Auf ein Wort: Loslassen und die innere Ruhe finden
Liebe Leserinnen und Leser,
haben Sie manchmal auch den Wunsch, der schlechten politischen Stimmung, dem Klima der Angst, den unsichtbaren Fäden der Zwänge für einige Zeit zu entkommen? Wollten Sie auch schon einmal einfach Ihren Rucksack packen und weggehen? Vor einigen Jahren habe ich genau das getan. Ich begab mich auf die Suche nach dem Wörtchen „Frieden“ – inmitten des ganzen Tumults.
Doch ganz so „einfach“ war das mit dem Rucksackpacken nicht. Ich konnte mich von vielen Dingen nicht trennen: extra Schuhe, Laptop, E-Book, kleine und große Taschen für alle Anlässe, Schlafsack und LuMa – falls es am Flughafen mal etwas länger dauerte – und Unmengen an Pflegeprodukten. Schließlich gab es in Indien, Nepal oder Thailand sicherlich keinen „dm“, dachte ich.
Von hinten sah es so aus, als hätte der Rucksack Beine – von mir war dann nicht mehr viel zu sehen. Und so wanderte mein Rucksack wie mit Eigenleben dahin: zwölf Länder, zig Städte, unzählige Hügel – in fünf Monaten.
Und? Hatte ich das Wörtchen „Frieden“ gefunden? Nun, wenn der Rucksack nicht so schwer gewesen wäre, vielleicht. Man könnte meinen, „dann lass doch etwas Gepäck zurück“. Wie gesagt, ich konnte mich von vielen Dingen nicht trennen. Auch wenn sie mir Schmerzen bereiteten, mich beim Vorwärtskommen hinderten und mir bei Temperaturen über 35 Grad oft die Laune verdarben.
Nicht nur, dass ich diese Dinge nicht loslassen wollte, ich fand in dem Rucksack auch noch hier und da kleine Hohlräume, die ich auf der Reise mit kleinen Souvenirs vollstopfen konnte.
Ist es im Leben nicht manchmal genauso? Wir alle tragen unseren Lebensrucksack, den wir im Laufe der Zeit mit allem Möglichen füllen: Wissen, Erinnerungen, Vorlieben, Gewohnheiten, Ärger, Groll. Diese Dinge beeinflussen, wie wir die Welt sehen. Und auch wenn vieles davon uns Kummer, Leid und Negativität beschert, wollen wir sie doch oft im Rucksack lassen und tragen sie überall mit uns mit.
Wenn wir diese Last nicht hätten, könnte uns eine unerfreuliche Nachricht noch so leicht aus der Fassung bringen? Würden wir in vielen Zwängen nicht auch eine Chance sehen, unseren Charakter zu veredeln? Wir würden unsere Mitmenschen sicherlich mit mehr Freundlichkeit, Toleranz und Güte begegnen.
Nun, fast zehn Jahre nach der Reise, hat sich der Tumult um mich herum nicht gelegt. Doch finde ich in dem Gewirr eine Spur von dem, was ich gesucht hatte: den inneren Frieden.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine friedliche Woche.
Ihre Diep Le
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