Der Sprung über den Graben
Der Illuminat Freiherr von Knigge ist zu früh gestorben. So war er nicht mehr in der Lage, Benimmregeln für die sozialen Medien zu verfassen. Man könnte meinen, dass der allgemeine Anstand sich auf jene Lebensbereiche, die für manche zum Lebensraum geworden sind, übertragen ließe. In der Unpersönlichkeit des Netzes und ohne den leibhaftigen Menschen vor sich wähnt sich der Mensch jedoch allzu oft in seiner Welt allein, obwohl er mitunter eine Öffentlichkeit hat, die selbst Knigge nicht kannte.
Allzu leicht rutscht einem dabei etwas heraus, was man niemandem ins Gesicht gesagt hätte. Auch ich bin davor nicht gefeit und bekam jüngst entsprechenden Gegenwind von jemandem, der sich zurecht über meine Wortwahl ärgerte. Darüber bin ich froh, denn so kam ich mit ihm ins Gespräch.
Wir haben in entscheidenden Dingen sehr unterschiedliche, gegensätzliche Auffassungen, die man in Teilen, wenn man denn wollte, als feindlich betrachten könnte. Trotzdem telefonierten wir drei Stunden lang über genau diese Dinge und es war ein wunderbares Gespräch. Wir sind nicht einig geworden und doch eins in dem Bemühen, durch unser Handeln die Welt besser, wahrhaftiger und lebenswerter zu machen.
Obendrein weisen unsere Familiengeschichten hierzu verblüffende Parallelen auf, mit denen wir gegensätzlich umgegangen sind und umgehen, was mit Sicherheit noch viel interessanten Gesprächsstoff für die Zukunft bieten wird.
Ich finde, das sind Begegnungen, die das Leben erst reich machen und uns dem näher bringen, was wir uns nur wünschen können, wenn wir uns nach Frieden und Freiheit sehnen.
Jeder, der sich in einem politischen Kampfe sieht, hat letztlich eines gemeinsam, nämlich das Gefühl, ausgegrenzt, verteufelt und in der Entfaltung seines Wesens gehindert zu sein. Ohne dieses Gefühl der Anfeindung und der Ohnmacht wäre politischer Kampf völlig überflüssig.
Umso fester bin ich davon überzeugt, dass jeder von uns gut daran tut, sich selbst der Ohnmacht zu entwinden und die Feindschaft abzulegen. Das geht am besten, indem wir uns von dem Gedanken trennen, dass Menschen mit verschiedenen Weltanschauungen sich nicht vereinen können. Wir alle streben nach Erfüllung und Wahrhaftigkeit und beides finden wir nicht im Stellungskrieg, sondern nur im gegenseitigen Verständnis.
Ich danke jedenfalls dem da oben, der über unseren kleinen Geistern steht, für diese Lektion und sage: Stecken wir die Schwerter in die Scheide und springen wir über den großen Graben, der doch nur unser eigener Schatten ist!
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