Wegen Sexualisierung und Pädo-Ästhetik: Türkei verbietet Netflix Ausstrahlung von Serie „Cuties“

Bereits 500.000 Menschen haben eine Petition unterschrieben, die Streaming-Anbieter Netflix auffordert, die Serie „Cuties“ aus dem Programm zu nehmen. Kritiker werfen den Produzenten vor, die Sexualisierung von Mädchen im frühen Teenageralter zu normalisieren.
Titelbild
Der Hauptsitz von Netflix in Los Gatos, Kalifornien.Foto: Netflix über Getty Images
Von 13. September 2020

Bereits vor Ausstrahlungsbeginn war die Netflix-Produktion „Cuties“ – in der französischen Originalfassung „Mignonnes“ – in den USA, aber auch in anderen Ländern unter Beschuss geraten. Anlass dazu war, dass die Serie mit einer Illustration beworben worden war, die Mädchen im frühen Teenageralter in knapper Kleidung und aufreizender Pose darstellte.

Netflix hat sich nach ersten empörten Reaktionen dafür entschuldigt – die Kritik an der Produktion geht jedoch weiter. Nun hat die Türkei als erstes Land die Ausstrahlung untersagt.

Türkische Regierung bietet Netflix die Stirn

Wie das Portal „Ahval“ berichtet, hat die staatliche türkische Fernsehaufsicht RTÜK eine Anordnung an den Streaming-Anbieter erlassen, „Cuties“ aus dem Angebot für türkische Kunden herauszunehmen. Zuvor hatte das Ministerium für Familie und Soziales einen Antrag an die Behörde gestellt, gegen die Produktion vorzugehen – wegen eines negativen Einflusses auf Kinder, der zu befürchten wäre.

Damit verstoße die Produktion gegen das in der Türkei geltende Verbot, Inhalte zu senden, die geeignet sind, „Kinder, Schwache und Behinderte auszubeuten“. Dem Ministerium zufolge weise „Cuties“ Inhalte auf, die zu Vernachlässigung und Missbrauch von Kindern führen und deren psycho-soziale Entwicklung beeinträchtigen könnten.

Die Geschichte handelt von einem elfjährigen Mädchen aus einer muslimischen senegalesischen Einwandererfamilie in Frankreich, das gegen die traditionellen Werte ihrer Familie rebelliert und sich einer Tanzgruppe anschließt. In einer symbolträchtigen Szene wirft sie dabei ihr Kopftuch ab, um an einem sogenannten „Twerking“-Wettbewerb teilzunehmen.

„Cuties“ als Protest gegen Sexualisierung?

Netflix verteidigt sich mit der Darstellung, die „kraftvolle Botschaft“, die am Ende von der Serie ausgehe, sei gerade gegen Sexualisierung, Objektifizierung und eine Kultur gerichtet, die diese begünstige.

Wie das Magazin „Plugged In“ schreibt, würde das Mädchen im weiteren Verlaufe der Handlung, nachdem sie in sozialen Medien immer populärer geworden wäre, je offenherziger sie sich präsentierte, bemerken, dass die sexualisierte Kultur sie nur ausbeuten würde. Sie verlässt erst weinend ihre Dance-Crew, zieht gesittetere Kleidung an und widmet sich kindgerechten Hobbys.

Kritiker der Produktion gehen jedoch davon aus, dass es nicht die Botschaft wäre, welche die Nachfrage nach „Cuties“ befeuere, sondern dass vor allem ein Publikum damit bedient würde, das sich an sexuell aufreizenden Posen sehr junger Mädchen erfreue.

Tulsi Gabbard: „Ihr seid jetzt Komplizen der Kinderporno-Mafia“

Die demokratische Kongressabgeordnete Tulsi Gabbard warf den Produzenten der Serie vor, diese wären „jetzt Komplizen der Kinderporno- und Menschenhandels-Industrie“.

Auf der Seite change.org haben bereits mehr als 500.000 Menschen eine Petition zur Entfernung der Serie aus dem Netflix-Angebot unterzeichnet.



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