Plasberg: Abschied von ARD – mit Kritik an einseitigem Journalismus
Ende November wird sich Frank Plasberg in den Ruhestand verabschieden. Der 65-Jährige gehört zu den dienstältesten Talkshow-Moderatoren der ARD. Seine Sendung „hart aber fair“ besteht seit 2001. Bevor der Schauspieler Louis Klamroth nach einer Pause über Fußball-WM und Weihnachten das Format übernimmt, wird es noch einen Plasberg-Talk geben.
In den letzten Monaten seiner aktiven Karriere ließ Plasberg mit einiger Kritik an einseitigem Journalismus in Deutschland aufhorchen – zuletzt bei „The Pioneer“.
Plasberg: Diversitätsproblem betrifft auch Stadt und Land
Unter anderem hat Plasberg die Art und Weise hinterfragt, wie öffentlich-rechtliche Sender „Diversität“ definieren. Der Moderator hält es zwar für wichtig, dass Minderheiten zu Wort kommen, er hat jedoch den Eindruck, es herrsche in diesem Bereich „Übereifer“. Vor allem kämen bestimmte Minderheiten dennoch nicht zu Wort – vor allem solche innerhalb der Mehrheitsbevölkerung. Plasberg ist sich sicher:
Wir senden manchmal über die Köpfe der Menschen hinweg.“
Vor allem gäbe es ein Aufmerksamkeitsgefälle zwischen Stadt und Land – und zum Teil auch zwischen Stadtvierteln. Viele Menschen fühlten sich nicht repräsentiert, weil „hohe Politik ein fernes Luxusproblem ist, wenn der Alltag eine Herausforderung ist“.
Bereits vor Wochen äußerte Plasberg gegenüber „DWDL“, das Lastenrad sei für das gesamtdeutsche Publikum weniger relevant als die Frage der Pendlerpauschale:
Deswegen ist es die Aufgabe von Redaktionen, die nun einmal von ausgebildeten Journalistinnen und Journalisten besetzt sind, die in der Regel in Großstädten oder städtischen Umgebungen leben und gut verdienen, andere Perspektiven zu beachten und zu verstehen. Das ist genauso wichtig, wie Betroffene durch Repräsentanz selbst zu Wort kommen zu lassen.“
Junge Kollegen mit hohem Drang zu Konformismus und Selbstbestätigung
Plasberg mahnte zudem institutionelle Reformen in den öffentlich-rechtlichen Anstalten an. Als Vorbild dabei sieht er „Radio Bremen“ – einen Sender, der, weil die Rundfunkbeiträge nicht ausreichen, von Zuschüssen lebt:
Wer die schlanken Strukturen bei Radio Bremen kennt, die Intendantin hat nicht einmal ein Dienstfahrrad, dann weiß man, wo der richtige Ort für Reform und Neubeginn ist. […] Von Bremen lernen, heißt Überleben lernen.“
Obwohl Plasberg sich selbst in seinem Pioneer-Interview als Grünen-Wähler outet und Robert Habeck für kanzlerreif erklärt, kritisiert er Konformismus unter Journalistenkollegen:
Ich wünsche mir, dass junge Redakteure auch in öffentlich-rechtlichen, gesicherten Positionen nicht so eine Sehnsucht hätten, im wohligen Gefühl sich gegenseitig zu versichern, auf der richtigen Seite zu stehen, und auch mal unbequeme Themen ins Programm heben, die letztlich die Glaubwürdigkeit des Systems erhöhen.“
In diesem Kontext nennt er den früheren BR-Intendanten Sigmund Gottlieb als Vorbild, der als einer der wenigen prononciert konservativen in seiner Funktion galt.
„Hart aber hetzerisch“?
Der scheidende Talk-Moderator zieht über die Jahre seiner Leitung des ARD-Formats eine positive Bilanz. Er habe „stets auf das Urteilsvermögen seiner Zuschauer vertraut“ und auch kontroverse Themen nicht gescheut. Zwar würde er manche Titel heute anders formulieren, jedoch habe er es bewusst vermieden, auch Reizthemen nicht unter den Tisch zu kehren.
Kritik an „hart aber fair“ hatte es sowohl von links als auch von rechts gegeben. Schon zu Beginn seiner Karriere stand Plasberg unter Beschuss, weil er 1988 während des Geiseldramas von Gladbeck Interviews mit den Tätern führte. Im Jahr 2019 griff der „Stern“ seine Sendung an: „Hart aber hetzerisch“, so hieß es damals, sei „eine Schande für die ARD“. Das Format agiere „mit billiger Meinungsmache, mit hetzerischen Sendungstiteln, mit einem Moderator, der immer wieder Öl ins Feuer zu gießen weiß und das als journalistische Qualität missversteht“.
Hintergrund war eine Sendung mit dem Titel „Heimat Deutschland – nur für Deutsche oder offen für alle?“. Persönlichkeiten wie die SPD-Integrationspolitikerin Sawsan Chebli störten sich an dieser Formulierung, die rassistisch motivierte Ausgrenzung legitimiere.
Plasberg bei der Auswahl von AfD-Talkgästen wählerisch
Von „Antisemitismus“ war die Rede, als Plasberg in einer Sendung wenige Tage nach dem Synagogenattentat in Halle eine Social-Media-Reaktion einblenden ließ. In dieser hieß es, man solle „das Judenthema etwas zurücknehmen“, andernfalls man den Hass erst schüre. Plasberg trat der Aussage nicht selbst entgegen, ließ aber Widerspruch aus den Zuschauerreihen zu Wort kommen. Der Moderator sprach anschließend von einem „klassischen Beispiel für Empörungskultur“.
Von rechts geriet Plasberg in die Kritik, weil er erklärte, den Vorsitzenden der damals größten Oppositionspartei AfD, Alexander Gauland, nicht mehr in seine Sendung einzuladen. Anlass war Gaulands Rede vor der „Jungen Alternative“, in welcher er die Ära des Nationalsozialismus als „Vogelschiss“ gegenüber einer sonst „ruhmreichen“ deutschen Geschichte bezeichnete.
Ebenfalls mit einer „Verharmlosung des Nationalsozialismus“ rechtfertigte Plasberg seine Ankündigung, den thüringischen AfD-Politiker Björn Höcke nicht in seine Sendung zu holen. Demgegenüber verteidigte er seinen Entschluss, den später ausgetretenen Uwe Junge als Vertreter der Partei in seine Sendung eingeladen zu haben.
Forderungen, AfD-Politiker grundsätzlich nicht einzuladen, erteilte Plasberg eine Absage. Außerdem sei es wichtig, auch diesen Teil des Meinungsspektrums zu Wort kommen zu lassen:
„Die Erwartung vieler unserer Kritiker an mich ist ja nicht, dass die Sendung als Ganzes funktioniert, sondern dass ich dem Vampir den Pfahl ins Herz ramme und noch während der Sendung oder wenigstens kurz danach die gesamte Partei zu Staub zerfällt.“
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