1001 Stühle für Ai Weiwei
Weltweit protestierten sie am Sonntag, die Engagierten, die Mutigen, die Lebendigen und Kreativen. Und brachten ihre Stühle mit – um dem chinesischen KP-Regime zu zeigen, dass die Welt sieht, wenn Unrecht geschieht.
In Berlin brachten etwa 150 Leute ihre Stühle mit, in München etwa 80. Und die Documenta-Stadt Kassel fühlte sich ganz besonders verbunden mit dem chinesischen Künstler Ai Weiwei.
Sie waren still und friedlich, aber nicht stumm. Ihre Plakate fragten: Wo ist Ai Weiwei? Ihre Augen sagten: Wir beobachten euch!
Die Idee für die spontane Kunstaktion geht auf Ai Weiweis Arbeit „Fairytale“ für die documenta 12 in Kassel zurück. Im Sommer 2007 hatte der Künstler nicht nur 1.001 Chinesen aus verschiedenen Regionen seines Landes nach Kassel eingeladen, sondern er holte ebenso viele Stühle aus seiner Heimat. Was damals noch vielen als Kunstinstallation obskur erschien, verstanden seit der Propagandaschau der Olympischen Spiele von 2008, immer mehr Menschen. Ai Weiwei, der zunächst als Berater am Bau des „Vogelnestes“ mitgewirkt hatte, zog sich zurück, erschien nicht einmal zur Eröffnungsfeier.
Denn im März 2008 hatte nicht nur ein gewaltiges Erdbeben die Provinz Sichuan erschüttert, sondern auch viele Schulkinder in den einstürzenden Schulgebäuden begraben. Kinder, deren Namen und Anzahl verschwiegen wurden und die mit ihrem Leben für Pfusch am öffentlichen Bau und die Korruption der zuständigen Beamten bezahlen mussten. Ai Weiwei machte das öffentlich, nutzte Internet und Facebook und ehrte die toten Kinder auf seine Weise. Nicht zur Freude der Machthaber.
Als Sohn eines noch vom Mao-Regime für 20 Jahre in die Provinz verbannten Dichters weiß er, was es heißt, sich mit den Mächtigen anzulegen. Er tat es trotzdem.
Am 3. April hat man ihn verschwinden lassen, als er von Peking aus eine Reise nach Hongkong antreten wollte. Bis heute fehlt jede Spur von ihm. Die Verhaftung erfolgte in dem Moment, als Außenminister Westerwelle mit einer deutschen Kulturdelegation Peking verließ, wo er die umstrittene Kunstausstellung „Die Kunst der Aufklärung“ im Nationalmuseum eröffnet hatte.
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion