Die Auflösung der klassischen Familie
Mutter und Vater, die in Liebe und Treue ihre Kinder großziehen: Das ist die klassische Familie, die heute als Auslaufmodell gilt. Sie darf in Medien, Politik oder Kultur nur noch am Rande vorkommen, am liebsten als einengende, unglückliche Lebensform.
Im Zeitalter der Totalverwertung des Menschen wird nicht nur Sexualität zum wechselseitigen Konsumprodukt und Freizeitsport, sondern die Familie gilt als austauschbarer Verbund von Individuen, die aus dem gleichen Kühlschrank essen, im Übrigen aber sich selber folgen. Dazu passt eine generelle Stimmung für die Abtreibung als Menschenrecht und den Verzicht auf Nachwuchs – im Zeichen von Überbevölkerung oder Klimawandel. Junge Frauen, die trotzdem mehrere Kinder haben und gern Vollzeitmütter sind, werden diskriminiert. Man behandelt sie wie Rückständige, benachteiligt sie im Vergleich zu Krippenplatz-Müttern oder zu doppelverdienenden Kinderlosen finanziell und verklärt die Arbeitswelt zum Ort der Emanzipation.
Wenn sich Menschen primär als Humankapital und Subjekte der Optimierung begreifen, dann geht es nicht mehr darum, Beziehungen als Fundament eines gelungenen Lebens zu sehen. Sondern es geht darum, Beziehungen als Ausdruck gesellschaftlicher Machtstrukturen zu definieren. Damit wird das private Leben, sei es familiär oder sexuell, restlos politisiert.
Viele totalitäre Bewegungen der Vergangenheit haben sich gegen die Familie als unverfügbare Einheit gewandt. Nationalsozialismus, Kommunismus, Sozialismus: Stets wurde versucht, die Verbindung von Mama, Papa und Kindern aufzubrechen, um in diesen Schutzraum hineinzukommen – mit einem politischen Programm. Theodor Adorno, ein Denker der Frankfurter Schule, hielt schon im letzten Jahrhundert fest: „Die Ehe ist die letzte Form der Subversion im Zeitalter des Warentausches.“
Inzwischen ist der Warentausch allgegenwärtig. Er verkauft sich clever als bunt und vielfältig. Die Fremd- und Selbstausbeutung erscheint als Selbstverwirklichung mit Genderstern und Regenbogenflagge. Es ist ein kulturelles Requiem auf die fruchtbare Einheit von Liebe, Ehe und neuem Leben, auf die Freiheit des Einzelnen vor der Politik. Wird es eines Tages einen Gegentrend geben? Klar ist: Eine gute Kultur lässt die Menschen nicht einem politisch-ökonomischen Programm dienen, sondern umgekehrt. Und die klassische Familie gilt nicht als unzeitgemäß, sondern als Keimzelle des Humanen, als das Herz künftiger Generationen.
Über den Autor:
Giuseppe Gracia (55) ist Schriftsteller und Kommunikationsberater. Sein neues Buch „Die Utopia Methode“ (Fontis Verlag, 2022) beleuchtet die Gefahren utopischer Politik.
Dieser Artikel erschien zuerst in der Epoch Times Wochenzeitung, Ausgabe Nr. 66, vom 15. Oktober 2022.
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