Gärtnern ohne Garten im Trend von ‚Urban Gardening
Ihr kleines Paradies ist drei Quadratmeter groß, im zweiten Stock und schon bald wird es dort herrlich nach Erdbeeren, Flieder und Minze duften. Man nennt es ‚Urban Gardening‘, Gärtnern in der Stadt, was da auf Balkonen oder in Hinterhöfen um sich greift.
Seit ein paar Jahren hat Mirjam Wagner ihren kleinen Balkon in einen lebendigen Garten verwandelt und sich ihren Traum von selbst angebautem Obst und Gemüse verwirklicht. Zumindest ein kleines bisschen von der globalen Lebensmittelindustrie unabhängiger zu werden, ist ihr ein Anliegen. Damit liegt sie voll im Trend. Immer mehr Stadtmenschen entdecken das Gärtnern für sich. Do-it-yourself ist in, Bio sowieso und wer hat schon etwas gegen ein wenig Grün im grauen Beton?
Eine neue Generation hat das, was einmal am Anfang unserer Zivilisation stand, wieder für sich entdeckt. Mit dem obligatorischen Basilikumtopf auf dem Küchentisch muss sich niemand mehr zufrieden geben. Kleinste Flächen werden dazu genutzt, um Gemüse, Obst, Blumen und Kräuter anzubauen. Ob Fensterbank, Balkon oder die Dachterrasse: Möglichkeiten, seinen grünen Daumen auszuleben, gibt es viele.
Solange ausreichend Sonne an die Orte kommt, steht dem Gärtnern nichts mehr im Weg. Um Obst, Gemüse oder Kräuter selbst zu pflanzen, braucht man nur einige Grundkenntnisse. Schwieriger ist es, aus dem riesigen Angebot an Arten und Sorten eine Auswahl zu treffen.
Was kann ich anbauen?
Viele Gemüsesorten, Kräuter und Blumen geben sich mit erstaunlich wenig Raum zufrieden, weiß Pflanzenexpertin Jo Whittingham, Autorin von „Gärtnern ohne Garten“. Im Frühling werden die meisten Pflanzen gesät, wie Erbsen, Fenchel, Frühlingszwiebeln, Möhren, Oregano, Radieschen und Spinat.
Auch gemischte Pflücksalate sät man am besten in diesen Tagen. Sie sind besonders pflegeleicht und können bereits sechs Wochen nach der Aussaat geerntet werden. „Unterdacht kann man jetzt auch schon Kürbisse, Zucchini und Auberginen säen“, sagt Whittingham.
Wagner baut auf ihrem Balkon an, was nur geht. „Mit den Jahren wurde es immer mehr. Neben Kräutern, Feldsalat und Rucola pflanze ich auch Spinat, Tomaten, Karotten, Erdbeeren und Radieschen an. Man schmeckt den Unterschied einfach, wenn etwas selbst gepflanzt ist.“
Mit ihrem Mikrogarten hat sie einige Freunde angesteckt. „Wenn es auf dem Balkon grünt und blüht, treffen wir uns regelmäßig und kochen zusammen mit unseren eigenen Produkten. Das ist ein ganz anderes Lebensgefühl“, erzählt Wagner.
Inzwischen wachsen ganze Nachbarschaften zusammen und gärtnern gemeinsam auf Höfen und Stadtplätzen. Foto: Carsten Koall/Getty Image
Wie kann ich anbauen?
Damit Pflanzen richtig gedeihen und gute Erträge bringen, ist das richtige Gefäß und die richtige Erde wichtig. „Kisten, Kästen, Körbe – alles kann man mit Pflanzen bestücken. Wichtig ist nur, dass die Behälter über funktionstüchtige Abzugslöcher im Boden verfügen“, rät Karen Meyer-Rebentisch, Buchautorin von „Das ist Urban Gardening!“ Auch ausrangierte Tetrapacks, Schuhe, Gummistiefel oder Industriekisten können als Gefäße für Obst, Gemüse und Kräuter dienen. „Für den Anbau von Kartoffeln eignen sich auch Gewebesäcke bestens, die man zum Teil in Asia-Läden kostenlos bekommt“, weiß die Gärtnerin.
Auch ausrangierte Maionnaise- und Senfeimer von der Imbissbude oder große Dosen von Oliven oder Feta vom türkischen Gemüsehändler können als Behälter genutzt werden. Wer Lust auf Paprika und Auberginen hat, sollte am besten schwarze Kübel nehmen, die heizen sich mit Sonnenlicht auf, was das Gemüse zu schätzen weiß. Allerdings sollten die Kübel mindestens 10 Liter messen, besser sind 25 Liter aufwärts.
Oft werden senkrechte Flächen als Anbaufläche vergessen. „Brombeeren oder andere Kletterpflanzen kann man super an Wänden und Zäunen hochziehen“, sagt Whittingham. Eine Trittleiter schafft auf kleinem Raum Stellfläche für kleine Tongefäße, die sich ideal für Thymian, Veilchen, Kirschtomaten, Erdbeeren und zwergwüchsige Chillipaprika eignen.
Was ist mit Schadstoffen in der Luft?
„Als ich mit dem Gärtnern auf meinem Balkon anfing, hatte ich zuerst Angst, dass das Gemüse durch die Auspuffgase nicht so gesund sein könnte“, sagt Wagner, die direkt an einer vielbefahrenen Straße wohnt.
Wer eigenes Gemüse anbaut, möchte sichergehen, beim Verzehr nicht unfreiwillig einen Schadstoffcocktail zu sich zu nehmen. Wer allerdings frische Erde vom Baumarkt nimmt und die Pflanzen nicht mit giftigem Pflanzenschutzmittel oder Hausmüll düngt, muss keine Angst vor Schadstoffen haben.
„Gemüse, Obst und Kräuter selbst zu pflanzen, ist nicht schwer. Wer den Bogen erst einmal raus hat, wird schnell Mühe haben, Platz für all die Kübel zu finden“, sagt Whittingham. Sie rät frisch gebackenen Gärtnern, sich zuerst an unkomplizierten Radieschen, Salaten und Kräutern zu probieren. „Sie werden sehen, bald wachsen bei Ihnen asiatische Salate auf der Fensterbank, Kirschtomaten aus hängenden Ampeln und auf der Terrasse steht ein Zitronenbaum.“ Urban Gardening ist nicht nur gesund, es macht auch Freude.
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