Von Affenpocken, Marburg-Virus, H5N1, Leptospirose und anderen Bedrohungen
Sie lauern an jeder Ecke, in jedem Winkel unseres Planeten: Krankheitserreger sind allgegenwärtig und gefühlt sind sie das mit Beginn der kalten Jahreszeiten vermehrt. Die Nasen laufen, die Glieder schmerzen, der Schädel brummt. Und die Globalisierung macht es längst möglich, dass Erkrankungen aus den entlegensten Regionen mitunter zu uns herüberschwappen – in jedem Fall medial. Kaum ein Tag scheint zu vergehen, ohne eine neue Schlagzeile auf den einschlägigen Nachrichtenportalen. Jüngstes Beispiel: das Marburg-Virus.
Häusliche Isolation wegen dreiwöchiger Inkubationszeit
„Virus-Angst am Hamburger Hauptbahnhof – Polizei sperrt die Gleise ab“, titelt die „Bild“ am 2. Oktober 2024. Die Hansestadt ist innerhalb kürzester Zeit im Panikmodus. Die Gleise sieben und acht bleiben mehrere Stunden abgesperrt, Menschen müssen die Bahnsteige verlassen, mit Vollschutzanzügen bekleidet betreten Einsatzkräfte einen aus Frankfurt am Main kommenden ICE. Bilder, die an schlimmste Corona-Zeiten erinnern.
Es geht um zwei Personen. Ein 26-jähriger Medizinstudent und seine Begleiterin waren gerade aus Ruanda zurückgekehrt und entwickelten laut „Bild“ Erkältungssymptome. Weil der Mann in dem afrikanischen Land Kontakt mit einem am Marburg-Virus erkrankten Patienten hatte, besteht der Verdacht, dass er sich angesteckt haben könnte. Der Student hat während der Zugfahrt von Frankfurt nach Hamburg Kontakt mit Ärzten in Hamburg aufgenommen, weil er Sorge hatte, sich in Ruanda mit einer tropischen Krankheit infiziert zu haben. Er habe grippeähnliche Symptome gehabt und ihm sei leicht übel gewesen, sagt ein Feuerwehrsprecher. Fieber habe er nicht gehabt.
Die beiden wurden daraufhin in eine Tropenklinik eingeliefert. Schon am nächsten Tag gibt es Entwarnung. Der Verdacht hat sich nicht bestätigt, die Tests fielen negativ aus. Nach Hause dürfen der Student und seine Begleiterin dennoch nicht. Weil die Inkubationszeit bis zu 21 Tage betragen kann, werden sie weiter beobachtet, teilen Agenturen mit. So ist für beide „ein isolierter Verbleib“ im Spezialbereich des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) geplant. Darauf folgt die häusliche Isolation unter Aufsicht des zuständigen Gesundheitsamtes.
Für Mitreisende habe keine Gefahr bestanden. Das dürfte die rund 200 DB-Kunden des Zuges beruhigen, deren Daten die Bundespolizei eingesammelt hatte, und ermittelte, wer unmittelbaren Kontakt zu den Erkrankten hatte.
Leptospirose: Eine Krankheit mit vielen Namen
Außerdem ist dieser Tage von einem 64-Jährigem mit Grippesymptomen im Überflutungsgebiet in Tschechien zu lesen. Die Diagnose: Leptospirose – oder leichter verständlich – „Rattenkrankheit“. Der Mann hatte bei Aufräumarbeiten mitgeholfen und sich möglicherweise durch Kontakt mit den schlammverschmutzten Fluten infiziert.
Im Gegensatz zur Marburg-Krankheit ist bei der Leptospirose kein Virus, sondern das Bakterium Leptospira interrogans für die Infektion verantwortlich. Es gibt 260 Serovare, sprich Variationen des Bakteriums.
Die Übertragung – so teilt es das österreichische Bundesgesundheitsministerium mit – „erfolgt in der Regel durch den direkten oder indirekten Kontakt (kontaminiertes Wasser, Schlamm) mit dem Urin erkrankter Tiere (hauptsächlich Ratten und Mäuse), die den Erreger in hoher Anzahl ausscheiden können.“ Die Bakterien dringen über Haut und Schleimhäute ein.
Eine Variante und eine schwere Form der Erkrankung ist Morbus Weil (Leptospirosis icterohaemorrhagiae). Diese Form wird auch Schweinehüterkrankheit genannt (PDF unter „Zusatzinformationen“ anklicken). Dabei befallen die Bakterien Leber und Nieren. Unbehandelt sterben bis zu 30 Prozent der Erkrankten.
24.000 Erkrankte jährlich in Europa
Das „Bundesgesundheitsblatt“ schrieb in seiner Ausgabe 12/2019 von schätzungsweise einer Million Leptospirose-Erkrankungen pro Jahr. Der Schwerpunkt liegt dabei in tropischen und subtropischen Regionen der Erde. „Ein geringes, jedoch konstantes Vorkommen“ gebe es aber auch in Ländern mit gemäßigtem Klima. Geschätzte 24.000 Menschen erkranken in Europa jährlich, fünf Prozent sterben daran. Die Leptospirose ist – ebenso wie das Marburg-Virus – meldepflichtig nach dem Infektionsschutzgesetz.
Die Erkrankung kann auch Hunde befallen. Bei den Vierbeinern wird sie auch „Stuttgarter Hundeseuche“ genannt. Die Krankheit bekam den Namen, weil sie 1899 bei einer Hundeausstellung in Stuttgart beschrieben wurde. Eine Impfung gibt es bislang nur für Hunde. Sie ist seit 2012 europaweit zugelassen.
Den letzten vergleichsweise größeren Ausbruch gab es 2007, als 19 Erntehelfer an einer Sonderform (Leptospira grippotyphosa), auch „Feldfieber“ genannte, erkrankten. Bei sechs weiteren wurden bei Analysen andere Varianten des Bakteriums festgestellt. Einen vergleichbaren Ausbruch gab es dem „Epidemiologischen Bulletin“ des Robert Koch-Instituts (RKI) zufolge in den 1960er-Jahren. Es wurde damals unter dem Begriff „Erbsenpflückerfieber“ bekannt.
Mpox: gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite
Geläufiger, weil sie schon länger in den Medien präsent sind und daher auch bereits ausreichend beschrieben wurden, sind die Affenpocken. Die Krankheit, die seit ihrer Umbenennung Ende November 2022 Mpox heißt – erklärte der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, am 14. August 2024 zur gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite. Grundlage dafür war ein Ausbruch der Infektionserkrankung im Kongo. Knapp zwei Wochen später kündigte die WHO eine „strategische Impfkampagne“ zur Bekämpfung von Mpox an und stellte zunächst 145 Millionen Euro aus einem WHO-Notfallfonds bereit (Epoch Times berichtete). Seither ist es um die Erkrankung still geworden. Meldenswerte Berichte oder Entwicklungen gibt es zurzeit offenbar nicht.
Vietnam: 47 Raubkatzen verenden an H5N1
Allgegenwärtig ist hingegen die Vogelgrippe (H5N1). Die jüngste Nachricht dazu war der Tod von 47 Raubkatzen – überwiegend Tiger – in zwei vietnamesischen Zoos. Wie die vietnamesische Zeitung „Nông nghiệp“ auf ihrer Internetseite berichtet, belegten Proben von zwei verendeten Tigern, dass das Vogelgrippevirus die Ursache sei. Möglicherweise haben sich die Tiere bei kranken Hühnern, die an sie verfüttert wurden, infiziert. Das schweizerische Nachrichtenportal „watson“, schreibt, dass etwa 30 Mitarbeiter Kontakt mit den Raubkatzen hatten. Bisher zeige aber niemand Symptome.
Die Tierrechtsorganisation PETA kritisierte diesbezüglich die Gefangenhaltung von Wildtieren. Bis zu 1.000 Quadratkilometer durchstreiften Tiger in ihrem natürlichen Lebensraum. Das steht „im krassen Gegensatz zur Gefangenschaft in kargen Gehegen in Zoos“.
Gleiches bemängelt auch ein Besucher eines der vietnamesischen Zoos: „Die armen Tiger“ seien bei sengender Hitze in ihren Käfigen eingesperrt und könnten sich kaum bewegen. „Das macht einen irgendwie depressiv“, schrieb User „Tyson“ auf der Touristikwebseite „Tripadvisor“.
Ende Juni kündigte Finnland als erstes Land eine Impfkampagne gegen die Vogelgrippe an und empfahl Menschen, die mit Tieren wie Geflügel oder Kühen in Kontakt kommen, sich ein Vakzin verabreichen zu lassen.
Die WHO fördert die Herstellung von mRNA-Impfstoffen gegen H5N1. Eine Erkrankung beim Menschen ohne vorherigen Kontakt mit Tieren wurde Anfang September aus den USA vermeldet.
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