Staatspropaganda, Zuckerbrot und Peitsche – so setzt China die Massenimpfung durch

Die Chinesen sind nicht sehr impfbegeistert. Das ist ein Problem, denn die Kommunistische Partei Chinas will Massenimpfungen durchsetzten. Und dazu ist dem Regime scheinbar jedes Mittel recht.

Dieser Gastbeitrag ist der Originaltext zum Video: „Zuckerbrot und Peitsche – so setzt China die Massenimpfung durch“ vom YouTube-Kanal „Leas Einblick“

Im letzten Video haben wir über die Corona-Rätsel in etlichen Ländern, wie Serbien, Ungarn, Chile und Pakistan gesprochen. Diese Länder aus unterschiedlichen Kontinenten haben etwas Gemeinsam: Sie haben alle chinesische Vakzine in großem Umfang eingesetzt. Die Infektionszahlen in diesen Ländern sind wider Erwarten weiter schnell angestiegen.

Ein weiteres Land, das in einer noch drastischeren Lage steckt, ist Brasilien. Schon am 17. Januar hat das chinesische Vakzin CoronaVac eine Notzulassung in Brasilien bekommen. 100 Millionen Impfdosen hat Brasilien aus China bestellt. Und dies, obwohl die Studiendaten aus Brasilien an diesem Vakzin zweifeln lassen. Knapp 9 Prozent der Bevölkerung hat die Impfdosis bekommen – in den meisten Fällen wurde das chinesische Vakzin CoronaVac verwendet. Doch gleichzeitig schießt die Zahl der Corona-Toten in Brasilien in die Höhe.

Die Impfquote in China selbst liegt deutlich hinter vielen anderen Ländern – in der ersten Aprilwoche bei nur knapp 4 Prozent! „Massenimpfungen seien der einzige Weg für China, eine Herdenimmunität gegen das neuartige Coronavirus aufzubauen und in der Folge seine Grenzen für andere Länder wieder vollständig zu öffnen“, meinen chinesische Gesundheitsexperten.

Dafür hat sich China ein ambitioniertes Ziel gesetzt, nämlich: 40 Prozent der Bevölkerung bis Ende Juni zu impfen. Das sind 560 Millionen Menschen.

Wie soll das gehen?

Obwohl China das erste Land war, das mit der Entwicklung der Corona-Impfstoffe angefangen hat und seine Vakzine inzwischen in 80 Ländern liefert, ist die Bereitschaft der chinesischen Bürger, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen, niedrig.

Einer der wichtigsten Gründe liegt wohl in der erfolgreichen Propaganda der chinesischen Staatsmedien seit einem Jahr. Viele Chinesen sind von dem Narrativ der chinesischen Regierung über die Corona-Krise überzeugt. Nämlich: China sei die Schutzburg der öffentlichen Gesundheit und das Ausland hingegen die Quelle der Gefahr. Auch wenn die ersten Infektionen in China aufgetreten waren, könnte es laut der KP Chinas durchaus möglich sein, dass das neuartige Coronavirus gar nicht aus China stamme. Zumal China doch das erste Land gewesen sein soll, dass das Coronavirus erfolgreich besiegt habe. Dieses Narrativ wiederholen die Parteikader seit einem Jahr in den chinesischen Medien. Kein Wunder, dass viele chinesische Bürger gar keine Notwendigkeit sehen, sich noch gegen Covid-19 impfen zu lassen.

Zum anderen sind viele Chinesen Impfstoffen gegenüber ziemlich misstrauisch – und das aus gutem Grund: Denn in den letzten 16 Jahren, sind immer wieder Impfstoff-Skandale in China aufgetreten.

Ohne lange im Internet suchen zu müssen, findet man schon eine lange Liste von Impfstoff-Skandalen in China.

Wie dieser Wikipedia-Eintrag zum Thema Chinas Impfstoff-Chaos zeigt, gibt es seit 2004 fast jedes Jahr einen Impfstoff-Skandal in China.

Minderwertige Impfstoffe wurden eingesetzt und chinesische Hersteller haben Unterlagen gefälscht, in denen es um die Herstellung und Qualitätskontrolle der Impfstoffe geht. In 2018 hatte ein großes chinesisches Unternehmen rund 250.000 Dosen gepanschten Impfstoff für Babys verkauft. 200.000 Babys wurde dieser Impfstoff verabreicht.

Ein Skandal nach dem anderen. Chinesische Impfstoffe sind über ein Jahrzehnt von Skandalen überschattet.

Seit dem Ausbruch von Covid-19 wächst in China die Sorge vor gefälschten Corona-Impfstoffen. Im Februar dieses Jahres nahm die chinesische Polizei 80 Verdächtige fest und beschlagnahmte Tausende gefälschte Impfdosen.

In Südafrika hat die Polizei ein Netzwerk für gefälschte Corona-Impfstoffe zerschlagen. Drei Chinesen und ein Sambier wurden festgenommen.

Ein chinesischer Blogger schrieb: Er wolle sich nicht impfen lassen, weil er sich noch zu gut an die vergangenen Impfstoff-Skandale erinnern könne.

Um das Impfziel zu erreichen, greift die Parteiführung in Peking nun auf die üblichen Methoden einer politischen Kampagne zurück.

In jeder Stadt werden große Banner aufgehängt.

Auf diesem Banner an der Wand eines Wohnhauses in Shanghai steht: „Glaubt an den Staat, glaubt an die Partei. Geimpft wirst du der Stärkste.“

Der Spruch spiegelt gerade die allgemein herrschende Vertrauenskrise in China wider.

Unter dem politischen Druck ist die Impfrate in China in der ersten Aprilwoche rasant gestiegen. Jeden Tag wurden etwa 4,8 Millionen Menschen geimpft. Für die Gesundheitsbeamten reicht das noch lange nicht. Jeden Tag müssten 10 Millionen Menschen geimpft werden, erst dann könne die geplante Impfquote von 40 Prozent der Bevölkerung bis Ende Juni erreicht werden.

Welche Instrumente haben die chinesischen Behörden noch in ihrem Werkzeugkasten?

Zuckerbrot und Peitsche. Nein, kein Zuckerbrot, sondern Eier und Eiscreme.

Ein Gesundheitsamt im Jingshan-Bezirk in der Hauptstadt Peking lockt über 60-jährige Einwohner mit Eiern. Wie dieser Aushang vom 03. April zeigt, bekommt jeder, der sich impfen lässt, 40 Eier. In anderen Städten wird Mehl und Taschentücher als Belohnung für die Impfung verschenkt. In einem anderen Bezirk in Peking werden den Geimpften zwei Einkaufsgutscheine im Gesamtwert von 100 Yuan, umgerechnet 13 Euro angeboten.

Der Einzelhandel nutzt die Chance, um mehr Kunden anzulocken. Vor einem Impfzentrum in Peking bietet McDonald’s den Geimpften zwei Eishörnchen zum Preis von einem an.

Andere Städte und Gemeinden in China greifen allerdings häufiger auf die Peitsche zurück, statt auf Eier und Eiscreme. Die Kreisstadt Wanning in der südchinesischen Provinz Hainan zum Beispiel droht den Nicht-Impfwilligen mit ernsthaften Konsequenzen.

Wer nicht geimpft ist, darf nicht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, hat keinen Zutritt zu Geschäften, Restaurants und Hotels. Wer die Impfung verweigert, wird auf eine Schwarze Liste gesetzt, sodass man in der Zukunft keinerlei Begünstigungen von der Stadt bekommen kann. Das ist noch nicht alles. Die härteste Drohung ist die Letzte: Impfverweigerer müssen damit rechnen, dass ihre Kinder Schwierigkeiten bei der Auswahl der Schule und bei der Arbeits- und Wohnungssuche haben werden.

Diese Regelungen haben für großen Wirbel in chinesischen sozialen Netzwerken gesorgt. Die Stadtverwaltung wurde aufgefordert, sie zurückzunehmen.

Impfung sei die „Pflicht und Verantwortung jedes einzelnen Bürgers“, heißt es überall in der chinesischen Propaganda.

In Hainan schreibt eine lokale Behörde vor, dass Unternehmen mit einer Impfrate von weniger als 85 Prozent eine Warnung erhalten und zur „Nachbesserung“ aufgefordert werden können.

Trotz allem lässt sich das Misstrauen der chinesischen Bürger gegenüber den Corona-Impfstoffen nicht so leicht vertreiben. Viele Beamte versuchen sich herauszureden, warum sie sich nicht impfen lassen können.

Eine geleakte Liste aus der Kreisstadt Tai An aus dem Nordosten Chinas zeigt, dass sich nur 3 der 65 Beamten der Kreisstadt impfen ließen. Alle anderen wurden nicht geimpft, weil sie angeblich hohen Blutdruck, Allergien oder sonstige Krankheiten hätten.

So versuchen die Chinesen eben halt die für sie „gefährliche“ Spritze zu umgehen. Manchmal klappt es, aber in den meisten Fällen klappt es dann doch nicht.

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