USA kürzen Mittel für hochrisikoreiche Gain-of-Function-Forschung – was passiert in Deutschland?

Der Hamburger Professor Dr. Roland Wiesendanger gehört zu den deutlichsten Kritikern der Gain-of-Function-Forschung. Diese macht Viren gefährlicher und übertragbar auf den Menschen. Mehrere Geheimdienste und das Weiße Haus haben die These mittlerweile bestätigt, dass das SARS-CoV-2 Coronavirus in einem Labor hergestellt wurde. Roland Wiesendanger hatte dies in einer Studie schon 2021 aufgezeigt und vor der Hochrisikoforschung gewarnt. In einem Gastbeitrag für Epoch Times erneuert er seinen Appell.
Titelbild
Prof. Dr. Roland Wiesendanger.Foto: Sebastian Engels/Uni Hamburg
Von 28. Februar 2025

Die Frage nach dem Ursprung der Coronavirus-Pandemie ist wie kaum eine andere von zentraler Bedeutung, denn nur auf Basis ihrer Beantwortung können adäquate Vorkehrungen getroffen werden, um die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten ähnlicher Pandemien in Zukunft so klein wie möglich zu halten.

Vor genau vier Jahren wurde meine Studie zum Ursprung der Coronavirus-Pandemie durch eine Pressemitteilung der Universität Hamburg national und international publik gemacht. Wie dieser Pressemitteilung zu entnehmen ist, kam ich im Rahmen einer einjährigen Recherche aller relevanten Veröffentlichungen, Dokumente und Zeugenbefragungen „zu dem Ergebnis, dass sowohl die Zahl als auch die Qualität der Indizien für einen Laborunfall am virologischen Institut der Stadt Wuhan als Ursache der gegenwärtigen Pandemie sprechen“.

„Breit angelegte Diskussion“ gefordert

Die Absicht, welche ich mit der Veröffentlichung meiner Studie damals verfolgte, war – wie bereits der Überschrift der Pressemitteilung zu entnehmen war – eine „breit angelegte Diskussion“ anzuregen, insbesondere im Hinblick auf die ethischen Aspekte der sogenannten „Gain-of-function“-Forschung, welche Krankheitserreger für Menschen ansteckender, gefährlicher und tödlicher macht. In der Pressemitteilung der Universität Hamburg hieß es hierzu:

Dies kann nicht länger nur Angelegenheit einer kleinen Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern bleiben, sondern muss dringend Gegenstand einer öffentlichen Debatte werden“.

Trotz der überwältigend positiven Resonanz aus der Bevölkerung, die in den meisten Fällen erst durch meine Studie auf die hochproblematische Gain-of-Function-Forschung mit pandemiefähigen Erregern aufmerksam wurde, sowie die große Zustimmung im Kollegenkreis an der Universität Hamburg, wurde die öffentliche Rezeption durch einen Sturm der Entrüstung seitens der Leitmedien geprägt.

Entrüstung in den Leitmedien

Von der Verbreitung einer „Verschwörungstheorie“ war die Rede, von „Schwurbelei“ sowie von „antiasiatischem Rassismus“. Man versuchte damals seitens der Medien, die Stimmen derjenigen zu verstärken, die aus unterschiedlichen Gründen Position gegen die Veröffentlichung meiner Studie bezogen: beispielsweise der damalige Dekan der MIN-Fakultät, der in einer eigenen Stellungnahme verlauten ließ, dass „das MIN-Dekanat und ein Großteil der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Fakultät sich von den indizienbasierten Aussagen [meiner Studie] distanzieren“. Dass der damalige Dekan hierzu keine Umfrage in seiner eigenen Fakultät zur Verifizierung eines solchen Statements durchführte, hat nicht wenige Mitglieder der Universität Hamburg irritiert.

Auch Vertreter des Universitätsklinikums Hamburg (UKE) kamen damals zu Wort, welche sich negativ über meine Studie äußerten und gleichzeitig den eigentlichen Grund mitlieferten: Eine UKE-Studie zur Corona-Pandemie, welche am selben Tag damals veröffentlicht wurde, erhielt nicht annähernd das Maß an Resonanz im Vergleich zur Studie eines „fachfremden Kollegen“. Und dann war da noch eine Kollegin des Fachbereichs „Sozialwissenschaften“, die laut einem „ZEIT“-Artikel „zu Desinformation forscht“ und dies in Zusammenhang mit meiner Studie brachte.

„Verschwörungstheorie“ von Geheimdiensten bestätigt

Tatsächlich kann sie dieses Beispiel nun für ihre Lehrveranstaltungen nutzen, allerdings im umgekehrten Sinne als ursprünglich intendiert: Vor wenigen Tagen, am 31. Januar, wurde vom Podium des Weißen Hauses in den USA verkündet, dass die Pandemie ihren Ursprung in einem Labor in Wuhan hatte („we now know that to be the confirmable truth“).

Diese eindeutige Aussage basiert sowohl auf zahlreichen Auffälligkeiten des Erbguts von SARS-CoV-2, welche bei natürlich vorkommenden SARS-Viren nicht auftreten, als auch auf geheimdienstlichen Informationen. Diese virologischen und geheimdienstlichen Erkenntnisse sind zwar für Insider nicht neu, wurden jedoch bislang nicht in dieser klaren Form seitens einer Regierung gegenüber der Öffentlichkeit kommuniziert.

Was heißt dies nun konkret?

Es bedeutet, dass hoch risikoreiche virologische Forschung, welche im Verbund zwischen chinesischen und US-amerikanischen Wissenschaftlern in Wuhan, unter Mitfinanzierung durch US-amerikanische Steuerzahler, zu einer weltweiten Katastrophe mit Millionen Toten sowie wirtschaftlichen Schäden in Billionenhöhe geführt hat.

Wie ich in einer Pressemitteilung Anfang Mai 2020 sowie in meiner Studie vom Februar 2021 bereits ausführte, hat die kontroverse Diskussion um die problematische Gain-of-Function-Forschung mit pandemiefähigen Erregern in den Jahren 2011/12 einen vorläufigen Höhepunkt erreicht, als zwei Forschungsgruppen die erstmalige leichte Übertragbarkeit von Vogelgrippeerreger über Aerosole auf Säugetiere – und letztlich auf den Menschen – im Labor demonstrierten.

Das einfache Überspringen der natürlichen Adaptionsbarriere beim Übergang von einer Spezies (Geflügel) auf eine andere (Säugetiere) wurde damit durch Genmanipulationen im Labor erst ermöglicht. Während zahlreiche verantwortungsvolle Wissenschaftler diese hochgefährliche virologische Forschung als unmoralisch und unethisch brandmarkten, verteidigten einige Vertreter von Forschungsorganisationen sowie zahlreiche Virologen, die solche Experimente dem Erkenntnisgewinn wegen weiterführen wollten, diese umstrittene Forschungsrichtung.

Drosten 2012: Wir müssen die Risiken aushalten

In einem Interview von 2012 argumentierte etwa Anthony Fauci, der langjährige Gesundheitsberater zahlreicher US-amerikanischer Präsidenten und Leiter einer Unterabteilung der US National Institutes of Health (NIH), dass der Erkenntnisgewinn aus der Gain-of-Function-Forschung das Risiko einer weltweiten Pandemie wert wäre.

Christian Drosten erklärte gar in diesem Zusammenhang in einem FAZ-Interview vom 18.02.2012, gemeinsam mit zwei Co-Autoren, dass „wir die Risiken aushalten müssen“. Allein schon die Tatsache, dass einzelne Wissenschaftler sich bereits zum damaligen Zeitpunkt anmaßten, beim Umgang mit dem Risiko für das Leben von Millionen Menschen in der „wir“-Form zu sprechen, ist aus heutiger Sicht – nach dem schmerzlichen Verlust von Verwandten, Bekannten, Freunden und Mitbürger – ungeheuerlich. Dies wird umso deutlicher, als Wissenschaftler im Jahr 2012 die Wahrscheinlichkeit einer weltweiten Pandemie, verursacht durch Gain-of-Function-Forschung, zu 80 Prozent innerhalb von zehn Jahren abgeschätzt haben.

Anthony Fauci verlagert Experimente nach China

Die heftige Debatte um die umstrittene Gain-of-Function-Forschung führte zwar zu einem Moratorium ihrer staatlichen Förderung in den USA in den Jahren 2014 bis 2017, allerdings wurde durch Anthony Fauci diese unter heftige Kritik geratene virologische Forschung zunehmend ins Ausland verlagert, unter anderem nach Wuhan in China. Im Jahr 2015 wurden weitere hochproblematische Gain-of-Function-Experimente mit Corona-Hybridviren veröffentlicht, welche an menschliche Zellrezeptoren angepasst wurden und folglich ein „Pandemie-Potenzial“ für den Menschen aufzeigten.

Simon Wain-Hobson, ein bekannter Virologe am Institut Pasteur in Paris, wies damals darauf hin, dass die US-amerikanischen und chinesischen Forscher ein neuartiges Virus geschaffen haben, das in menschlichen Zellen „bemerkenswert gut wächst“. „Wenn das Virus entkommen würde, könnte niemand die Ausbreitung vorhersagen“. Trotz aller Mahnungen ging diese hochgefährliche Forschung, die irrsinnigerweise auch noch unter dem Aspekt der Pandemievorsorge („pandemic preparedness“) von vielen Ländern – nicht nur von den USA, sondern auch von Deutschland – staatlich gefördert wurde, ungebremst weiter.

Sicherheitspersonal steht vor dem Wuhan Institute of Virology Wache, während Mitglieder des WHO-Teams, das den Ursprung des Coronavirus COVID-19 untersucht, dem Institut am 3. Februar 2021 einen Besuch abstatten. Foto: Hector Retamal/AFP via Getty Images

Im Jahr 2017 sagte Anthony Fauci einen überraschenden Ausbruch („surprise outbreak“) eines Krankheitserregers voraus. Auf den Widerspruch zwischen einer Vorhersage eines Ausbruchs und der Kennzeichnung als „überraschend“ möchte ich an dieser Stelle nicht weiter eingehen.

Spiel mit dem Feuer

Es musste jedenfalls allen Beteiligten – auch den involvierten Virologen – klar gewesen sein, dass sie buchstäblich mit dem Feuer spielten, um angeblich eine Brandvorsorge zu betreiben.

Befreit von jeglicher staatlichen Aufsicht wurden die virologischen Experimente immer waghalsiger und so wurde ein Forschungsantrag aus dem Jahr 2018 mit dem Kurztitel „DEFUSE“ bekannt, der quasi eine Konstruktionsanleitung für die künstliche Erzeugung eines SARS-CoV-2-artigen Virustyps beinhaltete. Peter Daszak, der verantwortliche Projektleiter, war bis vor Kurzem zugleich Präsident der US-amerikanischen Nichtregierungsorganisation EcoHealth Alliance, die über viele Jahre hinweg US-amerikanische Steuergelder für hoch risikoreiche virologische Forschung ins Ausland leitete. Ferner waren an diesem Projekt auch US-Forscher der University of North Carolina sowie Wissenschaftler des Instituts für Virologie Wuhan beteiligt.

Dieser wurde zwar von der DARPA, einer Unterorganisation des US-amerikanischen Pentagons, zunächst abgelehnt, allerdings wurden diese Forschungsarbeiten letztlich durch die NIH-Unterabteilung von Anthony Fauci dann doch gefördert. Man entschied sich seitens der Wissenschaftler für die Durchführung der Forschungsarbeiten in Wuhan, da dort niedrigere Sicherheitsstandards verglichen mit den USA herrschten.

Niedrige Sicherheitsstandards am Wuhan Institut für Virologie

Dies, obwohl die Problematik der niedrigen Sicherheitsstandards am Wuhan Institut für Virologie ein Jahr zuvor noch von US-Diplomaten vor Ort in Wuhan an die US-Regierung in Washington kommuniziert wurde. Im Sommer 2019 brach dann die Corona-Pandemie als Folge der Infektion von Wissenschaftlern in Wuhan aus, wobei die Weltgemeinschaft monatelang uninformiert gehalten wurde.

Die Furin-Spaltstelle sowie viele weitere Merkmale der Gensequenz von SARS-CoV-2 weisen auf einen nicht natürlichen Ursprung hin. Foto: PS3000/iStock

Wie wir heute wissen, lagen bereits im Herbst 2019 geheimdienstliche Informationen über den Ausbruch eines neuartigen Erregers in Wuhan vor und schon zu Beginn des Jahres 2020 erkannten zahlreiche Virologen weltweit, unter anderem auch drei Nobelpreisträger im Fachgebiet Virologie, dass die Gensequenz des neuen SARS-CoV-2 Virus eindeutige Hinweise auf einen nicht natürlichen Ursprung aufwies.

Das Märchen vom Wuhan Fischmarkt als Ursprungsort

Doch wurde in einer für die Wissenschaft bislang einmaligen Vertuschungsaktion der Laborursprung des SARS-CoV-2 Virus bestritten und das Märchen von einem Wuhan-Fischmarkt als Ursprungsort der Pandemie erfunden und teilweise bis zum heutigen Tage weitererzählt. Dies ist umso verwerflicher, als bereits im Mai 2020 der Direktor der chinesischen CDC (Centers for Disease Control and Prevention) erklärt hatte, dass nach einer gründlichen Untersuchung von zahlreichen Proben, welche von diesem Fischmarkt entnommen wurden, dieser Markt nicht als Pandemieursache infrage kommt, sondern lediglich bei der raschen Verbreitung des SARS-CoV-2 Erregers eine wichtige Rolle spielte.

Und jetzt?

Welche notwendigen Konsequenzen ergeben sich nun aus dem offiziell von US-Regierungsseite bestätigten Laborursprung der COVID-19-Pandemie? Zunächst einmal muss es dringend eine umfassende Bestandsaufnahme der weltweiten Gain-of-Function-Forschungsaktivitäten mit pandemiefähigen Erregern geben.

Allein in den USA werden über 60 davon vermutet. Auch in Wuhan laufen hoch risikoreiche Experimente mit gefährlichen Nipah-Viren weiter, welche von der US-Gesundheitsbehörde CDC als bioterroristische Erreger eingestuft wurden und das Potenzial haben, einen signifikanten Teil der Weltbevölkerung auszulöschen, wenn diese – wie im Falle der SARS-Viren – leicht auf den Menschen übertragbar gemacht werden.

Forschung für militärische Zwecke

Viele der weltweiten Gain-of-Function-Forschungsaktivitäten mit pandemiefähigen Erregern laufen unter der Flagge einer am reinen Erkenntnisgewinn interessierten Grundlagenforschung, so auch in Deutschland. In einigen Ländern ist man sich zwar bewusst, dass es sich hierbei um „Dual use“-Forschung handelt, welche nicht nur dem grundlegenden Erkenntnisgewinn dient, sondern auch für militärische Zwecke genutzt werden kann. Im Grunde beinhalten jedoch all diese Forschungsaktivitäten ein Konterkarieren der internationalen Biowaffenkonvention aus den 70er-Jahren und verletzen moralische sowie ethische Standards einer verantwortungsvollen Weltgemeinschaft.

Als ersten Schritt aus den Erkenntnissen hat das US-Gesundheitsministerium der EcoHealth Alliance und ihrem ehemaligen Präsidenten Peter Daszak im Januar alle Finanzmittel gestrichen und die Organisation für fünf Jahre von Finanzierungen ausgeschlossen. Zudem arbeitet die Regierung an einem Exekutiverlass für ein generelles Finanzierungsverbot von Gain-of-Function-Forschung mit Bundesmitteln.

Debatte über Gain-of-Function-Forschung notwendig

Ich möchte daher nochmals – wie bereits vor vier Jahren – eine öffentliche Debatte über den weiteren Umgang mit der hochgefährlichen Gain-of-Function-Forschung mit pandemiefähigen Erregern stimulieren und gleichzeitig an unsere Hamburger Erklärung vom Februar 2022 zur weltweiten Beendigung der hoch risikoreichen Gain-of-Function-Forschung an Krankheitserregern mit weltweitem Pandemie-Potenzial erinnern.

Aus meiner Sicht dürfen wir die Risiken der Gain-of-Function-Forschung mit pandemiefähigen Erregern nicht länger hinnehmen und ich werde mich auch weiterhin – wie in den vergangenen vier Jahren – für eine weltweite Ächtung dieser mit moralischen beziehungsweise ethischen Grundsätzen und Werten nicht vereinbaren Forschung auf nationaler und internationaler Ebene einsetzen.

Über den Autor:

Roland Wiesendanger ist Physikprofessor an der Universität Hamburg sowie Ehrendoktor der Technischen Universität Posen. Er ist Mitglied zahlreicher nationaler und internationaler Wissenschaftsakademien, darunter auch der beiden nationalen Akademien Leopoldina und acatech. Er ist ferner Fellow mehrerer internationaler Wissenschaftsorganisationen und ist durch über 600 wissenschaftliche Publikationen sowie über 600 wissenschaftliche Vorträge in verschiedenen Wissenschaftsbereichen weltweit bekannt und vernetzt.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers oder des Interviewpartners dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion