Auf ein Wort: Eigenständig und doch vernetzt
Liebe Leser,
dieser Tage habe ich gelesen, dass es nun einen netzunabhängigen Solarcarport fürs E-Auto gibt. Das ist ein Carport mit fest integrierten Solarzellen auf dem Dach. Plus ein Speicher. Eine interessante Idee. Doch wird es auch ein erfolgreiches Geschäftsmodell sein? Noch sind E-Autos nicht allzu sehr verbreitet – in meiner Gegend gibt es vielleicht eine gute Handvoll dieser Fahrzeuge. Hinzu kommt, dass die Bedingungen für den Markt eher ungünstig sind: sinkende Förderung, hoher Kaufpreis, hoher Strompreis.
Das mit der Netzunabhängigkeit ist der nächste Punkt. Natürlich ist eine gewisse Unabhängigkeit auf jeden Fall gut, das klingt irgendwie nach Freiheit und hat in manchen Situationen seine Vorteile. Manchmal ist aber auch der Anschluss am Stromnetz von Vorteil: Er bietet sozusagen Beständigkeit und Sicherheit. Im Solarcarport könnte der im Sommer überschüssige Strom ins Netz eingespeist und verkauft werden; im Winter, wenn die Sonne zu selten scheint, bedient man sich der Energie aus dem Netz, um das Auto zu laden.
Dieses Bild der Unabhängigkeit lässt sich auch auf andere Lebensbereiche übertragen. Viele Menschen spielen derzeit mit dem Gedanken, sich möglichst autark zu machen, sich selbst zu versorgen. Das zeigt sich nicht nur im Bereich der Energieversorgung – auch beim Anbau eigener Lebensmittel, der handwerklichen Herstellung oder Reparatur verschiedenster Gegenstände.
Die Motive dafür sind unterschiedlich. Manche eignen sich gern viele Fähigkeiten an, manche wollen oder müssen einfach Geld sparen. Und bei manchen hat das Vertrauen in gewisse Systeme – wie etwa die Qualität unserer Nahrungsmittel oder die Stabilität der Stromnetze – abgenommen.
Wenn man sich jedoch um alles selbst kümmert, kann das die eigene Freiheit schmälern. Die To-do-Liste scheint schier endlos zu sein und man findet kaum noch freie Zeit. Im Garten müssen noch einige Pflanzen gesetzt werden, am Auto ist was zu reparieren und das eigene Haus beschäftigt einen sowieso ständig – und schon ist der Tag vorbei.
Einen Mittelweg zu finden, wäre sinnvoll – zwischen Eigenständigkeit und Vertrauen. Vertrauen in die Vernetzung mit der Gesellschaft. Dann kann die Reparatur am Auto beispielsweise die nächste freie Werkstatt übernehmen, die das Problem wahrscheinlich dreimal so schnell löst. Mit dieser Balance und einem guten Maß an Vertrauen lassen sich wieder mehr Freiheit und Zeit gewinnen.
Ihr Maurice Forgeng
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