Das wird Deutschland 2024 prägen – Teil 1: Ideologie, Deindustrialisierung und Realitätsverweigerung

Das neue Jahr wird geprägt sein von Ideologie, Deindustrialisierung, Fachkräftemangel und Realitätsverweigerung. Anhand der Energiepolitik, der Automobilindustrie und bei Bildung und Digitalisierung in Deutschland wird in Teil eins darauf eingegangen.
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Es wird Zeit für Realismus.Foto: iStock
Von 31. Dezember 2023

2023 ist mit einem Paukenschlag zu Ende gegangen. Das Verfassungsgericht hat den Bilanztricks der Ampelkoalition einen Riegel vorgeschoben. Die Zeit ist vorbei, Massen an Geld zu verteilen, um politische Utopien zu finanzieren.

2024 erwarten uns Steuer- und Abgabenerhöhungen, hohe Energiepreise, eine fortschreitende Deindustrialisierung, Wahlbeben im In- und Ausland und weiterhin eine ungesteuerte Migration und Fachkräftemangel. Es ist weder Zeit für Optimismus, noch Pessimismus, geschweige denn schrillen Alarmismus – es ist Zeit für Realismus.

Ideologiegetriebene Energiepolitik wird weiter vorangetrieben

Mit dem Abschalten der letzten in Deutschland verbliebenen Atomkraftwerke ist jedem rational Denkenden bewusst geworden, dass es offensichtlich nicht um CO₂ geht. Ansonsten wären zuerst die Kohle- und dann die Atomkraftwerke abgeschaltet worden. Auch im Ausland wird dieser Sachverhalt mehrheitlich so gesehen.

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Foto: Our World in Data, CC-BY 4.0 DEED

Auch 2024 benötigt der Industriestandort Deutschland, wo die Firmen gegenwärtig bis zu dreimal mehr für Strom zahlen als ihre internationale Konkurrenz, günstige Energie, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Woher diese kommen soll, wird auch 2024 in den Sternen stehen.

Energie wird auch 2024 im internationalen Vergleich viel zu teuer sein. Wirtschaftskonkurrenten wie China und Indien, welche sich im Übrigen nie an den Sanktionen gegen Russland beteiligt haben und es auch zukünftig nicht werden, aber auch die USA, Japan, Südkorea … profitieren von Deutschlands fataler Energiepolitik.

2024 wird daher die Deindustrialisierung Deutschlands, auch dank viel zu hoher und somit nicht konkurrenzfähiger Energiepreise, weiter voranschreiten. Immer mehr Unternehmen werden in Ländern mit wesentlich günstigerer Energie investieren. 2022 wurden nur noch rund 10,5 Milliarden Euro in Deutschland investiert.

Allein 2022 flossen ca. 125 Mrd. Euro mehr Direktinvestitionen aus Deutschland ab, als in Deutschland investiert wurden. Fast 70 Prozent der Gelder aus Deutschland flossen in andere europäische Staaten. Dieser Trend wird sich 2024 fortsetzen. Entgegen den Vorstellungen der Berliner Politikblase wird Deutschlands Ampel-Energiepolitik auch zukünftig international nicht als richtungsweisend angesehen werden. Kurzum, die Welt wird Deutschlands Ideologen nicht folgen.

Wirtschaft kommt 2024 nicht aus der Krise

Die deutsche Wirtschaft wird 2024 weiterhin in der Krise stecken. Lediglich 23 Prozent der Unternehmen blicken positiv auf das Jahr 2024. 35 Prozent haben laut einer aktuellen Umfrage des IW Köln unter mehr als 2.200 Betrieben negative Erwartungen für 2024. In der Industrie rechnen 38 Prozent mit einem Produktionsrückgang.

Besonders bitter wird es 2024 für die Baubranche. Dort gehen 54 Prozent von einem Produktionsminus aus. Nur 13 Prozent erwarten ein Plus für 2024. Dies wird drastische Konsequenzen in puncto Arbeitsplätze und Investitionen für den Wirtschaftsstandort Deutschland zur Folge haben.

Lediglich jedes fünfte Unternehmen rechnet 2024 mit einem Zuwachs an Mitarbeitern, 35 Prozent hingegen mit Beschäftigungsabbau. Dementsprechend wird der Boom am deutschen Arbeitsmarkt vorüber sein. Nur 27 Prozent planen mit höheren Investitionsausgaben als 2023. 36 Prozent planen geringere Budgets ein.

Harte Zeiten für Deutschlands Schlüsselindustrie: Automobil

2022 erwirtschafteten die Unternehmen der Branche samt Zulieferer ca. 506 Milliarden Euro und beschäftigten ungefähr 734.000 Arbeitskräfte. Mehr als zwei Drittel der in Deutschland produzierten Fahrzeuge wurden ins Ausland exportiert. Mittlerweile verliert der Produktionsstandort Deutschland wegen hoher Energie- und Personalkosten kontinuierlich an Attraktivität.

Laut Ifo-Präsident Fuest ist ein Drittel der Produktion bereits weg. Ich gehe davon aus, dass dies erst der Anfang ist. Mit der weiteren Forcierung der Elektromobilität kommt der Aufstieg Chinas. Sobald Elektromotoren die Verbrennungsmotoren ersetzt haben, wird China den deutschen und europäischen Markt mit billigen E-Autos fluten und schlussendlich dominieren.

Das Zeitalter von in Europa noch fast unbekannten Marken wie BYD, Geely, Nio, Xpeng und Great Wall beginnt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Europas Massenhersteller vor den chinesischen Autobauern in die Knie gehen werden. Chinas Autobauer befinden sich zumeist unter staatlicher Kontrolle, produzieren zu wesentlich niedrigeren Löhnen, bei laxeren Umweltvorschriften und mit günstigerer Energie. Niemand wird sie mehr aufhalten.

Aus China wurden bis Ende Juli 2023 ca. 2,8 Millionen Fahrzeuge exportiert (1,8 Mio. Benziner). Im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 74 Prozent. China ist nach Japan bereits die Nummer zwei unter den Automobilexporteuren. Die Neuordnung der Struktur der weltweiten Produktion wird eine neue, gravierende Welle der De-Industrialisierung in Europa auslösen. Eine Verlagerung der Automobilproduktion wird drastischere Auswirkungen auf Deutschland und Europa haben als die Abwanderung der Stahl-, Elektronik- oder Schiffbauindustrie in der Vergangenheit.

Immobilienpreise werden 2024 weiter sinken – Wohnraum wird noch knapper

Auch dank der fragwürdigen Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) sind die Immobilienpreise seit dem Höchststand bereits um mehr als 10 Prozent gesunken. Für 2024 ist ein weiterer Einbruch zu erwarten. Aufgrund hoher Baukosten und schlechter Finanzierungsbedingungen ist keinesfalls mit einem Bauboom zu rechnen.

Zahllose Bauprojekte liegen aufgrund hoher Zinsen und explodierender Materialkosten auf Eis. Die Konsequenz: 2024 werden immer mehr Projektentwickler, Bauträger und Bauunternehmen in die Insolvenz gehen. Die Bundesregierung wird 2024 ihr Ziel, von jährlich 400.000 neu gebauten Wohnungen, drastisch verfehlen. Darum wird Wohnraum, insbesondere in städtischen Ballungszentren, ein immer knapperes Gut werden.

Wahlen 2024 – Populisten auf dem Vormarsch

Bei der Europawahl im Juni werden zahlreiche Regierungsparteien die Quittung für ihre Politik von ihren Wählern erhalten. Populistische Kräfte werden in großem Maße zulegen und das politische Establishment erzittern lassen. Ein weiter so wird es danach im Europaparlament nicht mehr geben.

Noch drastischer wird die Antwort der Wähler für die Ampelparteien SPD, Grüne und FDP bei den Landtagswahlen in Sachsen, Brandenburg und Thüringen im Herbst ausfallen. Ringen sich die Ampelparteien nicht zu einem drastischen Kurwechsel in der Migrations- und Energiepolitik durch und wird weiterhin oftmals gegen die Mehrheitsmeinung der Bevölkerung regiert, dann ist davon auszugehen, dass die AFD in Sachsen, Brandenburg und Thüringen die meisten Wählerstimmen erhalten wird.

Die SPD wird negative Rekordergebnisse einfahren. Die FDP wird an der 5-Prozenthürde scheitern. Die Grünen werden einstellige Wahlergebnisse verzeichnen und um den Einzug in die Parlamente zittern.

Bei den Wahlen im November in den USA stehen die Wähler vor einer Herausforderung. Trump oder Biden? Zwei alte Männer sind offenkundig das Einzige, was das politische Amerika zu bieten hat. Verändert sich die wirtschaftliche Situation in Amerika nicht zum Positiven, dann werden die Amerikaner nach ihrem Geldbeutel abstimmen, Trump zum Präsidenten machen, und Deutschlands Politiker abermals „völlig überraschen“.

Bildungsdesaster schreitet weiter voran

Bildung ist das Wichtigste für ein Land, dessen Reichtum nicht ressourcenbasiert ist, sondern auf dem Hirnschmalz und Fleiß seiner Bürger basiert. In puncto Bildung hat das einstige Land der Dichter und Denker längst den Anschluss an die Weltspitze verloren. Ein Viertel der Viertklässler kann nicht richtig lesen und scheitert somit bereits an den Mindeststandards.

Der Anteil Jugendlicher ohne grundlegende schulische Fähigkeiten liegt bei 23,8 Prozent. In China liegt dieser bei 6,5 Prozent. In der internationalen Leistungsstudie Pisa haben im Jahr 2022 Deutschlands Schülerinnen und Schüler so schlecht abgeschnitten wie noch nie zuvor. Obendrein befindet sich keine einzige deutsche Universität unter den Top-49 der Welt.

Die geistige Elite wird nicht gefördert, sondern das Niveau stetig nach unten angepasst. Privatschulen werden 2024 weiter boomen. Immer mehr entscheidet der Geldbeutel der Eltern über die Zukunft der Kinder. Dieser Trend wird sich 2024 fortsetzen.

Bürokratieirrsinn wird weiter zunehmen

In Deutschland haben zum Stichtag 2. Februar 2022 genau 1.773 Gesetze mit 50.738 Einzelnormen und 2.795 Rechtsverordnungen mit 42.590 Einzelnormen gegolten. Es ist davon auszugehen, dass entgegen allen Beteuerungen aus der Politik, der Bürokratieirrsinn 2024 noch weiter zunehmen wird.

Insbesondere weil vonseiten der EU mehr anstatt weniger Richtlinien, Verordnungen und Beschlüsse zu erwarten sind. Nicht nur in der staatlichen Verwaltung, auch in der privaten Wirtschaft verursachen die zahllosen Vorschriften Kosten in Milliardenhöhe. Die ausufernde Bürokratie schadet dem Land und macht den Standort Deutschland unattraktiv.

Digitalisierungsmisere wird nicht gelöst

Deutschland hat bei der Digitalisierung den Anschluss an die Weltspitze verloren. Weder kommen noch werden zukünftig große Tech-Konzerne wie Alphabet, Amazon, Apple, Ebay, Meta, Microsoft, Tencent, Nvidia, Tesla … aus Deutschland kommen. Jetzt begeht das Land denselben Fehler bei der KI.

Anstatt die Künstliche Intelligenz (KI) massiv zu fördern, erwägen Politiker von SPD und Grünen eine KI-Steuer, da der Einsatz von KI viele Jobs überflüssig machen und somit den Staat Steuereinnahmen kosten könnte.

Die Bundesrepublik ist ein Land mit einer zermürbenden und ungenügend digitalisierten Bürokratie (bei der Digitalisierung des öffentlichen Dienstes schnitt Deutschland 2022 schlechter als Griechenland ab), die Jobs vernichtet und neue Technologien und Innovationen verhindert.

Die Digitalisierungsmisere bei Behörden, an Schulen, in Krankenhäusern ist ebenso wenig von der Hand zu weisen wie der mangelnde Anteil von Glasfaseranschlüssen. Dieses Problem wird auch 2024 nicht gelöst. Der Anteil von Glasfaseranschlüssen an allen stationären Breitbandanschlüssen lag in Deutschland im Dezember 2022 bei 9,17 Prozent. Der OECD-Schnitt lag bei 37,7 Prozent. Spitzenreiter sind Südkorea, Japan, Spanien mit über 80 Prozent.

Fortsetzung in Teil 2 zum Thema Sozialstaat, Migration, Wirtschaftsstandort Deutschland, Fachkräftemangel, den Krieg in der Ukraine sowie die Bargeldabschaffung folgt.

Über den Autor: 

Matthias Weik befasst sich seit über zwei Jahrzehnten mit dem Thema Finanzen und ist Experte für Exitstrategien. Er zählt seit Jahren, mit sechs Bestsellern in Folge zu den verlässlichsten Bestseller-Autoren im Bereich Wirtschaft und Finanzen. Im März 2023 ist sein sechster Bestseller „Die Abrechnung“ erschienen. Matthias Weik bezeichnet sich selbst nicht als Pessimist oder Optimist, sondern als Realist. twitter: @mweik, InstagramFacebook

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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