Was Berlins Modewoche für den nächsten Sommer verspricht
Gute Nachricht von der Berliner Fashion Week: In der nächsten Sommersaison soll nach dem Willen der Modemacher jeder nach eigenem Gusto glücklich werden.
„Es gibt ganz vieles gleichzeitig. Alles geht, alles ist erlaubt“, so fasst Messechefin Anita Tillmann die neuen Trends zusammen. Schlaglichter von Deutschlands wichtigstem Modeevent:
PRET-A-PORTER: Tillmann ist als Geschäftsführerin der Premium Group für vier der insgesamt acht Fachmessen in Berlin verantwortlich. Sie hat sich in diesen Tagen gründlich an den Ständen der angesagten Labels umgeguckt. „Street- und Sportswear bleibt ein Riesenthema“, sagt die 45-Jährige. „Es gibt weiter viel mit Logos, aber auch erste Kollektionen, die wieder schlichter werden, weniger plakativ.“ Gefragt ist Mut zur Kombi: superenges Kleid mit Sneakern, Businessanzug mit Sportschuhen – die Mischung macht’s.
LAUFSTEG: Die Schulter ist das neue Dekolleté. Kaum ein Designer, der in der nächsten Saison den Ausschnitt nicht bis auf die Arme herunterzieht – gern in gerader Linie über der Brust, aber auch mal asymmetrisch. Verspielte Volants bleiben ebenfalls hipp. Guido Maria Kretschmer und Lena Hoschek schwelgen geradezu im Trend. Eigentlich überall angesagt bleiben grafische Muster und glänzende Materialien.
UNTENRUM: Model Kendall Jenner hat es quasi erfunden – zarte Söckchen in hochhackigen Sandaletten. Im vergangenen Jahr war die ungewohnte Kombi schon vereinzelt zu sehen. Diesmal folgten Models wie Gäste quasi überall – manchmal mit Netz-Variante, manchmal in Weiß mit Rüschen. Man braucht zwar superschöne Beine, spart sich aber viele Blasenpflaster. Bei Riani gibt’s Söckchen sogar in flachen Sandalen. Ebenfalls ein Trend, den längst nicht jeder tragen kann: Model Rebecca Mir und Kate Moss‘ kleine Schwester Lottie kamen in Radlerhosen zu den Schauen.
OBENRUM: An den Ohren baumelt es wieder. Überdimensionale Ohrringe wie aus der Hippiezeit sind bei vielen Entwürfen ein Muss. Marc Cain hatte Varianten aus Kunststoff in Knallfarben, fast so groß wie ein Tischtennisschläger. Auch Bandanas, Turbane, Stirnbänder und radgroße Strohhüte sind gefragt. Social-Media-Promi Riccardo Simonetti trieb den Trend auf die Spitze. Er kam mit einem riesigen Handtuch-Turban zur Show – wie frisch aus der Dusche.
MODELS: Das niederländische Avantgarde-Label Botter, Eröffnungsknaller der Fashion Week, schickt ausschließlich dunkelhäutige Models auf den Laufsteg – als bewusstes politisches Statement. Aber auch sonst war es auf dem Catwalk auffallend gemischt, darunter auch „Germany’s Next Topmodel“ Toni Dreher-Adenuga. Bei der aufstrebenden österreichischen Jungdesignerin Rebekka Ruétz ist auch die Generation Ü50 mit ungefärbten grauen Haaren vertreten. Schade: Hugo Boss, erstmals seit Jahren wieder in Berlin, kehrt bei der Präsentation seiner Marke Hugo zu den mageren Laufstegschönheiten zurück.
PROMIFAKTOR: Wenig Anlass zu Kreischalarm. Für Aufsehen sorgte immerhin Talia Graf, die Nichte von Tennis-Legende Steffi Graf, als VIP-Model bei Marc Cain gefeiert. Bei Hugo Boss lief Cindy Crawfords Sohn Presley Gerber. Bei Riani saß Schauspielerin Natalia Wörner in der ersten Reihe, allerdings ohne ihren Lebensgefährten, Außenminister Heiko Maas. Moderatorin Johanna Klum erschien wenige Wochen nach der Geburt ihres zweiten Kindes fit wie eh und je. Und Cathy Hummels, Frau von Nationalspieler Mats Hummels und ebenfalls junge Mutter, stellte eine eigene Trachtenkollektion vor. Seltene Gäste gab es bei Hugo Boss: Dort performte US-Rapper Wiz Khalifa („Black And Yellow“) für die Gäste.
BILANZ: Insgesamt zeigten bei der Fashion Week rund 3500 Aussteller bei 200 Veranstaltungen ihre Kollektionen für Frühjahr und Sommer 2019. Auch wenn viele auf flott und sportlich setzen, ganz locker wird es nicht, wie Expertin Tillmann meint. „Wer bei Mode an Gemütlichkeit denkt, kann auch gleich einen Schlafanzug anziehen.“ (dpa)
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