Die Beobachterinnen
Rony (Shalit), Osnat (Rabin) und Frances (Thaler) leben in einem besseren Wohngebiet nahe der Stadt Netanya in der zentralen Nordregion in Israel. Rony ist eine ehemalige Sozialarbeiterin, Osnat hat ihre eigene Finanz-Software-Gesellschaft und Frances Reiseagentur vertritt eine Reihe von ausländischen Airlines in Israel.
Sie könnten zuhause bequem leben, aber am frühen Montag morgen gehen sie trotz Sicherheitsrisiken in das West-Jordanland, um das Verhalten der Soldaten an den israelischen militärischen Kontrollpunkten zu beobachten und darüber zu berichten.
Sie sind Mitglieder der bekannten israelischen Menschenrechtsorganisation „Machsom Watch“, die angibt, 400 nur weibliche Mitglieder zu haben, die an den wöchentlichen Beobachtungen teilnehmen. Der Zweck ihrer Aktivitäten besteht darin:
1) das Verhalten der Soldaten an den Kontrollpunkten zu beobachten; 2) Sicherzustellen, dass die Menschen- und Bürgerrechte von Palästinensern in den besetzten Gebieten geschützt werden; 3) die Ergebnisse ihrer Beobachtungen für ein möglichst breites Publikum aufzuzeichnen und sie diesem zu berichten – vom Zeitpunkt der Entscheidungsfindung bis zum Zeitpunkt der Verbreitung an die allgemeine Öffentlichkeit.
Mitglieder von Machsom Watch decken in Bezug auf Alter und soziale Hintergründe ein breites Spektrum ab – jedoch sind es zum größten Teil lebenserfahrene, berufstätige Frauen. Alle Mitglieder sind Bürger Israels. Das hebräische Wort „Machsom“ bedeutet „Kontrollpunkt“ oder „Straßensperre“. Im ganzen Gebiet der West Bank gibt es insgesamt 600 Kontrollstellen und Straßensperren. Einige sind ständige militärische Einrichtungen, einige improvisiert und andere sind Zementblöcke, die die Straßen versperren.
Warum gibt es Kontrollstellen?
Sie sind Teil der israelischen Politik der Ausgangssperre. Die Kontrollstellen sollen die Bewegung von Palästinensern in der besetzten Westbank und nach Israel einschränken und kontrollieren.
Diese Kontrollstellen wurden vom israelischen Militär nach dem verschärften Konflikt zwischen Israel und Palästina um das Jahr 2000 errichtet, in dem es viele (Selbstmord-)Bombenattentate in Israel gab. Um zwischen Städten oder nach Israel zu reisen, muß ein Palästinenser eine gültige Erlaubnis haben. Um die Kontrollen zu erleichtern, müssen Fußgänger und Motorfahrzeuge auf großen Straßen reisen. Selbst Ältere, Frauen, Behinderte und Menschen unter medizinischer Aufsicht bilden da keine Ausnahme. Wenn ein Palästinenser zur Arbeit gehen, eine Prüfung an einer Universität ablegen oder seine/n Ehepartner/in ins Krankenhaus bringen will, müssen er oder sie mehr als einen Kontrollpunkt passieren.
Machsom-Beobachter erzählten, ein in Tulkarem lebender und in Nablus arbeitender Richter hält keine morgendlichen Gerichtstermine mehr ab, weil er kaum wußte, wann er bei Gericht ankommen würde. Das Passieren einer Kontrollstelle kann einige Minuten oder sogar Stunden dauern. Jeder Verdächtige kann verhaftet werden.
Dies ist die jetzige Situation zwischen Israel und Palästina: kein Frieden. Das Verhältnis zwischen den Menschen der beiden Völker ist an den Kontrollpunkten mit einer Fläche von nur wenigen Quadratmetern angespannt.
Machsom-Beobachter gehen zur Zeit der Rush-hour morgens und mittags zu fast 40 Kontrollstellen. Über jede Beobachtungsfahrt jedes Tages wird ein Bericht erstellt, dann in hebräisch und englisch auf der Webseite der Organisation (www.machsomwatch.org) veröffentlicht.
Folgender Auszug aus dem Bericht des Jahres 2006 stammt aus der Zeit des Ramadan (dem islamischen Fastenmonat): „06.10.06, Ar-ram. Wir fuhren zum Ar-ram-Kontrollpunkt. Dort waren viele Soldaten – sowohl Soldaten der Grenzpolizei als auch neue Rekruten und Rekrutinnen. Es war schon fast die Zeit der Gebetsstunde, und der meiste Verkehr schien in diese Richtung zu fahren. Etwas weiter Richtung Norden befand sich eine Gruppe von Soldaten der Grenzpolizei auf der Straße und verbot Palästinensern ohne eine Erlaubnis weiterzugehen. (`Eine Passage ist nur durch Qalandiya möglich‘. ‚Aber ich lebe in Ar-ram‘. ‚Macht keinen Unterschied….Sie können hier nicht durch‘. Ein kleiner Stoß, und die ‚Refuseniks‘ (Verweigerer – jemand, der sich ‚weigert‘) wurden weggeschoben.“ „Einigen älteren Frauen und einem alten Mann, der fast blind war, sich auf einen Stock stützte und von seinem Enkel begleitet wurde, wurde die Passage verweigert. Wir sprachen mit dem Soldaten, der uns eine arrogante und unhöfliche Antwort gab. Als wir den Captain anrufen wollten, trafen wir Yoram Halevi, den Befehlshaber der ‚Jerusalem-Einheit‘. Er grüßte uns freundlich, hörte uns zu und bot uns seine Hilfe bei der Lösung der Probleme an. Und tatsächlich durften die Frauen und der alte Mann passieren; nur der Jüngste nicht. Der Kontrollpunkt wurde geräumt und die glücklichen Frauen versprachen für uns zu beten.“
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