Duisburger Kiosk des Jahres 2009 in NRW
Kohle und Stahl; MSV und Arbeitslosigkeit das sind Assoziationen wenn man den Namen der Stadt Duisburg hört. Aber es gibt auch viel mehr in der westlichen Ruhrgebietsmetropole – vor allem aber gibt es dort auch Menschen mit Herz.
Einer von ihnen ist Wilfried Schneberger. Eigentlich ist er Kioskbesitz er. Damit verdient er sich sein tägliches Brot. Doch das ist ihm nicht genug. Für ihn hört die Welt nicht am eigenen Tellerrand auf. Er ist einer von den Menschen, die der Tanz ums goldene Kalb noch nicht gänzlich abstumpfen ließ und der noch einen Blick und ein offenes Ohr für seine Mitmenschen hat.
Deshalb organisierte der mittlerweile 40-Jährige Mitte Juni ein Weinfest, um „… die
Nachbarschaft wieder mal ein bisschen zusammenzuführen“. Es sei ihm sehr viel wert, so Schneberger, dass die Leute in den Großstädten aus der Anonymität herauskommen und sich auch einmal wieder die Zeit nehmen mit ihren Nachbarn zu sprechen.
Aber das ist auch noch nicht die ganze Wahrheit, denn Schneberger ist auch gern bereit, zusätzlich zur „Nachbarschaftszusammenführung“ etwas Gutes zu tun und andere Menschen,
die in Not geraten oder krank geworden sind, zu unterstützen. Deshalb spendet er die Einnahmen des Weinfestes an die Kinderkrebsstation an die städtischen Kliniken in Wedau.
Wir sprachen mit Wilfried Schneberger über sein Engagement:
Epoch Times: Warum veranstalten Sie heute dieses Weinfest?
Wilfried Schneberger: So etwas habe ich im August vergangenen Jahres schon einmal zusammen mit meinem Freund Benjamin Tomanek gemacht. Da haben wir in der Grabenstraße ein großes Straßenfest aufgezogen. Die komplette Straße war gesperrt, und es waren unter anderem der MSV Duisburg mit mehreren Spielern und Offiziellen da; der
Eishockeyverein der Duisburger Eisfüchse; und Oberbürgermeister Sauerland hat das Fest persönlich eröffnet und war gleichzeitig auch der Schirmherr. Das war sehr erfolgreich, und die Kinderkrebsstation hat sich sehr über den Scheck damals gefreut.
Auch das Fest an sich ist so gut angekommen, dass mich die Leute auf der Straße immer wieder gefragt haben „Wilfried, machste nich ma wieder wat Neues“? Deshalb habe ich heute dieses Weinfest organisiert, und auch heute soll das Geld wieder in die Kliniken fließen. Ich finde, dass gerade bei der Gesundheitsreform so viel Geld gestrichen wird, dass im Grunde
genommen Bürger für Bürger dafür sorgen müssen, dass genug Geld da ist, um den Kranken und Patienten den Krankenhausaufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten.
Ich meine, da liegen doch auch Menschen im Krankenhaus, die unsere Hilfe brauchen.
The Epoch Times: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, die Einnahmen dafür zu spenden?
Schneberger: Ich hab mir das zusammen mit Herrn Tomanek ausgedacht. Der war früher ein Kunde von mir in meinem Kiosk, aber mittlerweile ist er zum Freund geworden.
Meine Mutter ist vor ein paar Jahren an Krebs gestorben, und die Mutter von Herrn Tomanek ist auch an dieser Krankheit gestorben. Da haben wir uns überlegt, einmal etwas dafür zu machen. Unterstützt wurden wir auch noch von Frau Windschuh. Sie ist ebenfalls eine Kundin, und mit der Zeit dann zur zuverlässigen Freundin geworden.
Meine Kunden waren es auch, die meinem Kiosk den Namen „Kiosk mit Herz“ gegeben haben. Der entstand eher zufällig, als ich einmal von einer Zeitung interviewt wurde. Zu diesem Zeitpunkt waren auch gerade Kunden da, und die haben zu dem Reporter gesagt : Das hier ist unser Kiosk mit Herz. Und so kam der Name dann halt auf.
Epoch Times: Aus welchem Grund sind Sie interviewt worden?
Schneberger: Ich bin im vergangenen Jahr im Juni Kiosk des Monats von ganz NRW geworden. Dafür habe ich dann von einer Zeitung eine Prämie bekommen. Die habe ich dann auch wieder gleich an die Klinik überwiesen. Ich sag mir immer: es war zwar mein Verdienst, dass ich Kiosk des Monats geworden bin – aber die Prämie können andere doch viel besser gebrauchen. 2009 bin ich dann sogar noch Kiosk des Jahres in NRW geworden und habe einen schönen Pokal bekommen.
Epoch Times: Warum macht jemand, der so viel als Selbstständiger zu tun hat, auch noch so viel für andere? Eigentlich müssten Sie doch voll ausgelastet sein?
Schneberger: Ich bin eben sehr sozial eingestellt. Auch meine Eltern waren das schon, und ich bin eben so groß geworden. Man muss nicht nur nehmen, sondern auch mal geben können. Durch meinen Kiosk lebe ich eigentlich ganz gut, aber ich hatte es auch nicht leicht im Leben. Viele Operationen, an den Bandscheiben, an den Füßen …. und auch einen Tumor haben sie mir schon rausoperiert.
Dazu kam, dass Vater und Mutter relativ früh verstorben sind und im vergangenen Jahr dann auch noch meine Freundin tödlich verunglückt ist. Sie können sich vielleicht vorstellen, dass das seelisch auch nicht immer ganz leicht zu verkraften ist. Deswegen weiß ich halt auch, was es heißt, wenn andere leiden, und dass das für die dann auch schlimm ist.
Epoch Times: Wenn man das hier auf dem Weinfest alles so hört und sieht, haben Sie offensichtlich wohl ein sehr gutes Verhältnis zu ihren Kunden und den Menschen im Allgemeinen…?
Schneberger: Voriges Jahr hat eine junge Kundin von mir einen Laptop gebraucht. Da hab ich ihr kurzer Hand meinen gegeben. Heute steht die junge Frau hier hinter dem Tresen und hilft mir. Selbst ihre Mutter ist heute mit hier und backt für mich die Waffeln
Epoch Times: Ist das ein Kreislauf? Ich gebe ihr meinen Laptop und sie hilft mir dann. Das klingt doch so, als bauten Sie sich hier Ihre eigene kleine Welt?
Schneberger: Ja, ganz genau. Ich denke sowieso, dass wir im Grunde genommen alle eine Welt sind, und dass wir versuchen sollten, auf dieser Welt (und die ist wirklich sehr schön diese Welt), dass jeder auch mal etwas mehr Rücksicht auf andere nehmen sollte.
Auch Länder auf andere Länder. Ich finde es auch sehr schlecht, dass mit dem Leben anderer Menschen in der Welt ganz schmutzige Geschäfte gemacht werden. Kinderpornografie, Organhandel usw. – das sind für mich die größten Dreckigkeiten die es gibt.
Ein Tier tötet, weil es Hunger hat – manche Menschen jedoch töten aus Gier und aus Profitsucht. Ich finde, das Leben ist schön, aber eben auch nur sehr kurz. Deshalb sollte eben auch jeder mal ein bisschen Rücksicht auf die anderen nehmen.
Ein Wort noch zur Politik: Man kann sich auch kaputt sparen. Ich meine das auch in Bezug auf Kinder. Kinder sind unsere Zukunft. Da sollten wir doch alle einmal darüber nachdenken. Außerdem: Die Kinder von heute sind doch die Steuerzahler von morgen, und unsere Kinder sind doch unser Kapital. Ich möchte doch später auch mal meine Rente kriegen – da müssen doch die jetzigen Kinder später für mich arbeiten. Also muss ich doch auch heute etwas für die Kinder tun….
Schneberger wirkt nachdenklich, als er dies sagt. Er nimmt einen Schluck aus seiner Kaffeetasse, und plötzlich schleicht sich ein Lächeln auf sein Gesicht. „Es ist schon irgendwie bemerkenswert, wie sich hier alles nach und nach in den letzten Jahren verändert hat. Mittlerweile sind aus einigen Leuten, die erst Kunden von mir waren, gute Freunde geworden.
So zum Beispiel die Isabell hier. Eigentlich kam sie immer nur, um nach der Arbeit kurz einen Kaffee bei mir zu trinken. Mittlerweile aber ist daraus eine richtig gute Freundschaft geworden. Ich rufe sie an, wenn es mir mal schlecht geht, und umgekehrt ist das genauso.
Anfang des Jahres bin ich 40 geworden. Da hab ich meine Kunden eingeladen, und auch ein Chor war da. Das war wirklich sehr schön. Irgendwie ist es ein gutes Gefühl, wenn ich jetzt zurückschaue. Ja, ich kann sagen, dass unsere kleine Welt in der Duisburger Grabenstraße in letzter Zeit wirklich ein ganz kleines bisschen besser geworden ist….
Das Interview führte Steffen Andritzke
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