Chinas Griff nach der Weltherrschaft: Von Taiwan bis zum Mond

Rick Fisher, Experte bezüglich des militärischen Gleichgewichts in Asien, ist zu Gast bei American Thought Leaders. Gastgeber Jan Jekielek fragt, wie Krieg seiner Meinung nach verhindert werden kann und wie die militärische Hochrüstung der Kommunistischen Partei Chinas einzuschätzen sei.
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Rick Fisher bei American Thought Leaders mit Jan Jekielek.Foto: Filmstill ATL/Epoch Times
Von 19. Oktober 2024

Rick Fisher ist Senior Fellow für militärische Angelegenheiten in Asien am International Assessment and Strategy Center. Fisher ist eine anerkannte Autorität auf dem Gebiet des Militärs der VR China und des militärischen Gleichgewichts in Asien sowie den Auswirkungen auf Asien und die Vereinigten Staaten. Sein jüngstes Buch ist China’s Military Modernization: Building for Regional and Global Reach (Praeger Security International).

Fisher befasst sich seit über 20 Jahren mit Fragen zur asiatischen Sicherheit und war in verschiedenen wichtigen Positionen tätig – als Direktor für asiatische Studien bei der Heritage Foundation, als leitender Analyst für den Bericht des Sonderausschusses für nationale Sicherheit und militärische/wirtschaftliche Belange der USA in Bezug auf die Volksrepublik China und als Berater für die vom Kongress gegründete US China Security & Economic Review Commission.

Der Autor von fast 200 Studien über Herausforderungen für die amerikanische Sicherheits-, Wirtschafts- und Außenpolitik in Asien ist häufiger Kommentator zu asiatischen Themen im Rundfunk und Fernsehen der USA. Fisher schreibt regelmäßig für Publikationen wie das Wall Street Journal und andere.

Lesen Sie hier das gekürzte Interview von Gastgeber Jan Jekielek mit Rick Fisher.

Rick, nach meiner jetzigen Kenntnis ist die militärische Aufrüstung des kommunistischen Chinas größer als die Deutschlands in den 1930er-Jahren, und zwar nicht nur bei konventionellen Waffen, sondern auch bei Atomwaffen. Wie ist die tatsächliche Situation?

Genau das ist die aktuelle Situation. China ist auf dem besten Weg, bis Anfang der 2030er-Jahre den USA nuklear überlegen zu werden. Bis Mitte der 2030er-Jahre könnten sie über eine Flotte von bis zu sechs Flugzeugträgern verfügen, drei oder vier davon mit Atomantrieb.

Sie sind auf dem Weg zu einer Luftwaffe mit konventioneller Machtprojektion und einer Armee mit Machtprojektion. Sie sind dabei, nicht nur die militärische-politische Vorherrschaft auf der Erde zu erlangen, sondern sogar auf dem Mond. Selbst wenn wir also auf der Erde in die Enge getrieben werden, können wir nicht zum Mond fliegen, um die Ressourcen zu beschaffen, die wir zum Überleben, zur Gegenwehr oder zur Überwindung der Hegemonie der Kommunistischen Partei Chinas benötigen.

Dennoch scheint es nicht so, als würde China seine ganze Militärmacht demonstrieren. Wir hören zum Beispiel, dass sich auf den Philippinen Schiffe der Küstenwache wegen eines umstrittenen Riffs rammen. Was hat das mit der gigantischen Aufrüstung zu tun, die Sie beschreiben?

Das chinesische Militär ist bereit, in Taiwan einzumarschieren. In den vergangenen Wochen gab es besorgniserregende Anzeichen dafür, dass das chinesische Regime, das Taiwan kontrolliert, gegen Japan eingesetzt wird. Pakistan, Nordkorea und bald auch der Iran wurden dabei unterstützt, zu Atomwaffenmächten zu werden.

Aber Sie erwähnten das Südchinesische Meer: Ja, seit etwa drei Jahren eskaliert Chinas Gewalt gegen die Philippinen, durch Einsatz ihrer Küstenwache, Seemiliz und sogar der Marine. Das hängt alles zusammen. Um militärische Macht weltweit auszuüben und die Macht des chinesischen Kommunismus bis zum Mond und darüber hinaus projizieren zu können, muss die Kommunistische Partei Chinas das Südchinesische Meer kontrollieren.

Dieses Meer ist das Tor, durch das die chinesischen nuklearen Seestreitkräfte hindurch segeln werden. Die Insel Hainan im Südchinesischen Meer ist der Weltraumbahnhof, den China nutzen wird, um den Mond, den Mars und noch mehr zu besiedeln.

Die Gewalt im Südchinesischen Meer, die in den USA kaum Schlagzeilen macht – auf den Philippinen, in Taiwan, in Japan und in Südostasien hingegen schon – ist also von großer Bedeutung. Wenn wir den Krieg im Südchinesischen Meer verlieren, fangen wir an, den Kampf um die Freiheit auf der Erde zu verlieren.

Erläutern Sie bitte, warum das nicht einfach eine aus Chinas Sicht rechtmäßige Beanspruchung seiner Dominanz in der Region ist.

Gerne. Laut der Kommunistischen Partei gehört Taiwan zu Recht zu China, obwohl Taiwan in seiner gesamten Geschichte immer nur für wenige Jahrzehnte von anderen Regierungen vom Festland kontrolliert wurde. China würde auch die Kontrolle über eine riesige Provinz beanspruchen. Die Kommunistische Partei erhebt diese Ansprüche überall, wo es ihnen beliebt.

Wahrscheinlich stehen wir kurz davor, von Ansprüchen auf die Antarktis zu hören. Wenn China den Mond, den Mars, einen Planeten oder Asteroiden erreicht, wird die Partei den vermutlich ebenfalls besetzen wollen. Die territoriale Vergrößerung Chinas wird im Grunde endlos sein, aber die wahren Ziele werden immer im Verborgenen bleiben.

China wird sein Verhalten immer Stück für Stück respektabel erscheinen lassen, um die Welt davon zu überzeugen, dass es moralisch und dann rechtlich dazu berechtigt ist, im Grunde genommen Mord zu begehen.

Über all das wird nicht viel berichtet.

Die wesentlichen Elemente der Bedrohung, die wöchentlich oder monatlich von China ausgehen, sollten in den Nachrichten der großen US-Sender thematisiert werden, mit Sondersendungen, die all diese verschiedenen Bedrohungen erläutern. Aber so etwas gibt es nicht.

Die US-amerikanische Öffentlichkeit ist relativ uninformiert über das Ausmaß und die Tiefe dieser Bedrohungen, die aus China, Russland, Nordkorea und bald aus dem Iran kommen, und darüber, dass sie sich mittlerweile alle untereinander koordinieren.

Sie alle werden in irgendeiner Weise von China finanziert, von der Kommunistischen Partei Chinas, die meiner Meinung nach eine Art Führungsrolle ausübt und aktiv daran arbeitet, all diese Staaten mächtiger zu machen. Und eines Tages, wenn die Kommunistische Partei Chinas es beschließt, werden sie angreifen. Leider bin ich mir nicht sicher, ob wir darauf vorbereitet sein werden.

Wie reagieren Sie auf Menschen, und davon gibt es eine ganze Menge, die sagen würden: „Das ist nur China, das sein Jahrhundert der Demütigung überwindet. Sie haben das Recht, das zu tun. Sie haben das Recht, sich zu etablieren.“ Das Problem ist, dass wir versuchen, Macht auf sie auszuüben.

Es ist immer schwierig, mit politischen Liberalen oder Libertären über Diktaturen zu diskutieren, die in der Kunst der tiefgreifenden Lügen geübt sind und eine jahrhundertealte Geschichte der Desinformation und Täuschung haben.

Die Kommunistische Partei Chinas beherrscht dieses Spiel meisterhaft, weil sie [die Chinesen] in den letzten 5.000 Jahren genau auf diese Weise ihre Politik betrieben haben – durch den Einsatz von Täuschung, skrupellosen Taktiken und Überraschungen …

Rick, wenn ich kurz unterbrechen darf: Wenn ich über die Kulturrevolution in China spreche, den wahrscheinlich effektivsten Versuch, die traditionelle Kultur auszurotten, wurden die militärischen Lehren der Kultur nicht eliminiert, sondern ganz bewusst beibehalten.

Das stimmt. Aber ihre Absichten sind von Täuschung durchdrungen. Zum Beispiel sponserte die China Aerospace Science and Technology Corporation, das wichtigste Unternehmen für Raketenbau in China, vor etwa einem Jahr eine Konferenz.

Im Rahmen dieser Konferenz stellten ihre Top-Experten vor, woran sie drei Jahre lang gearbeitet hatten: Ein 200-Jahres-Programm, um im Grunde genommen unser Sonnensystem zu besetzen, um Lagrange-Punkte zu nutzen – die Punkte mit gleicher Gravitationsanziehung zwischen Planeten und Monden und Sonnen – und die Möglichkeit zu bekommen, Ressourcen auf Planeten und Monden abzubauen, um Raketentreibstoffe herzustellen, um zum nächsten Mond oder zum nächsten Planeten zu gelangen.

Sie haben hierfür ein 200-jähriges Programm und im Grunde werden sie ihre Kontrolle bis zum Pluto ausdehnen, wenn sie das wollen. Bis dahin werden wir wahrscheinlich den nuklearen Antrieb perfektioniert haben, der uns zu einer tatsächlich multigalaktischen Zivilisation machen wird.

Aber der springende Punkt ist, dass China zuerst den Mond kontrollieren will, dann den Mars und dann den Rest unseres Sonnensystems. Warum? Um seine Kontrolle über die Erde zu verstärken.

Dass China genau das tut, versuche ich immer, unseren liberalen und libertären Freunden zu erklären. Gut möglich, dass sie all dies in friedliche Erklärungen über Erkundungen zum Wohle der Menschheit verpacken, aber wir dürfen niemals vergessen, dass es die Kommunistische Partei Chinas ist, die all das kontrolliert.

Dieselbe Kommunistische Partei Chinas, die 50, 60, 70 Millionen ihrer eigenen Landsleute getötet hat, noch bevor sie dieses riesige Militärprogramm zur Erlangung der politischen und militärischen Hegemonie auf der Erde in Angriff nahm. Unsere liberalen und libertären Freunde verleugnen das oft.

Und ja, es ist ein freies Land, man kann leugnen, was passiert. Aber aus meiner Perspektive sagt die Realität dessen, was die Chinesen tun, weit mehr aus als ihre Worte, ihre Weißbücher, ihre Zeitschriftenartikel oder die Aussagen ihrer Regierungschefs.

Was erwidern Sie auf die Kritik, dass das, was Sie beschreiben, eine Art Panikmache sei und lediglich den bereits aufgeblähten militärisch-industriellen Sektor unterstützt?

Zweifelsohne haben wir einen großen militärisch-industriellen Sektor. Man kann ihn als aufgebläht bezeichnen oder ihm zu Recht Verschwendung vorwerfen. Aber ich möchte Sie einfach auf den militärisch-industriellen Komplex Chinas hinweisen, der noch aufgeblähter ist.

Wenn man Waffenmessen besucht, insbesondere in China, als man mich noch dorthin ließ, wird schnell klar: Für jedes Unternehmen in den USA, das beispielsweise Bomben für Flugzeuge herstellt, gibt es in China gleich mehrere Unternehmen, die Bomben produzieren.

Wir haben ein Unternehmen, das Kampfpanzer herstellt, China mindestens zwei. Wir haben im Wesentlichen zwei, vielleicht zweieinhalb Unternehmen, die Kampfflugzeuge bauen, in China gibt es mindestens vier. Und bei unbemannten Systemen ist das Verhältnis noch extremer: Auf jedes US-Unternehmen, das solche Systeme herstellt, kommen in China etwa 25.

Selbst wenn das chinesische Militär nur von einem Bruchteil dieser Unternehmen Waffen kauft, erhalten sie alle genug finanzielle Unterstützung, um weiter an der nächsten Waffe oder der nächsten bahnbrechenden Idee zu arbeiten. Oft können diese Waffen auch an ausländische Kunden verkauft werden.

Aber der Punkt ist, dass der militärisch-industrielle Sektor Chinas vermutlich zehnmal größer als nötig ist, weil die Chinesen bei jedem Militärvertrag, der auf den Tisch kommt, zehn Optionen haben wollen.

Letztlich geht es darum, in all verschiedenen Bereichen eine Abschreckung zu etablieren, oder? Es geht darum, wirklich zu versuchen, einen Krieg zu verhindern.

Ja, Krieg entsteht, wenn die andere Seite denkt, dass sie gewinnen kann. Andernfalls entscheidet sie sich sehr selten, einen Krieg zu beginnen. Argentinien und die Falklandinseln sind ein bekanntes Beispiel. Es gibt Regierungen, die verrückt genug sind, Kriege zu beginnen, wenn das strategische Gleichgewicht gegen sie ist. Aber normalerweise passiert das nicht.

Daher hat die Führung der USA die Verantwortung, sich in eine Position zu bringen und unsere Verbündeten so zu führen, dass unsere Feinde entscheiden, dass morgen kein guter Tag für einen Krieg ist, auch nächste Woche nicht und nächstes Jahr wahrscheinlich auch nicht.

Vielen Dank für das Gespräch.
Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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