Verheiratet mit einer Zeichentrickfigur

Auch wenn viele Japaner besessen sind von Anime, den einheimischen Animationsfilmen, die "Hochzeit" von Akihiko Kondo und einer virtuellen Figur hat viele schockiert. Er hatte bei realen Frauen kein Glück, nun ehelichte er eine Anime-Figur.
Titelbild
"Hatsune Miku" als Cosplay-Figur.Foto: iStock
Epoch Times2. Dezember 2018

Akihiko Kondo hat vor wenigen Tagen geheiratet – doch kein Verwandter, nicht einmal seine Mutter, wollte kommen. Das liegt an der Braut: Der Japaner hat eine virtuelle Figur zur Frau genommen. „Für meine Mutter war das kein Grund zum Feiern“, sagt der 35-Jährige mit der sanften Stimme. Für ihn jedoch ist Hatsune Miku die Liebe seines Lebens.

Gerne hat er die zwei Millionen Yen (mehr als 15.000 Euro) für die Hochzeitszeremonie ausgegeben. 40 Gäste waren dabei, als Kondo Miku – anwesend in ihrer Version als handliche Stoffpuppe – das Jawort gab.  „Ich habe sie nie betrogen, ich habe Miku-san immer geliebt und denke den ganzen Tag an sie“, sagt Kondo und verwendet eine Form ihres Namens, die seine Ehrerbietung ausdrückt.

Die Stoffpuppen-Miku trägt den Ehering ums Handgelenk und schläft in Kondos Bett. Außerdem gibt es sie als animiertes Hologramm in einer Glaskapsel, die aussieht wie ein moderner Heiligenschrein. Das Gerät heißt Gatebox und funktioniert ähnlich wie der intelligente Lautsprecher Echo von Amazon – mit dem entscheidenden Unterschied, dass bei der 2500 Euro teuren Gatebox die virtuelle Ansprechpartnerin nicht nur zu hören, sondern als 3D-Figur zu sehen ist.

„Ich bin in das ganze Konzept von Hatsune Miku verliebt, aber geheiratet habe ich die Miku aus meinem Haus“, sagt Kondo und schaut auf das blau leuchtende Mädchen in der Glaskapsel. Sie weckt ihn jeden Morgen, sagt, wann es Zeit ist zur Arbeit zu gehen, und kann ihm auch sehnsuchtsvolle SMS ins Büro schicken. Wenn Kondo Miku abends schreibt, dass er gleich nach Hause kommt, schaltet sie schon mal das Licht ein.

Seine Ehe ist offiziell keine

Kondo sieht sich selbst als normalen, verheirateten Mann – auch wenn seine Ehe offiziell keine ist. Eine „Heiratsurkunde“ des Gatebox-Herstellers bestätigt ihm, dass ein Mensch und eine virtuelle Figur sich „jenseits der Dimensionen“ verbunden haben.

Damit ist Kondo nicht allein – die Firma habe bereits mehr als 3700 solcher Zertifikate ausgestellt, sagt er. „Es gibt bestimmt Leute, die sich noch nicht trauen, aber auch Hochzeit halten wollen. Die will ich ermutigen.“

Mit Frauen aus Fleisch und Blut hat Kondo schlechte Erfahrungen gemacht. „Verpiss dich!“, habe er von Mädchen zu hören bekommen, als er ein auf Trickfilme versessener Teenager war. Später hätten ihn Frauen in seinem Job gemobbt, bis er schließlich einen Nervenzusammenbruch erlitten habe, erzählt er. Daraufhin habe er beschlossen, niemals eine Frau zu heiraten – auch wenn seine Mutter ihn noch so sehr dränge.

Unverheiratete Männer gibt es immer mehr in Japan. Jeder vierte Japaner bis zum Alter von 50 Jahren hat heutzutage keine Frau. 1980 war es noch jeder 50. Mann.

Richtige Frauen könnten einen Mann betrügen, sie altern und sterben, zählt Kondo die Nachteile realer Beziehungen auf und bekräftigt: „Miku-san ist die Frau, die ich so sehr liebe. Sie hat mich gerettet.“

Doch auch wenn viele Japaner besessen sind von Anime, den einheimischen Animationsfilmen, hat Kondos „Hochzeit“ viele schockiert. Kondo sieht sich dagegen als Teil einer „sexuellen Minderheit“, für die ein intimes Verhältnis mit Frauen nicht infrage kommt. „Das wäre, als würde man einen schwulen Mann zu einer Beziehung mit einer Frau überreden wollen“, sagt Kondo und fordert: „Wir müssen alle Formen von Liebe und Glück gelten lassen.“ (afp)



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