Die Trump-Gold-Korrelation

Gold hatte nach der Rally im Jahr 2024 eine Atempause eingelegt. Nun steigt der Preis wieder. Vieles deutet darauf hin, dass dies viel mit dem Namen „Trump“ zu tun hat.
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Goldbarren der Deutschen Bundesbank liegen im Tresor. Die Handelspolitik von Trump ist ein Unsicherheitsfaktor – dies befeuert den Goldpreis.Foto: ./Bundesbank/dpa/dpa
Von 28. Januar 2025

Das Jahr 2024 war ein außergewöhnliches Jahr für den Goldmarkt – ein Jahr der Rekorde. Die Höhenflüge des Edelmetalls lassen sich in Zahlen messen – allein 30 neue Allzeithochs wurden verzeichnet. Historisch zum ersten Mal überhaupt hat der Goldpreis erst die Marke von 2.500 US-Dollar pro Feinunze gerissen, dann die Marke von 2.600 US-Dollar pro Feinunze und zuletzt sogar 2.700 US-Dollar pro Feinunze.

Zum Jahresbeginn lag der Preis noch bei etwa 1.950 US-Dollar. Eine beeindruckende Steigerung von etwa 31,6 Prozent schlägt zu Buche. In Euro war der Anstieg sogar noch deutlicher, hier sprechen wir von einem Plus von 37 Prozent. Gold als Wertanlage war gefragt wie nie – der Wert eines Standard-Goldbarrens ist zum ersten Mal über 1 Million US-Dollar geklettert.

Der sichere Hafen

In das neue Jahr startete der Goldpreis im Euro mit einem neuen Allzeithoch bei 2.637 Euro je Feinunze, nachdem der Euro zum US-Dollar auf 1.018 US-Dollar – und somit fast auf die Parität – gefallen war. Dem Einbruch des Euro folgte gar ein Ausbruch des Goldpreises in Euro über den Widerstand bei 2.600 Euro. Gold bleibt nach wie vor eine Kaufempfehlung aufgrund gestiegener Zentralbankkäufe, geopolitischer Spannungen und der unsicheren US-Schuldenlage sowie der schlechten Aussichten für die europäischen Volkswirtschaften. Gold bleibt der sichere Hafen.

Die Trump-Gold-Korrelation gibt immer wieder entscheidende Impulse. Das Attentat auf den US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump am 13. Juli vergangenen Jahres verstärkte die Marktvolatilität erheblich. Viele Investoren flohen aus Aktien in sichere Anlagen, was den Goldpreis in den folgenden Tagen um 3,4 Prozent ansteigen ließ.

Mehr noch – die Unberechenbarkeit von US-Präsident Donald Trump treibt die Nachfrage weiter an. In den vergangenen Tagen stieg der Preis auf den höchsten Stand seit über elf Wochen und näherte sich dem Allzeithoch aus dem Vorjahr. Die Handelspolitik von Trump ist ein Unsicherheitsfaktor – daneben befeuert ein schwächerer US-Dollar den Goldmarkt. Es herrscht Unklarheit darüber, wann Trump seine Handelspolitik umsetzt.

Unsicherheit als wichtiger Treiber

Die Unklarheit über die Richtung des US-Dollars ist ebenfalls kurzfristig ein wichtiger Treiber für den Goldpreis. Ein schwacher US-Dollar macht Gold für Investoren, die andere Währungen halten, attraktiver. Gleichzeitig bleibt das Edelmetall in Zeiten wirtschaftlicher und geopolitischer Unsicherheit eine bevorzugte Anlage. Die makroökonomische und handelspolitische Unsicherheit sowie die Verschlechterung der Haushaltslage stützen die Nachfrage nach sicheren Häfen. Käufe der Zentralbanken schaffen eine stabile Nachfragebasis ebenso wie eine steigende Investmentnachfrage an den Terminmärkten.

Gold schreibt seit mehr als zwei Jahrzehnten eine Erfolgsgeschichte. Es gibt für Gold einen Preis, aber keinen Zins. Niemand zahlt einen Coupon. Man kann es nicht am Computer erschaffen, sondern muss es wie den Schatz der Inkas aus dem Boden buddeln. Der Goldbarren ist nicht digitalisierungsfähig. Umso mehr verrät uns der Goldmarkt die Gemütsverfassung der Weltwirtschaft.

Misstrauenserklärung gegenüber dem Euro

Es sind vorwiegend die Zentralbanken, die am Weltmarkt als Käufer von physischem Gold auftauchen. Der Goldbarren ist eben das probate Wertaufbewahrungsmittel. Die massiven Goldkäufe sind auch eine Misstrauenserklärung gegenüber dem Euro. Gold ist eine Unfallversicherung gegen die Risiken und Unfälle des Finanz- und Währungssystems, etwa gegen eine Erosion des Euro. Gold ist immer dann stark, wenn Papierwährungen schwach sind. Es ist also kein Zufall, dass der Goldpreis in Euro im vergangenen Jahr deutlich gestiegen ist. Das gestiegene Interesse an Gold zeigt uns eine Welt, die an Zerrissenheit leidet.

In der Eurozone verteuerte sich das Edelmetall von 2000 bis 2009 um 168 Prozent, in der zweiten Dekade des neuen Jahrtausends dann um 77 Prozent. In den USA stieg der Goldpreis in der ersten Dekade sogar um 281 Prozent, in der zweiten aber nur um 38 Prozent. Vor allem in der ersten Dekade der 2000er-Jahre fielen weltweit die Zuwachsraten dreistellig aus – etwa in Indien mit 307 Prozent, Großbritannien mit 280 Prozent, Japan mit 246 Prozent oder China mit 214 Prozent –, während sich die regionalen Gold-Performances in der zweiten Dekade eher zweistellig zeigten.

Comeback dank Krisen

Die Gold-Baisse endete im August 1999 bei 253 Dollar pro Unze. Die Flut an Krisen unterschiedlichster Art (wie Brasilien und Argentinien, Russland-Krise, Dotcom-Aktien, US-Immobilienmarkt, Griechenland, Pandemie, Ukraine-Krieg) hat der altbewährten Krisenwährung zu einem starken Comeback verholfen. Die spektakuläre Reise des Goldpreises von 2000 bis 2024 brachte sowohl im Dollar als auch im Euro mehr als 800 Prozent. Eine Kaufkraftbetrachtung würde alle Dimensionen sprengen!

Beim Platzen der New-Economy-Blase (August 2000 bis März 2003) verlor der MSCI World 50,8 Prozent, Gold legte um 2,7 Prozent zu. Bei der US-Immobilienkrise mit weltweiter Finanzkrise (Oktober 2007 bis März 2009) verlor der MSCI World 45,7 Prozent, Gold stieg um 31,4 Prozent. Bei der Eurokrise (Februar 2011 bis November 2011) gab der MSCI World um 5,7 Prozent nach, Gold performte mit 34,3 Prozent. Gold ist und bleibt der Fels in der Brandung.

Gold hat sich seit Jahrtausenden als Wertspeicher und Inflationsschutz bewährt. Und es ist eine Versicherung gegen den Wertverlust der Fiatwährungen. Als Krisen-, Vermögens-, Inflations- und Krisenversicherung leistet es mittlerweile seit mehreren Tausend Jahren wertvolle Dienste.

Trumps Strafzölle befeuern den Preis

Die von Trump in Aussicht gestellten Strafzölle dürften die Inflation zusätzlich befeuern. Der US-Präsident droht unter anderem mit Zöllen in Höhe von bis zu 20 Prozent auf alle Importe aus China. Einen Tag nach seiner Vereidigung bekräftigte er, dass dies eine Option sei. Trumps harte Gangart gegenüber China könnte so indirekt den Goldpreis treiben – und das nicht nur wegen teurer Zölle.

Chinas Notenbank, die People’s Bank of China (PBoC), bemüht sich seit Jahren, unabhängiger zu werden von den USA und vom US-Dollar. Dafür reduziert sie ihre Bestände an US-Staatsanleihen und kauft große Mengen an physischem Gold. Geht Trump noch stärker auf Konfrontationskurs zu China, dürfte die PBoC ihre Strategie der Goldkäufe mit neuer Dringlichkeit vorantreiben.

An den Aktien- und Anleihemärkten wissen Anleger offenbar weiterhin nicht so recht, was sie von Trump erwarten können. Das zeigen der zuletzt eher seitwärts tendierende S&P 500 und die Schwankungen bei den US-Anleiherenditen. Für Goldanleger dagegen ist die Sache klarer. Der Goldpreis wird weiter mit Rekorden nach Trump-Kommentaren und Beschlüssen flirten.

Alle Marktteilnehmer haben  Trumps Kommentare zu Handel und Zöllen seit seinem Amtsantritt mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Der Präsident hat China, die EU, Kanada und Mexiko als potenzielle Zielländer für Einfuhrzölle genannt und damit Bedenken geweckt, wie andere Regierungen reagieren könnten. Zuvor hatte Trump den Teilnehmern des Weltwirtschaftsforums in Davos per Video mitgeteilt, dass er beabsichtige, Europa mit Importzöllen zu belegen, um die Produktion in die USA zurückzuholen. Ebenso sagte der Präsident auch, er werde eine sofortige Senkung der US-Zinsen fordern. Seine innenpolitische Agenda, einschließlich seiner Versprechen, die Steuern zu senken und die Einwanderung zu überarbeiten, könnte die Finanzen der Nation aushöhlen und die Inflation wieder anheizen.

Während der ersten Amtszeit Trumps legte der Goldpreis in US-Dollar um über 42 Prozent zu. Heute trifft Trump mit seinem unkonventionellen Politikstil auf eine Welt, die deutlich höher verschuldet und in vielerlei Hinsicht fragiler ist als während seiner ersten Amtszeit. „Sichere Häfen“ dürften damit weiter hoch im Kurs stehen. Die Trump-Gold-Korrelation lebt!

Zum Autor:

Rolf B. Pieper ist gelernter Bankkaufmann, Ex-Investmentbanker, Journalist, Autor, Vortragsredner, internationaler Finanzmarktexperte sowie Entwickler der Portfoliotheorie „TRIVERSIFIKATION“ sowie der „Wahre-Werte-Strategie“.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers oder des Interviewpartners dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.



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