„Die Nazikeule ist ein gutes Mittel, um die Menschen zu spalten und zu beängstigen“
Nicht erst seit dem „Correctiv“-Artikel über den angeblichen „Geheimplan gegen Deutschland“ gehört Mut dazu, sich auf einer AfD-Bühne zu zeigen. Der Unternehmer Serge Menga Nsibu, deutscher Staatsangehöriger kongolesischer Abstammung, lässt sich aber auch durch Pfiffe seiner Gegner nicht verbieten, seine politische Meinung kundzutun.
Im Netz machte kürzlich ein Auftritt Mengas in Rosenheim die Runde: Der vierfache Familienvater war im September 2023 einer Einladung des AfD-Kreisverbands gefolgt. Auf dem Ludwigsplatz kritisierte er über 20 Minuten lang in freier Rede insbesondere die Migrationspolitik der Bundesregierung. Der Mitschnitt erzielte in kaum zwei Wochen über 260.000 Aufrufe (Video auf „YouTube“). Die Epoch Times bat Menga um ein schriftliches Interview.
Herr Menga, bei „Wikipedia“ lautet Ihr voller Name Serge Nathan Dash Menga Nsibu. In Deutschland sind Sie als Online-Influencer unter dem Namen Serge Menga bekannt. Müsste die Kurzform nicht Serge Nsibu heißen?
Mein richtiger Name lautet Serge Menga Nsibu. Im Netz bin ich unter Serge Menga bekannt. Nathan Dash war mein damaliger Name als Künstler und DJ.
Sie selbst bezeichnen sich gerne als „maximal pigmentiert“. Welches Wort sollten die Leute Ihrer Meinung nach in der alltäglichen Konversation nutzen, um niemanden zu verletzen, aber auch nicht verbal zu verkrampfen?
Ich finde den Ausdruck „maximal pigmentiert“ genauso bescheuert wie PoC [„People of Color“, Anmerkung der Red.]. Ich nutze es mit einem Schmunzeln, um diese dumme Debatte über das „N-Wort“ und die erzwungene politische Korrektheit zu meiden! Ich möchte Afrikaner, Kongolese oder Dunkelhäutiger genannt werden. Früher sagte man „Neger“, abgeleitet von „Negro“, was ebenfalls Dunkelhäutiger bedeutet. Na ja, wen es stört – bitte!
Sie waren oder sind Energieanlagenelektroniker, Lkw-Fahrer, DJ und Exportunternehmer. Außerdem haben Sie die „Serge Menga Foundation“ ins Leben gerufen. Womit genau verdienen Sie heute ihren Lebensunterhalt?
Ich bin hauptsächlich Unternehmer in der Demokratischen Republik Kongo mit der Firma Menga Industries. Wir exportieren hauptsächlich Baumaschinen von Europa in die DR Kongo. Die Ferme Royal und die Serge Menga Foundation sind Entwicklungsprojekte in den Bereichen Landwirtschaft, Viehzucht, Bildung und Gesundheit.
Sie sind als Fünfjähriger vom Kongo nach Europa ausgewandert. Mit elf Jahren kamen Sie nach Deutschland. Als Ihre Familie wieder nach Afrika zurückkehrte, blieben Sie bei einer Pflegefamilie hier. Warum?
Mir war es wichtig, meine Schule zu beenden und eine Ausbildung in Deutschland zu absolvieren!
Sie waren vor einigen Jahren sechs Monate lang CDU-Mitglied, traten dann aber wieder aus. Warum?
Ich war damals ernsthaft daran interessiert, politisch aktiv zu werden. Die Haltung der Kanzlerin gegenüber dem Unmut der Bevölkerung damals hatte mir deutlich gemacht, dass die CDU selbst Teil des Problems ist. Daher war ein schnelles Ausscheiden für mich damals nur logisch.
Nach einem Bericht der WAZ wollten Sie ihr Glück dann 2016 bei der AfD versuchen. Doch diese bot Ihnen zunächst nur eine Fördermitgliedschaft an. Offiziell, weil Sie „ein Glücksritter [seien], dem man nicht vertrauen“ könne. Wie sehen Sie das heute?
Zur AfD kam ich durch Guido Reil. Wir hatten dieselben Ansichten und die AfD war damals ganz neu und bereit, einiges zu ändern. Eine Mitgliedschaft auf Probe, okay, aber die Bezeichnung eines „Glücksritters“ war meiner unwürdig. Damit war das Thema Parteimitgliedschaft im Allgemeinen für mich erst mal gegessen.
Trotzdem bemühten Sie sich danach erfolglos um Landtags- und Bundestagsmandate, gründeten und verließen die Kleinstpartei „Das Haus Deutschland“ ohne nähere Angabe von Gründen. Haben Sie heute wieder parteipolitische Ambitionen?
Listenplätze haben mich nie interessiert. Mir ging es immer schon um den Diskurs und meinen Beitrag für Deutschland. Nach zehn Jahren bin ich immer noch sehr erfolgreich auf Kurs, würde ich behaupten.
Im Netz und auf der Straße gelten Sie für viele als politischer Exot: Ein eingewanderter Mann mit dunkler Hautfarbe, der sich für die Abschiebung krimineller Ausländer und für die AfD starkmacht. Generell raten Sie Migranten, die sich nicht integrieren wollen, das Land zu verlassen. Welche Reaktionen überwiegen – Zustimmung oder Ablehnung, vielleicht sogar Drohungen?
Viel Zustimmung, denn die meisten wollen in Sicherheit und friedlich miteinander leben. Ablehnung aber natürlich auch, das ist normal. Denn die Nazikeule ist ein gutes Mittel, um die Menschen zu spalten und zu beängstigen. Drohungen eher weniger, denn wer mir genau zuhört, erkennt meine wahren Absichten und das ist nicht Hass und Hetze!
Ihre Haltung wird womöglich nicht von vielen Menschen mit afrikanischen Wurzeln geteilt, auch nicht von jenen, die sich stets „gegen Rassismus“ und „für Vielfalt“ positionieren – oder haben Sie da einen anderen Eindruck?
Das stimmt, denn leider lesen viele nur die Überschriften, aber nicht den gesamten Inhalt meiner Kritik. Hinzu kommt, dass dann das genaue Zuhören vehement abgelehnt wird. Ich bin doch selbst gegen Rassismus und für eine bunte Welt, aber dazu gehören auch Regeln und Gesetze, die für uns alle gelten! Die Kultur, Identität und Geschichte eines Landes müssen respektiert und akzeptiert werden, damit ein Zusammenleben überhaupt funktionieren kann. Das ist doch logisch!
Sie haben während Ihrer Rosenheimer Rede die Bitte an die AfD gerichtet, die Partei möge sich zu einer „wahrhaftigen Opposition für dieses Land“ entwickeln, die „alle mitnimmt, die dieses Land lieben“. Wo sehen Sie da heute die größten Schwierigkeiten?
Es gibt in der AfD wie in jeder anderen Partei auch verschiedene Strömungen und mir ist es wichtig, dass es freiheitlich und demokratisch zugeht. Zu rechts oder zu links ist nie gut … die Mitte ist gesund!
Was halten Sie von dem vielfachen Vorwurf gegen die AfD, eine rassistische Remigration zu fordern? Fürchten Sie nicht, davon selbst betroffen zu sein?
Dazu müsste man erst mal erläutern, was denn an Remigration rassistisch sein soll!? Ich als deutscher Staatsbürger soll abgeschoben werden? Ha, ha, wie soll das denn rechtlich vonstattengehen, bitte? Die Gesetzte macht die Bundesregierung und bekanntlich besteht sie ja nicht mehrheitlich aus der AfD, oder? Viel mediale Panikmache!
Während Ihrer Rosenheimer Rede unter freiem Himmel und in Anwesenheit von Anti-AfD-Demonstranten bezeichneten Sie es als „traurig“, dass in Deutschland heute Polizei anwesend sein müsse, „damit Menschen nicht aufeinander losgehen“. Wer ist Ihrer Meinung nach für die gesellschaftliche Spaltung verantwortlich?
Die Regierung, die durch ihre mediale Hetzkampagne gegenüber Bürgern, die sich einen Kurswechsel wünschen, nicht zuletzt in der Corona-Krise, Flüchtlingspolitik und jetzt ganz aktuell in der Wirtschafts- und Energiekrise! Meinungsfreiheit ohne Diffamierung ist fast schon unmöglich geworden!
Derzeit scheinen die gesellschaftlichen Gräben sehr tief zu sein, nicht nur was das Thema Migration angeht, sondern auch, was die Corona-Maßnahmen, den Ukraine-Krieg und das Verständnis des Begriffes Demokratie angeht, um nur einige Punkte zu nennen. Sie fordern deswegen mehr „Realpolitik“ und weniger „Moralpolitik“. Außerdem „Mut, Stolz zum eigenen Land“ und „Ziele, die man tatsächlich erreichen kann“. Welche Ziele sind für Sie angesichts von Meinungskorridoren und Brandmauern im Jahr 2024 überhaupt noch erreichbar?
Es ist nie zu spät, seine Fehler anzuerkennen. Das wäre ein Anfang, damit das Volk der eigenen Regierung wieder vertraut und Positives zutraut. Eine Regierung sollte ihrem Volk dienen und zuhören!
Sie sprachen auch über eine „Agenda“, die unter anderem Bootsflüchtlinge aus Afrika ausnutze. Und stellen in den Raum, dass Europa es gar nicht wirklich anstrebe, die Massenmigration auf dem Seeweg zu beenden. Sie hätten Beweise dafür, dass „irgendetwas nicht stimmt“. Um welche Beweise handelt es sich?
Jeder kann Ungereimtheiten und dadurch Beweise im Netz finden, durch Berichte von anerkannten Medien. Das ist keine große Kunst. Fragen Sie die Schleuser doch bitte, wie Sie es immer wieder schaffen, auf See zu kommen. Da fließt sehr viel Geld in verschiedene Hände, sonst wäre es kaum möglich. Inzwischen ist es ein lukratives Geschäftsmodell oder nicht?! Die Bundesregierung soll von diesen Machenschaften nichts wissen? Und was wird ernsthaft dagegen unternommen – und seit wann?
Wenn ich Sie richtig verstehe, sprechen Sie der Bundesregierung auch ab, wirklich an der Integration der Migranten in den Arbeitsmarkt und die Gesellschaft interessiert zu sein. Wie kommen Sie zu dieser Annahme?
Doch, man WÜNSCHT es sich schon, aber der mühselige Weg dahin und die Arbeit, die das mit sich bringt, schiebt man seit Jahren von sich weg. Das müssen dann andere erledigen, am liebsten ehrenamtlich! Es ist ein Kostenapparat, an dem extrem gespart wird. Und dazu noch der unrealistische Glaube, Integration könne mit jedem funktionieren!
Wie könnte man die Migranten und auch die vielen arbeitslosen Deutschen angesichts des vielfach kolportierten „Fachkräftemangels“ in Lohn und Brot bringen? Und was tun, wenn das nicht klappt?
Jeder Mensch mit gesundem Menschenverstand möchte gut leben und auch dafür arbeiten. Man muss diejenigen, die schnell zu Fachkräften umgeschult oder ausgebildet werden können, vorziehen und das deutsche Bildungssystem dem Weltniveau dringend anpassen. Fachkräfte aus dem Ausland sollte man nur zulassen für die Bereiche, in denen unsere eigene Industrie massive Einbußen verzeichnet und unser Arbeitsmarkt und Bildungsmaßnahmen kurzfristig keine Lösung erbringen können!
Wie und bis wann könnte Deutschland wieder zu einem „Zusammenland“ werden, wie das Schlagwort einer aktuellen Medienkampagne lautet?
Es wird sehr lange dauern und es braucht dafür eine neue politische Elite mit klarem Verstand und das Herz am richtigen Fleck – für die eigene Bevölkerung und ihre Bedürfnisse!
Herr Menga, vielen Dank für das Gespräch.
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion