Einkleiden am Handy – Ladenschließungen beflügeln Zalando
Neue Klamotten kaufen die Menschen in der Corona-Zeit noch häufiger im Internet. Die wochenlangen Schließungen von Modegeschäften beflügeln auch die Geschäfte von Zalando.
Deutschlands größter Online-Modehändler profitiert zudem davon, dass in der Krise mehr stationäre Händler ihre Ware über Zalandos Plattform anbieten. Nach einem „außerordentlich starken“ Start ins Jahr rechnet das Berliner Unternehmen für 2021 europaweit mit einem Umsatzplus von 24 bis 29 Prozent auf 9,9 bis 10,3 Milliarden Euro.
„Covid führt zu einem Sprung im Online-Shopping“, sagte Vorstandsmitglied Robert Gentz am Dienstag. Auf das Niveau vor der Pandemie werde der Markt nicht mehr zurückfallen. Getrieben durch viele neue Kunden und neue Läden im Partnerprogramm war der Umsatz im vergangenen Jahr um rund 23 Prozent auf 8 Milliarden Euro gestiegen.
Unterm Strich war der Gewinn mit rund 226 Millionen Euro mehr als doppelt so groß wie im Vorjahr.
Das einstige Start-up beschäftigt mehr als 14.000 Menschen in 17 Ländern und will auf lange Sicht zehn Prozent des europäischen Modemarkts beherrschen; heute sind es nach Unternehmensangaben drei Prozent.
Dabei ist Zalando nicht der einzige Online-Händler, der die Corona-Krise für sich nutzen konnte. Nach Daten des Statistischen Bundesamts legte 2020 allein in Deutschland der Online-und Versandhandel insgesamt um knapp ein Viertel zu.
Zalando-Konkurrenten wie der spanische Inditex-Konzern und H&M aus Schweden konnten im europäischen Online-Geschäft sogar deutlich stärker zulegen als die Berliner, kämpften aber mit Verlusten im stationären Handel und schließen Läden.
In Deutschland trägt Zalando seinen Teil dazu bei, dass Paketdienste Rekordmengen an die Haustüren bringen. Gewöhnlich schicken die Kunden etwa die Hälfte davon zurück, 2020 soll es vorübergehend aber deutlich weniger gewesen sein.
Kunden bestellten mehr Freizeitklamotten statt Kleider für bestimmte Anlässe, durchschnittlich war Ware für 58 Euro im Paket.
Man wolle Retouren so weit möglich verhindern, sagte Vorstandsmitglied Rubin Ritter. Gleichzeitig versicherte er, dass das Zurücksenden für die Kunden einfach bleiben soll. Zalando will versuchen, Wachstum und Nachhaltigkeit unter einen Hut zu bringen.
Neben dem eigenen Handel bietet der Konzern auch anderen Händlern und Markenherstellern Platz für ihr Geschäft. Bis Ende Februar 2021 waren mehr als 3400 stationäre Geschäfte an die Zalando-Plattform angebunden.
Das Bruttowarenvolumen, das sowohl eigene als auch Verkäufe über die Plattform umfasst, könnte in diesem Jahr um 27 bis 32 Prozent auf 13,6 bis 14,1 Milliarden Euro wachsen. Für 2025 peilt das Unternehmen mehr als 30 Milliarden Euro an.
Zalandos Kundschaft sind zum großen Teil Frauen – auf der obersten Management-Ebene spielten sie bislang aber keine Rolle. Nun rückt Personalchefin Astrid Arndt als erste Frau in den fünfköpfigen Vorstand auf.
Co-Chef Rubin Ritter tritt nach mehr als elf Jahren ab, damit seine Frau sich stärker auf ihren Beruf konzentrieren kann. „Ich denke, dass ich nun dran bin, Zeit mit der Familie zu verbringen“, sagte er. (dpa)
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