Das Problem mit dem Sozialismus

Der Sozialismus hat mit der Realität nichts zu tun. Nur die Reichen und Privilegierten können es sich leisten, an dieses Hirngespinst zu glauben.
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Demonstranten in China halten ein weißes Papier gegen die Zensur hoch.Foto: Kevin Frayer/Getty Images
Von 17. Dezember 2022

„Das Problem mit dem Sozialismus“, schrieb Oscar Wilde, „ist, dass er zu viele Abende in Anspruch nimmt“.

Er hatte damals wie heute recht, und diese Erkenntnis gilt auch für die „Woke“-Ideologie in unserer Zeit. Sie verschlingt das Leben und füllt die Tage mit persönlichem Ehrgeiz und tristem Geschwätz über endlose Missstände in Bezug auf alle möglichen unlösbaren Realitäten in der Welt. Tage, die eigentlich glücklich sein sollten.

Nichts von der Woke-Ideologie entspringt der Erfahrung des gesunden Menschenverstands, geschweige denn der „gelebten Erfahrung“ der Arbeiterklasse. Tatsächlich gibt es eine riesige Kluft zwischen den Glaubenssystemen der „Woke“-Intellektuellen und der Arbeiterklasse, die im Allgemeinen keine Zeit für diesen verrückten Unsinn hat. Der Wokeism ist eine intellektuelle Zumutung. Und weil er so unglaubwürdig ist, muss er gepredigt und aufgezwungen werden.

Wilde störte sich vor allem an der sozialistischen Gewohnheit des 19. Jahrhunderts, für jedes Glaubensbekenntnis eine Art lokalisierten demokratischen Konsens zu suchen, als ob ein Komitee die Welt regieren könnte und sollte. Aber seine Einsicht gilt auch im weiteren Sinne und verweist auf die Humorlosigkeit der ganzen Sache.

Die Zahl Null als Ideal

In ihrer extremsten Form stellte sich die sozialistische Theorie früher die Möglichkeit vor, das Privateigentum und das Geld abzuschaffen. Heute geht sie noch viel weiter und stellt sich die Möglichkeit vor, die Biologie selbst abzuschaffen. Damit zielt sie auf alle Anzeichen von Geschlecht und Sexualität ab und sogar auf die Notwendigkeit von Wirtschaft im Allgemeinen. Mit ihrem Drang zum Käfer fressen, zu Feuerstein-Autos und zur massiven Bevölkerungsreduzierung ist sie geradezu dystopisch geworden.

Heute ist sie besonders von der Zahl Null als Ideal angezogen: Null Emissionen, Null COVID, Null Fleisch, Null Diskriminierung, Null Wirtschaftswachstum, und wir können noch Null Humor, Kunst und gesunden Menschenverstand hinzufügen. Der Woke-Club übernimmt all diese Begriffe als eine Frage der Gruppenidentität. Ob sie wahr sind oder wirklich verstanden werden, interessiert dabei nicht.

Deshalb ist die „Woke“-Theorie zu dem geworden, was ein Freund „ein Hundefrühstück“ nennt: eine Schüssel mit beliebig zusammengewürfelten Überbleibseln von der Party der letzten Nacht.

Das ganze Unterfangen ist so absurd und volksfeindlich geworden, dass nur die gebildetsten und privilegiertesten Eliten es glauben können. Und genau das findet man in den Kreisen, in denen sich die gebildeten Eliten treffen. Ihre Glaubenssätze sind auf unplausible Beschwörungsformeln reduziert, die niemand infrage stellen darf. Ihre Abneigung gegen die Volkskultur und die bürgerlichen Gewohnheiten in Bezug auf Religion und Familienleben sind immer knapp unter der Oberfläche ihrer nebulösen Parolen.

Kommunistische Glaubensbekenntnisse

Die Tendenz des linken Philosophierens zum doktrinären Reduktionismus hat eine sehr lange Geschichte. Karl Marx schrieb lange und schwerfällige Essays und Bücher, in denen er sich um Strenge bemühte, die sich aber nie wirklich durchsetzte. Unter der Anleitung von Friedrich Engels brachte er schließlich das „Kommunistische Manifest“ heraus, das den gesamten Apparat für Menschen zugänglich machte, die keine Zeit für Bücher hatten, aber nach einem Glaubensbekenntnis suchten, nach dem sie leben konnten.

Das ist auch der Grund, warum sich die Linke zu dem blutrünstigen Pamphlet des Vorsitzenden Mao und der Veröffentlichung des „Roten Buches“ hingezogen fühlte. Sie lesen es wie eine Bibel und verinnerlichen so Wahrheiten wie „Wir müssen erstens daran glauben, dass die Bauernmassen bereit sind, unter der Führung der Partei Schritt für Schritt auf dem Weg zum Sozialismus voranzuschreiten, und zweitens, dass die Partei in der Lage ist, die Bauern auf diesem Weg zu führen.“

Aha. Ich hoffe, man merkt den Elitismus darin. Er ist ein fester Bestandteil der sozialistischen Organisationskultur. Es gibt immer eine Vorhut, immer eine winzige Minderheit von klugen Führern, die den Lauf der Geschichte verstehen und bereit sind, den Rest von uns in ihr gelobtes Land zu führen, während sie jede abweichende Meinung niederschlagen. Das sieht man heute in China, wo die parteitreuen Weißen die Ambitionen der Bevölkerung auf grundlegende Freiheit und Rechte unterdrücken.

„Limousinen-Liberalismus“

Früher war ich verwirrt über das, was man „Limousinen-Liberalismus“ nannte, eine andere Bezeichnung für wohlhabende, hochgebildete Eliten, die einen tiefen Hass auf die Systeme zur Schaffung von Wohlstand hegen, die ihnen ihre Privilegien verliehen haben. Ich sehe nun, dass dies ein fester Bestandteil der sozialistischen Ideologie ist. Die Eliten in der Partei haben das Recht, alle ihre eigenen Regeln zu brechen, solange sie mit Eifer für ihre Doktrinen eintreten und sie anderen aufzwingen.

Daher sollte es uns nicht schockieren, wenn sie mit gecharterten Flügen nach Davos fliegen, um an Tagungen teilzunehmen, die sich für eine kohlenstofffreie Energieversorgung zur Rettung des Planeten einsetzen. Die Heuchelei ist in das Glaubenssystem eingebettet.

Das ist auch der Grund, warum die Linke und ihre Vorhut keine Meinungsfreiheit dulden können. Die Grundpfeiler ihrer Ideologie sind so unplausibel und widersprechen jeder realen Erfahrung, dass sie vor jeglicher Kritik geschützt werden müssen, damit sie nicht ins Nichts zerfallen. Sie sind einfach zu schwach, um auch nur der kleinsten Überprüfung standzuhalten.

Was die Ökonomie der sozialistischen Theorien angeht, so ist sie die hartnäckigste, nicht beweisbare Ideologie auf dem Planeten Erde. Die Sozialisten sind wie Menschen, die schwören, dass die Schwerkraft nicht existiert, und die auf zwei Beinen herumhüpfen, in der Erwartung, dass sie jeden Moment in die Wolken aufsteigen. Es passiert nie, aber der Glaube, dass es keine Schwerkraft gibt, bleibt unerschüttert.

Der Sozialismus beruht auf einem sehr einfachen Irrtum, der so grundlegend ist, dass er ein fundamentales Merkmal der Welt leugnet. Er leugnet die Existenz und das Fortbestehen der Knappheit selbst. Das heißt, er leugnet, dass das Produzieren und Verteilen überhaupt ein Problem ist. Wenn man das leugnet, ist es kaum verwunderlich, dass man die Ökonomie als eine Disziplin der Sozialwissenschaften nicht schätzt.

Der Sozialismus hat sich immer für den gewaltsamen Weg entschieden

Nur weil zum Beispiel die Läden vor Lebensmitteln überquellen oder weil Internet-Start-ups darum betteln, Anwendungen herunterzuladen, oder weil wir hier und da ein Windrad aufstellen und zusehen können, wie es funktioniert – wenn das Wetter stimmt – oder weil wir unseren Taschenrechner mit Solarstrahlen betreiben können, bedeutet das nicht, dass wir in einem Zeitalter nach der Knappheit leben.

So etwas wie „nach der Knappheit“ gibt es in diesem Leben nicht. Alles, was konsumiert wird, muss produziert werden. Solange etwas knapp ist, kann es keinen freien, unbegrenzten, kollektiven Zugang dazu geben. Wenn man versucht, ein knappes Gut in kollektiven Besitz zu bringen, wird es überbeansprucht, erschöpft und schließlich nach dem letzten Kampf um den letzten Rest verschwinden.

Dinge können durch willkürliche, gewaltsame Entscheidungen zugeteilt werden, oder sie können durch Vereinbarungen, Handel und Schenkungen zugeteilt werden. Der Sozialismus hat sich immer für den gewaltsamen Weg entschieden. Dafür gibt es einen Grund: Der Sozialismus hat mit der Realität nichts zu tun. Das gilt für die Wirtschaft, aber auch für alle anderen Bereiche, von der Geschlechterfrage bis zum Klima. Er ist zu einem reinen Hirngespinst geworden. Nur die Reichen und Privilegierten können es sich leisten, daran zu glauben.

Es ist eine Tragödie unserer Zeit, dass dieses Glaubenssystem in der Welt des Handels, der Medien und der Kunst so weit vorangeschritten ist. Das geht so weit, dass es fast unmöglich ist, sich in irgendwelchen „gehobenen“ Kreisen zu bewegen, ohne dass man mit wiederholten Beschwörungen von „Woke“-Parolen beschallt wird.

Wäre dies jemals ohne die Hilfe der Wissenschaft geschehen? Das ist zweifelhaft. Solche ideologischen Systeme können nur entstehen und sich verfestigen, wenn sich eine Klasse von Menschen völlig von den normalen Anforderungen des Berufslebens und einer breiten Beteiligung an den normalen Abläufen der Gesellschaft abkoppelt. Daher mein Lieblingsheilmittel gegen diese kulturelle Infektion: Suchen Sie sich einen richtigen Job und erlernen Sie eine echte und vermarktbare Fertigkeit.

Über den Autor

Jeffrey A. Tucker ist Gründer und Präsident des Brownstone Institute und Autor vieler Artikel in der wissenschaftlichen und allgemeinen Presse. Außerdem hat er zehn Bücher in fünf Sprachen veröffentlicht, zuletzt „Liberty or Lockdown“. Er ist auch der Herausgeber von The Best of Mises. Er schreibt eine tägliche Wirtschaftskolumne für die amerikanische Epoch Times und hält zahlreiche Vorträge zu den Themen Wirtschaft, Technologie, Sozialphilosophie und Kultur.

Der Artikel erschien zuerst in The Epoch Times USA mit dem Titel: The Trouble With Socialism / Übersetzung ins Deutsche von nmc

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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