Wundersame Geldvermehrung: Katholische Kirche verliert Mitglieder – verzeichnet aber Einnahmerekord
Wie das Nachrichtenportal kath.net berichtet, haben im Jahr 2018 in Deutschland mehr als 200 000 Getaufte die Katholische Kirche verlassen. Dennoch seien die Kirchensteuereinnahmen auf einen neuen Rekord gestiegen, nachdem diese zuvor bereits im Jahr davor auf einen Höchststand angewachsen waren.
Gegenüber 2017 habe sich die Gesamtsumme der Einnahmen aus der Kirchensteuer auf 6,643 Milliarden Euro gesteigert, das entspreche einem Anstieg um mehr als 200 Millionen Euro.
Nur Deutschland treibt Kirchensteuer über Lohnsteuer ein
Verantwortlich dafür sei allerdings weder die Zunahme des Glaubens, sondern ausschließlich die gute Konjunkturentwicklung in Deutschland. Da diese zu Lohnanstiegen beigetragen habe, konnten auch die Kirchen davon profitieren. Weltweit gibt es die umstrittene Kirchensteuer in der Form, dass der Staat über die Lohnsteuer die Steuer eintreibt, nur in Deutschland, schreibt kath.net weiter.
Allerdings kann sich die Kirche nicht auf Dauer darauf verlassen, dass Lohnzuwächse der verbliebenen Mitglieder die Verluste durch Austritte aufwiegen werden. Das System dürfte allerdings in den nächsten Jahren kippen, erwartet das Portal, bis 2060 sollen sich die Kirchensteuereinnahmen halbieren.
Die Gründe für die zunehmende Zahl an Kirchenaustritten sind unterschiedlich. Bereits in der Vorwoche hatte kath.net über das Ergebnis einer nicht-repräsentativen Umfrage des Evangelischen Kirchenkreises Berlin Stadtmitte unter den im vergangenen Jahr ausgetretenen 2600 Kirchenmitgliedern berichtet, das der Pressedienst epd zuvor vorgestellt hatte.
Höhe der Kirchensteuer selten der eigentliche Austrittsgrund
Dabei nannten 61,2 Prozent finanzielle Aspekte als häufigsten Grund für ihren Kirchenaustritt an, etwas über 30 Prozent begründeten diesen damit, dass sie „mit dem christlichen Leben nichts mehr anfangen können“. Bei möglichen Mehrfachnennungen erklärten 20 Prozent der Befragte auch, auf diese Weise gegen kirchliche Äußerungen zu politischen Themen protestieren zu wollen.
Im Kern dürfte sich die Motivlage von Menschen, die der Katholischen Kirche den Rücken kehren, nicht wesentlich davon unterscheiden. In Bayern und Baden-Württemberg, wo der Anteil der Katholiken noch verhältnismäßig hoch ist, sind acht Prozent der vom Finanzamt festgesetzten Einkommenssteuer als Kirchensteuer abzuführen, in allen anderen Bundesländern neun Prozent.
In der Praxis übersteigt bei den meisten unselbstständig Beschäftigten der monatlich abzuführende Kirchensteuerbetrag selten die Marke von 50 Euro. Wer sie einsparen will, hat sich der Kirche regelmäßig bereits entfremdet. Gerade unter deutschen Katholiken herrscht vielfach Unmut über eine verweltlichte und an einen Beamtenapparat erinnernde Kirche, die wenig an spiritueller Substanz biete. Außerdem erweckt, wie man regelmäßig auch Kommentaren in sozialen Netzwerken entnehmen kann, die Kirche nach Auffassung vieler enttäuschter Gläubiger den Eindruck, sich durch politisch korrekte Wortspenden den Regierenden anzubiedern.
Kirchensteuersystem kaum zu beenden
Ein Ende des deutschen Kirchensteuersystems ist dennoch höchst unwahrscheinlich. Es beruht auf dem Reichskonkordat von 1933. Da die Bundesländer der Bundesrepublik Deutschland laut Verfassung die Kultushoheit besitzen, sind sie nach dem Ende des Dritten Reiches in den Vertrag eingetreten.
Um diesen zu beenden, müssten also alle 16 Bundesländer das Konkordat kündigen – politisch erscheint dies als nicht durchsetzbar.
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