Alexander Klaws über seine Rolle im Musical Tarzan

Titelbild
Alexander Klaws im Interview mit der Epoch Times.Foto: Heike Soleinsky
Von 29. August 2012

Wenn Sie vor hundert Jahren, am 27. August 1912, in Amerika an einem Kiosk vorbeigegangen wären, hätten Sie für 15 Cent ein Pulp-Magazin kaufen und die erste Veröffentlichung von Edgar Rice Burroughs‘ Geschichte „Tarzan bei den Affen“ lesen können. Wenn Sie heute in Hamburg in der Stresemannstraße am Theater Neue Flora vorbeigehen, schaut von einem riesigen Plakat Alexander Klaws als Tarzan auf Sie herab.

Seit 2010 steht Alexander Klaws als Tarzan auf der Bühne im Musical Tarzan. Auf der Bühne? Tatsächlich bewegt er sich nur 20 Prozent seiner Spielzeit auf der Bühne. Die übrige Zeit schwingt er an den Lianen über der Bühne und sogar zwischen Rang und Parkett über den Köpfen der Zuschauer. The Epoch Times sprach mit Alexander Klaws über diese sportliche Rolle und wie ein naiver Kämpfer seine Träume verwirklicht.

Epoch Times: Tarzan – diese Figur kennt man schon als Kind. Hast du schon als Kind Tarzan gespielt?

Alexander Klaws: Jeder ist schon auf irgendwelchen Bäumen herumgeklettert und wenn man aus dem Münsterland kommt wie ich, da gibt es sehr viele Bäume und dann klettert man viel herum (lacht). Das erste Mal, dass ich Tarzan als Rolle bewusst wahrgenommen habe, war, als ich gefragt wurde, ob mich die Rolle im Musical Tarzan interessiert. Ich war vor allem begeistert, da Phil Collins die Musik geschrieben hat. Ich war und bin ein großer Phil-Collins-Fan. Was ich jetzt bei dem Disney-Tarzan so besonders finde: Im Gegensatz zu den bisherigen Darstellern, wie Johnny Weissmüller, die immer so über-muskulös waren, muss der Disney-Tarzan sehr drahtig und athletisch sein. Sonst schafft man die ganze Akrobatik nicht. Du musst beweglich sein – und dann noch singen. So ist der Disney-Tarzan. So ist er mir auch am sympathischsten, er ist nicht so ein Übermensch und man kann sich leichter in die Rolle hineinversetzen.

Epoch Times: Wie bist du zu der Rolle gekommen?

Klaws: Das war 2010. Ralf Schaedler, der Casting Director von Stage Entertainment, hatte angerufen und gefragt: Kannst du dir eigentlich wieder vorstellen Musical zu machen? – Mein erste Rolle war ja in Tanz der Vampire in Berlin. Zu der Zeit des Anrufs habe ich in Anna und die Liebe gespielt. Also habe ich geantwortet: Na klar (lacht), ich kann mir vieles vorstellen. Dann hat er halt gefragt, ob ich mal ’nen Tag Zeit habe, um nach Hamburg zu kommen und ein paar Dinge auszuprobieren. Ich wusste, es geht um Tarzan, eine Rolle, die mich schon sehr interessiert hat. Ich kam also nach Hamburg – und traf Phil Collins – womit ich gar nicht gerechnet hatte. Wir haben zusammen am Klavier gesungen, wir haben den ganzen Parcours gemacht, alles ausprobiert. Man hat sich wirklich sehr viel Zeit für mich genommen. Das hat mich dann auch überzeugt. Und es hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht.

Epoch Times: Wie lange hast du gebraucht, um dich für die Rolle fit zu machen?

Klaws: Ich habe ein halbes Jahr nur den Körper trainiert. Für den Muskelaufbau habe ich ja bei Null anfangen. Bis ich dann ab 1. April 2010 hier am Theater noch zwei Monate die Rolle geprobt habe. Also acht Monate insgesamt. Man muss sich das so vorstellen: Zuerst macht man die Affenbewegungen – Ape Movement nennt man das. Dann hat man die erste Flugstunde, dann hat man szenische Proben, dann hat man auch Gesangsübungen; es ist also ein ganz vollgepackter Tag. Wir haben morgens um zehn angefangen und abends war ich wieder um zehn im Bett. Nach vier bis fünf Tagen konnte ich mich kaum noch bewegen vor lauter Muskelkater (lacht). Man merkt, dass es immer mehr in den Körper reingeht – gerade die Affenbewegungen: Zu der Zeit öffnete ich zu Hause den Kühlschrank so, wie ein Affe es täte (macht die Bewegung der Hand vor: die äußeren Fingergliedknochen gekrümmt). Aber so muss es auch sein, dass man nachts um halb drei aufwachen und sofort der Affe sein kann, ohne lange zu überlegen, weil die Rolle im Körper drin ist.

Epoch Times: Wie oft hast du Tarzan schon gespielt?

Klaws: Ich würde sagen knapp 400 Mal.

Epoch Times: Wird die Rolle „Tarzan“ nie langweilig?

Klaws: Eben nicht – jede Show, jeder Flug ist anders. Die Tagesform ist nicht immer gleich: Wenn ich mal schlechter gelaunt bin, dann spiele ich ’nen aggressiveren Tarzan (lacht). Man muss lernen, die unterschiedlichen Stimmungen für sich zu nutzen. Aber das ist auch die Herausforderung, dass man nicht immer gleich spielt, sondern sich sagt: heute mache ich dies und das mal anders. An manchen Tagen spiele ich verspielter, dann wieder wilder, dann wieder romantischer.

Alex Klaws als Tarzan im Musical Tarzan.Alex Klaws als Tarzan im Musical Tarzan.Foto: Stage Entertainment

Seit November spiele ich fünf Shows pro Woche, am Anfang habe ich jeden Tag gespielt. – Fünf Shows sind körperlich gefühlte acht. Aber Tarzan ist eine Rolle, die mir sehr ans Herz gewachsen ist und die ich schwer loslassen kann. Noch nie hat eine Rolle so sehr meinen Tagesablauf bestimmt, inklusive Training und Ernährung. Man muss auf alles achten: Wenn du mit Kumpels raus gehst und ’nen Caipirinha trinkst, dann merkst du das am nächsten Tag auf der Bühne. So beeinflusst die Rolle mein tägliches Leben, aber es macht mir Spaß. Außerdem habe ich neben Tarzan mein fünftes Album aufgenommen und an vielen anderen Projekten gearbeitet.

Epoch Times: Wie bringst du alle Aktivitäten unter einen Hut?

Klaws: Ich habe keine Ahnung.

Epoch Times: Also nicht Sonntagabend, Wochenplanung … ?

Klaws: Nein. Tarzan ist natürlich absolute Priorität. Man lebt wirklich danach. Man muss fit bleiben, sich gut ernähren, die Muskeln regenerieren. Klar, wenn ich jetzt ein Album einsinge, muss es schon sehr genau von allen Beteiligten geplant werden. Aber ich mache einfach – ich plane nicht viel. Ich habe meine As und Bs, bei denen ich denke, das und das muss ich jetzt machen. Ich bin ein kleiner Workaholic und muss mich manchmal abends regelrecht dazu zwingen, ins Bett zu gehen.

Epoch Times: Was ist für dich das Schönste am Künstlerdasein?

Klaws: Ich kann mich komplett ausleben, das heißt emotional wie auch körperlich. Ich kann auf der Bühne den Affen machen (lacht), mich austoben, ich kann meine eigenen Songs singen. Und auch die Vielseitigkeit: Ob ich jetzt mein Album mache, ob ich Tarzan spiele, ob ich irgendwo eine Rolle annehme oder wie auch immer. Das ist das, was ich liebe: vielseitig zu sein und jede Herausforderung so zu nehmen, wie sie kommt.

Außerdem liebe ich es, auf der Bühne zu stehen. Es gibt einfach nichts Größeres, Schöneres, als am Ende der Show in die Gesichter zu schauen und selbst bei einem 80-Jährigen die Kindlichkeit wieder zu sehen. Jemanden in eine andere Welt entführt zu haben, das ist einfach ein schönes Gefühl. Deswegen mache ich das.

Epoch Times: Was fasziniert dich an der Rolle Tarzan?

Klaws: Vieles. Er ist unbefangen, unschuldig, er kennt keine Gewalt, aber trotzdem weiß er, was er will. Es gibt viele Botschaften in dem Musical, die wir den Leuten mit nach Hause geben. Es ist nicht nur die Liebesgeschichte zwischen Tarzan und Jane. Es hat auch diesen tiefgehenden Hintergrund zwischen Mensch und Gorilla. Wir von „Tarzan“ unterstützen auch das WWF-Projekt im Dzanga Sangha-Becken im Kongo. Da laufen ungefähr noch 3.000 Gorillas ‚rum. Nur noch. Das ist wirklich gar nichts. Dass da immer noch Wilderer herumrennen, die Gorillas abschießen und essen, ich glaube, das wissen nicht viele Menschen.

Epoch Times: Kannst du dich mit der Rolle Tarzan identifizieren?

Klaws: Wenn ich das nicht könnte, würde ich das nicht spielen. Ich habe so eine gewisse Naivität, die ich mir auch bewahren will. Der Disney-Tarzan hat das auch, der weiß nicht, was ein böser Mensch von ihm will. Es gibt eine Szene in dem Stück, in der der Wilderer die Waffe auf Tarzan richtet, aber Tarzan weiß gar nicht, was ein Gewehr ist und was der Bösewicht von ihm will. Das ist das Naive und das habe ich definitiv auch in mir. Tarzan ist ein Kämpfer, ich bin auch schon immer ein Kämpfer gewesen. Von daher kann ich mich mit der Rolle identifizieren.

Epoch Times: Du erfüllst dir deine Träume. Wenn dich jemand um Rat fragen würde, wie er seine Träume erfüllen könnte, was würdest du ihm ans Herz legen?

Klaws: Ja, erst mal selbst Träume zu haben. Ich finde es schwierig, anderen Leuten Tipps zu geben oder zu sagen, mache das oder das. Man muss in sich selbst hineinhören und versuchen, das dann zu erreichen. Man kann Tipps geben, aber Garantien gibt es nicht. Es kann auch alles schiefgehen. Wenn mich jemand fragt, würde ich sagen: Sieh zu, dass du einen Traum hast, dass du ein Ziel hast. Arbeite darauf hin und gib alles.

Epoch Times: Gibt es noch einen großen Traum für dich oder hast du schon alle Träume erfüllt?

Klaws: Ich habe mir definitiv Träume erfüllt. Mit Tarzan ist auch einer in Erfüllung gegangen. Aber mit 28 satt zu sein, das wäre ein bisschen traurig. Viele, viele Träume habe ich noch … Aber diese Dinge haben noch Zeit. Das ist immer die Gefahr, dass man drei Schritte überspringt und dann auf die Nase fällt. Man muss es step by step machen. Das versuche ich gerade. Mein sechstes Album ist jetzt der nächste Traum, an dessen Erfüllung ich schon arbeite. Ich träume davon, irgendwann nach Los Angeles oder nach New York zu gehen und dort Schauspielunterricht zu nehmen. Und im Ausland vielleicht auch noch mal ein paar Akzente zu setzen. Ob das so klappt, das steht in den Sternen. Aber ihr werdet auf jeden Fall davon hören!

Epoch Times: Vielen Dank für das Gespräch.

Die Fragen stellte Heike Soleinsky.

 

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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