General Kirillow tot: Der Mann hinter den Biolaborvorwürfen gegen Hunter Biden

Gestern kam bei einem Anschlag in Moskau General Igor Kirillow ums Leben. Er war Befehlshaber der russischen ABC-Waffen. Wenige Stunden später bekannte sich ein ehemaliger FBI-Informant in Kalifornien schuldig, über angebliche ukrainische Bestechungsgelder an US-Präsident Joe Biden und seinen Sohn Hunter gelogen zu haben. Kirillow hatte im März 2022 in Russland Hunter Biden beschuldigt, biologische Labors in der Ukraine finanziert zu haben.
Titelbild
Schaulustige am Ort der Explosion in der Rjasanski-Allee in Moskau am 17. Dezember 2024. Hier wurden Igor Kirillow und sein Assistent nach Angaben russischer Ermittler getötet.Foto: Alexander Nemenov/AFP via Getty Images
Von 18. Dezember 2024

Der Kreml spricht von einem Terroranschlag: Bei der Explosion eines Elektrorollers in Moskau ist am Dienstagmorgen General Igor Kirillow getötet worden. Er war der Befehlshaber über atomare, biologische und chemische Kampfstoffe, kurz ABC-Waffen. In dem E-Roller war nach russischen Angaben ein Sprengsatz versteckt, der mittels eines Mobiltelefons ausgelöst worden sein soll.

Zu dem Attentat bekannte sich wenig später der ukrainische Inlandsgeheimdienst SBU. Der Anschlagsort ist nur 4 Kilometer vom Kreml entfernt, dem offiziellen Amtssitz des russischen Präsidenten Vladimir Putin. Inzwischen sind nach Angaben russischer Behörden zwei Verdächtige festgenommen worden. Dem Vernehmen nach soll mindestens einer der Festgenommenen aus Usbekistan stammen.

Dichtung oder Wahrheit?

Die Ermordung General Kirillows dürfte der derzeitige Höhepunkt einer seit Jahren als „Verschwörungstheorie“ gebrandmarkten Geheimdienstgeschichte sein, in der Dichtung und Wahrheit nun endgültig nicht mehr zu erkennen sind. Das war wohl auch Ziel des Anschlags.

Worum geht es?

Besagter ABC-Experte General Kirillow trat am 24. März 2022 in Moskau vor die Presse und beschuldigte den amerikanischen Präsidentensohn Hunter Biden, dass dessen Investmentfonds Rosemont Seneca Thornton sowie der vom Multimilliardär George Soros gegründete amerikanische Soros Fund, an der Finanzierung von Laboratorien für die Herstellung von biologischen Waffen in der Ukraine beteiligt gewesen seien. Zu dieser Annahme sei das russische Militär gelangt, nachdem es nach dem Überfall auf die Ukraine „Dokumente“ gefunden habe, die auf eine solche Zusammenarbeit hinweisen würden.

Auf diesem vom Pressedienst des russischen Verteidigungsministeriums am 28. Februar 2023 veröffentlichten Foto spricht der Leiter der Strahlen-, chemischen und biologischen Abwehrtruppen der russischen Streitkräfte, Generalleutnant Igor Kirillow, während eines Briefings in Moskau, Russland. Foto: Uncredited/Russian Defense Ministry Press Service/AP/dpa

Laut Kirillows weiteren Ausführungen sei das Ausmaß des US-Programms in der Ukraine „beeindruckend“ gewesen. Er nannte neben Aktivitäten des Pentagons auch die amerikanische staatliche Entwicklungshilfeorganisation USAID und die Zentren für Krankheitskontrolle und -prävention (CDC). International hohes Interesse erregte damals besonders die Behauptung, dass besagte Labore Tausende Tests an der ukrainischen Bevölkerung durchgeführt hätten. Blutproben seien demnach auch an Labore in Großbritannien und an das Mittag-Leffler-Institut in Schweden geliefert worden.

Sämtliche von Kirillow erhobenen Anschuldigungen wurden von allen Genannten bestritten und als „Verschwörungstheorie“ Russlands eingestuft, was in der Weltöffentlichkeit umso leichter fiel, als der russische General sich zu der Behauptung verstieg, Russland sei im Februar 2022 in die Ukraine einmarschiert, um die ukrainische Bevölkerung vor solcherart Experimente zu retten und zu bewahren.

So beginnen Agentenfilme: Hunter Bidens Laptop

Die Geschichte beginnt allerdings noch früher: Im April 2019 erhielt der Computerreparateur John Paul Mac Isaac nach seinen Worten einen Auftrag von einem Mann, der sich als Hunter Biden ausgab. Er bat darum, die Daten auf seinem Laptop zu retten, das aufgrund eines Wasserschadens unbrauchbar geworden war. Als der vermeintliche Kunde nicht mehr auftauchte, beschäftigte sich Isaac mit den geretteten Daten, so der Computerexperte später zur Presse, und sei auf brisante E-Mails gestoßen. Diese belegten angeblich, dass Hunter Biden in der Ukraine Geschäfte gemacht habe, und zwar unter Ausnutzung der Nähe zu seinem Vater, der in seiner Amtszeit als Vizepräsident mit der Ukraine besonders betraut gewesen war. Mac Isaac wird die Sache zu heiß. Er wendet sich ans FBI und übergibt den Laptop dem amerikanischen Inlandsgeheimdienst.

Danach folgt Schweigen. Das FBI unternimmt nichts. Das ärgert Isaac und er leakt Kopien des Materials an die konservative „New York Post“. Diese veröffentlicht im Wahlkampf 2020 einige der Informationen. Doch fällt es schwer, einen Nachweis über die Authentizität der Quellen zu liefern. Kein weiteres Medium springt auf die Geschichte auf und die „New York Post“ lässt sie wieder fallen.

Erst Mitte 2021 erhielten auch die amerikanischen Leitmedien „New York Times“ und „Washington Post“ nach eigenen Angaben Zugang zu Daten, die von Hunter Bidens Laptop stammen sollen. Beide Medien glaubten zwar, dass die etwa 120.000 E-Mails und weitere Dokumente echt sein könnten. Weil die Geschichte Isaacs jedoch ebenfalls Zweifel aufwirft und die meisten Daten bereits häufig kopiert worden waren, wurde die Story von Hunter Bidens Laptop zwar nun auch von diesen beiden Zeitungen veröffentlicht, aber nicht weiterverfolgt. Dies verwundert insbesondere bei der „Washington Post“, die aufgrund ihrer hartnäckigen Recherche den damaligen republikanischen Präsidenten Richard Nixon über die Veröffentlichung der „Watergate-Affäre“ zu Fall bringen konnte.

Die Daten von Hunter Bidens Laptop wurden von einer Gruppe, die sich Marco Polo Research nennt, auf der Website Bidenlaptopmedia.com ins Internet gestellt und ausgewertet.

Ukraine: Biolabore erhielten US-Dollar

Als 2022 der russische General Kirillow nun ebenfalls mit Vorwürfen gegen Hunter Biden auftrat, sahen die meisten amerikanischen Medien in dieser Anschuldigung aus Moskau den Versuch, die Laptop-Story wiederzubeleben. US-Geheimdienste bezeichneten die russischen Anschuldigungen als „Kriegspropaganda“. Sie erklärten indes aber laut „New York Post“ vom 26. März 2022 auch, „das ukrainische Labornetzwerk zur Erforschung von Krankheitserregern sei nicht geheim und habe öffentlich Gelder aus Washington erhalten“. Aus amerikanischer Sicht: so weit, so gut.

Log der FBI-Informant vorher oder jetzt?

Doch die Geschichte geht immer noch weiter. Hunter Biden soll nicht nur Geschäfte mit ukrainischen Biolaboren gemacht, sondern gemeinsam mit seinem Vater auch ukrainische Bestechungsgelder angenommen haben. Dies zumindest behauptete der ehemalige FBI-Informant Alexander Smirnov, der die israelische und amerikanische Staatsbürgerschaft besitzt. Seine Behauptungen wurden vorübergehend zur Grundlage einer Amtsenthebungsuntersuchung gegen Joe Biden im Kongress, die sich darum drehte, die Bidens hätten Millionen an Bestechungsgeldern von Burisma2, einem ukrainischen Energieunternehmen, erhalten. Im Laufe des Verfahrens gab Smirnov jedoch zu, dass er die Geschichte erfunden habe. Just wenige Stunden nach dem Attentat auf Kirillow in Moskau bekannte sich Smirnov in Los Angeles „im Rahmen einer Vereinbarung mit den Staatsanwälten“ schuldig.

Warum jedoch bedarf es für ein Schuldbekenntnis von Smirnov einer „Vereinbarung mit den Staatsanwälten“? Hat der FBI-Informant mit seinen Anschuldigungen gegen beide Bidens nun gelogen oder nicht? Oder lügt er jetzt? Auch der zeitliche Zusammenhang mit der Ermordung des russischen Generals, der in Moskau vielleicht am meisten über die Ukraine-Verwicklungen von Vater und Sohn Biden wusste, erscheint zumindest merkwürdig. Und mit dieser Schlussbemerkung soll keine neue Verschwörungstheorie in die Welt gesetzt werden! Dazu ist die bisherige Hunter-Biden-Story schon anrüchig genug: Hunter wurde vom Papa begnadigt, der russische General beseitigt.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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