Broders Spiegel: „Die politische Hochstapelei hat derzeit Konjunktur wie selten zuvor“
Es sei ein irrwitziges Theater, meint Henryk. M.Broder in seinem neuesten „Spiegel-Monolog“. Die Bundesregierung mache Politik gegen die Interessen der deutschen Bürger und legitimiere mit nichts Geringerem als dem deutschen Beitrag zur Rettung der Welt. Im Innern würden Probleme nicht gelöst werden, aber dafür zelebriere die Kanzlerin ihre internationale Bedeutung so sehr, dass man zu fürchten beginne, es ginge tatsächlich nichts mehr ohne sie.
Und dann sei laut Broder die EU so immens wichtig. Es gebe immer neue größere und schönere europäische Pläne, die auch gern teuer sein dürften, während niemand wisse, wie man die anstehenden Krisen lösen und verhindern kann, ohne dass der Laden auseinanderfliegt. „Irgendwie scheinen alle politischen Verantwortungsträger völlig die Bodenhaftung verloren zu haben und an chronischer Selbstüberschätzung zu leiden“, stellt der Achgut-Herausgeber fest.
Lustig zu beobachten sei das auch bei der SPD, die mit jedem neuen Vorsitzenden einen Neustart und Neuanfang ausrufe. Der Beste in dieser Reihe sei unzweifelhaft Martin Schulz gewesen, der auf dem damaligen Höhepunkt des SPD-Niedergangs das Ziel der Vereinigten Staaten von Europa bis 2024, also innerhalb der nächsten sechs Jahre, ausgerufen hatte. „In Deutschland durfte er nicht mitregieren, da macht er nun wieder Europapolitik. Jüngst rief er die Europäer zum ‚Aufstand der Anständigen‘ auf – gegen solche Typen wie Kurz oder Orban,“ so Broder.
Dabei vergesse der gescheiterte Kurzzeitkanzlerkandidat in seinen anständigen Aufstandsträumen einfach den Umstand, dass der österreichische Bundeskanzler und der ungarische Ministerpräsident – auch wenn er sie nicht mag – in freien Wahlen gewählt wurden.
„Aber immerhin“, so Broder abschließend: „Wer Hochstapler wie Münchhausen oder Felix Krull mag, der kann diese Zeit genießen, denn die politische Hochstapelei hat derzeit Konjunktur wie selten zuvor.“
(mcd)
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