Meine Birke und ich – von Renate Lilge-Stodieck
Meine Birke und ich
Meiner Birke einz’ger Kummer
wenn aus ihr das Leben sprießt,
und daß ich sie gar nicht sehe,
wenn mein Sinn voll Trübsal ist.
Birke, liebe, heute komm ich
und umarme deinen Stamm,
gibst mir Kraft für viele Stunden,
und voll Freude werd ich dann
an das leise Rascheln denken,
wenn der Wind die Blätter streift,
an dein zartes leichtes Tanzen,
das mit weicher Macht mich greift.
Birke, heute bin ich offen
aller Schönheit, die du schenkst,
und ich weiß, daß du an vielen
trüben Tagen an mich denkst.
Kannst nicht kommen zu umarmen,
trösten, streicheln, zärtlich sein,
musst an deinem Platz still warten,
ob dich jemand lässt hinein.
Kannst nur immer stehn und wissen,
Birke sein, das ist dein Sinn.
Liebe Birke, heute öffne
ich dir leicht und gern mein Herz,
und dein frohes Birkenleben
treibt aus mir hinaus den Schmerz.
Lass die zarten Zweige hängen
bis hinunter in mein Haar,
denn grad heute bringe endlich
ich dir meine Liebe dar.
Fühle deine Baumesfreuden,
deinen Kummer, deine Lust,
und auch du weißt endlich offen
meinen Sinn und meine Brust.
In dir ström‘ ich mit den Säften
bis ins feinste Astgezweig,
in dir tanz ich in der Sonne,
bin zum Blühen schon bereit.
Streue, wenn die Zeit gekommen,
alle Samen in den Wind,
weiß, aus einigen wird wachsen
ein bezaubernd Birkenkind.
Liebe Birke, immer bin ich
jetzt in dir und du in mir,
keine Zeit kann das verwehen,
was du mir bist, und was ich dir.
Renate Lilge-Stodieck
Aus „Sein – Die Kunst des Annehmens“
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