Na, na wer wird denn gleich weinen?

Auf der Suche nach kulinarischer Tradition fand Epoch Times Bodenschätze der anderen Art: milde Zwiebeln und vielseitigen Wein.
Epoch Times23. November 2011

Die Höri Bülle ist eine flach-bauchige Zwiebel, mit rötlicher Außenhaut, die beim Schneiden nicht färbt, geschmacklich ist sie sanft, leicht süßlich. Da sie weich ist und von Hand gepflegt und geerntet werden muss, ziehen nur noch wenige Bauern sie.  Die Saat ist nicht im Handel erhältlich.

Kulinarischer Fingerabdruck einer Region

So wurde die Bülle im August 2008 zur Passagierin der „Slowfood Arche des Geschmacks“. Bereits seit 1976 findet jedes Jahr im Oktober in Moos ein Zwiebelfest statt. Heimische Erzeugnisse rund um die Höri Bülle, wie Büllesuppe und Brot, auch geflochtene Büllezöpfe und Schlachtplatten werden angeboten.

Das traditionelle Anbaugebiet der Bülle ist die 63 km² große Halbinsel Höri, die sich zwischen dem badischen Radolfzell und dem schweizerischen Stein am Rhein in den Untersee schiebt. Das milde Klima am Bodensee, der als Wärmespeicher wirkt und der dunkle Moorboden begünstigen den Gemüseanbau.

Vorweihnachtliche Bölle-Tasche und Wein

Wenn man zum Nachbarn schaut, wird die „Bülle“ in der Ostschweiz zur „Bölle“ und einmal im Jahr in der Region um Weinfelden ist sie im Bölleweggen Teil eines aufwändigen Snacks und in aller Munde. Die mit Zwiebelschwitze und oft auch Speckwürfeln gefüllte Teigtasche wird am letzten Donnerstag vor Weihnachten, der „Bochselnacht“ mit Wein im Wirtshaus gegessen.

Winzer-Tradition und Innovation Hand in Hand

Joachim Bauer, der Inhaber von thurgauwy.ch hat sich bewusst entschieden ausschließlich regionale Weine zu führen. „Es gibt hier viele traditionelle Betriebe, manchmal über Generationen hinweg, das sind vielfach junge Leute die sehr gut ausgebildet worden sind, Hochschule, Auslandsaufenthalt meist noch. Dass die neue Ideen reinbringen ist klar“, so Bauer der über 200 Weine aus allen Thurgauer Anbaugebieten und Weinschifffahrten mit den Erzeugern anbietet.

Herz für die Region hat nicht nur er. Seit der dritten Generation lebt Familie Heller im Haus des Rebzüchters und Önologen Hermann Müller in Tägerwilen, Thurgau. Karin Heller geht jährlich Traubenlesen bei einem Bekannten, der für den Wein schon etliche Goldmedaillen gewonnen hat.

„Traubenlesen ist für mich Gottesarbeit, so eine schöne Arbeit wie Traubenlesen gibt es fast nicht, finde ich. Wenn man sieht wie die Trauben da gewachsen sind und man dann da im Rebberg steht und die Trauben abfüllt in diesen großen Bottich, wenn man mithelfen kann und nachher den Wein genießt… der schmeckt so was von fein! Ein Erlebnis“, findet sie. Natürlich ist der Weinkeller des „Müller-Thurgau“-Hauses mit dem gleichnamigen Wein, auch Rivaner genannt, gefüllt. Lagerzeiten von zwei bis drei Jahren sollten beim Müller-Thurgau dennoch nicht überschritten werden, da sonst das feine Muskataroma verloren geht.

Ein altes Rezept aus Erwin Kellers Bülle-Brevier:

Bülle-Dünne:

Hefeteig bestehend aus 40 gr Hefe, 1 Pfund Mehl, Salz, Wasser, Belag bestehend aus 12 großen Bülle. Gesalzenen Hefeteig auf Herdblech auswellen, darauf 2 cm hoch goldbraun gedämpfte Höri-Bülle geben, das Ganze mit einem Teigle von 3/8 l saurem Rahm, 4 Eigelb und Salz überstreichen. Im Backofen ½ Stunde bei 270 Grad backen.

In der Schweizer Version des Zwiebelsnacks wird die Zwiebelfüllung stundenlang zum Abtropfen stehengelassen, damit der Teig nicht durchweichen kann.



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