragen, wo ist eigentlich meine Orientierung. Diese Entwicklung macht Mut, denn die Welt verändert sich, wenn der Einzelne sich wandelt.

Epoch Times: Ist Veränderung an sich ein Wert?

Meyer-Galow: Veränderung ist für mich eigentlich ein Lebensgrundsatz. Erstarrung ist Tod. Ich würde nicht unbedingt sagen, dass Wachstum so wichtig ist. Wachstum wird ja überstrapaziert in unserer Gesellschaft. Alle streben nach Wachstum, besonders unsere Politiker, weil sie dann wiedergewählt werden.

Epoch Times: Wo liegt dann die Zukunft?

Meyer-Galow: Ich glaube, dass wir in eine Zeit hineingehen, in der wir nicht mehr so viel materielles Wachstum haben werden, sprich Bruttosozialprodukt. Aber wenn das Materielle nicht mehr wächst, wo ist dann das Wachstum? Das Wachstum ist dann innen. Das Individuum wächst in eine andere Dimension. Wir sind auf dem Sprung in eine neue, eine transmentale Bewusstseinsstufe.

Epoch Times: Was hat Sie angetrieben, dieses über 400 Seiten starke Werk zu schreiben?

Meyer-Galow: Was mich sehr betroffen macht, ist die Frage, warum wir in solch einer Gesellschaft leben, in der das Individuum laut Studien stark leidet und gar nicht glücklich ist, und dass die Wachstumsraten der psychischen Erkrankungen ebenso zweistellig sind wie die der Psychopharmaka.

Das macht mich so besorgt, dass ich meine, ich muss meinen eigenen Veränderungsprozess mitteilen, wie man ohne Psychopharmaka sich selbst ausheilen kann. Man muss selbst diesen ganzen Unrat, der aus der Egozentrik kommt, wegschaffen. Der hat nämlich dazu geführt, dass man von dem heilenden Feld abgeschnitten ist. Denn man wird geheilt durch dieses Feld und nicht durch andere. Das war ein starker Impuls, dieses Buch zu schreiben.

Der zweite war, dass ich als Unternehmer und Manager auch sehr erschrocken bin durch das, was in der Wirtschaftswelt passiert ist. Wie diese Finanzkrise sich aufstaute über viele Jahre, wie das um die Welt schwappte und dass nun die Staaten sich wahnsinnig verschulden, um das Finanzsystem zu retten. Wir in den westlichen Industrieländern sind am Ende einer 25-jährigen Wachstumsphase angelangt, die durch Verschuldung ausgelöst wurde; denn das wirkliche reale Wachstum in Gütern war vor 25 Jahren eigentlich schon vorbei.

Drittens hat mich bewogen, das Buch zu schreiben, weil in dieser Phase die Reputation der Manager und der Unternehmer schwer unter die Räder kommt. Nach den letzten Studien hat der Feuerwehrmann die höchste Reputation, die Politiker stehen natürlich ganz unten und die Manager auch.

Das heißt, die Bürger sehen die Auslöser in dieser Spezies. Ich habe gedacht, ich muss einfach ein Buch schreiben, um zu zeigen, dass es auch ganz anders geht ein Unternehmen zu führen und dass es gelingt, ein Unternehmen erfolgreich zu führen. Weil ich es eben nicht so gemacht habe wie die, die unsere Wirtschaft in die Krise gebracht haben. Wenn man nach ganz anderen Wertvorstellungen handelt, ist es möglich. Und das hab ich beschrieben, das ist der Transformationsprozess.

Epoch Times: Gab es für diesen Prozess einen Auslöser in Ihrem Leben?

Meyer-Galow: Ja, und ich habe nach meinen zwei persönlichen Einschlägen überhaupt zum ersten Mal darüber nachgedacht. Der erste war, dass meine Ehe zu Bruch ging, der zweite, dass ich meinen Job verlor – es sollte wohl so sein, dass es so heftig kam … Aber ab dieser Zeit, ich war damals so 43 Jahre alt, ging mein Weg nicht mehr nur nach außen, sondern nach innen; und das Wirken nach außen verändert sich gleichzeitig mit der inneren Reifung.

Epoch Times: Können Sie etwas aus der Praxis plaudern?

Meyer-Galow: Ich hatte eine sehr schwierige Aufgabe bei der Hüls AG übernommen, es hatte sich ein Milliardenverlust aufgehäuft. Aber die Menschen spüren, dass man von einer anderen Welt kommt, auch wenn man nicht darüber spricht. Sie können sich entfalten, da wird mit Empathie geführt und mit Kongruenz. Was man verlangt, muss man selbst auch leben.

Als ich in dieser Firma anfing, war das betriebliche Vorschlagswesen gleich Null. Ich habe zunächst Betriebsversammlungen abgehalten, immer tausend Leute nacheinander, und ich habe ihnen gesagt:

Ich brauche euch alle, wir tanzen hier mit nackten Füßen auf der heißen Platte. Das betriebliche Vorschlagswesen wird sofort gestartet, vor meinem Büro hängt ein großer Briefkasten, da steht dran: An den Vorstandsvorsitzenden. Jeder kann seine Vorschläge einwerfen, es gibt zehn Prozent auf den Jahresnutzen ohne Limit und es wird ganz schnell bearbeitet und ganz schnell ausgezahlt. Und jeder Scheck ab 10.000 DM wird von mir persönlich überreicht.“

Und das Ding ging ab wie eine Rakete. Ich bin auch wirklich in die Betriebe gegangen und habe die Schecks überreicht, und dann haben die Mitarbeiter gesagt: Ich hab’ schon wieder eine neue Idee.

Als ich dann bei Hüls weggehen musste, waren wir im betrieblichen Vorschlagswesen die Nummer Eins in der Chemischen Industrie Deutschlands und in der gesamten Industrie die Nummer Drei. Wir haben 15 Millionen ausgeschüttet an Jahresprämien für die Mitarbeiter, denn die hatten 150 Millionen Jahresplus gebracht – allein in Deutschland. Das ist nur ein Beispiel. Es gibt noch viele.

Also ich habe unter Beweis gestellt, dass auch ein Management im „Goldenen Wind“ gelingt. Das hat unheimlich viel Freude gemacht. Aber mit 56 Jahren durfte ich nicht mehr weitermachen, weil ich zu manchen Sachen auch gesagt habe: Das mache ich nicht!

Epoch Times: Wie kann die Zukunft aussehen?

Meyer-Galow: Es geht mir darum, dass auch in der Wirtschaftswelt Augenblick für Augenblick achtsam gelebt wird. Und dass man im Leben auf dem Marktplatz diese Prinzipien Früchte tragen lässt. Und es funktioniert hervorragend.

Ich möchte behaupten, dass es unter den Mittelstandsunternehmern einige gibt, die so führen und die deshalb auch erfolgreich sind. In kleinen Unternehmen ist es noch schneller spürbar: Wenn wir nicht alle eine Mannschaft sind und begeistert an der Arbeit, dann verschwinden die Kunden, dann verschwindet mein Geld und ich bin pleite.

Das ist bei Managern nicht so, die haften nicht, die Politiker auch nicht, ich halte das für ein großes Problem. Was jetzt entstehen müsste, auch in der Politik, ist eine völlige Umorientierung auf Werte, die aus dem inneren Wachstum kommen.

Manchen Regierungen dämmert es jetzt sogar, dass das Wachstum des BSP nicht alles sein kann.

Epoch Times: Wir bedanken uns sehr herzlich für das Gespräch mit einem Zitat von Karl Valentin, das Sie in Ihrem Vorwort anführen: „ Ich muss dann mal nach Hause gehen, um nachzusehen, ob ich überhaupt da bin.“

Das Gespräch führte Renate Lilge-Stodieck

Info:

Erhard Meyer-Galow

Leben im Goldenen Wind

Jetzt bin ich endlich mal da!

Reifungs- und Transformations-

prozess eines Topmanagers

Verlag Frieling & Huffmann

432 Seiten, Hardcover, EUR 26,90

ISBN 978-3-8280-2946-0

www.leben-im-goldenen-wind.de

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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