Ein Sachse schrieb den Oktoberfest-Dauerhit „Ein Prosit“
Auf der Wiesn wurde das Lied berühmt, inzwischen erklingt es während der Oktoberfest-Saison im In- und Ausland: „Ein Prosit der Gemütlichkeit“ ist die Biertrinker-Hymne schlechthin. Der Ursprung dieses Gassenhauers aber liegt weder in München noch in Bayern – sondern in Sachsen. Der heute weitgehend unbekannte Bernhard Traugott Dietrich verfasste Ende des 19. Jahrhunderts in Chemnitz die eingängige Melodie und die prägnanten Zeilen.
Wer war der Mann, der das Lied komponierte, das Generationen mit dem Biertrinken in Verbindung bringen? Geboren wurde Dietrich am 19. August 1840 in Chemnitz. Mit seiner Frau Emilie hatte er sechs Töchter. Einen gewissen Hang zur bierseligen Gemütlichkeit hat Bernhard Dietrich womöglich von seinem Vater mitbekommen.
Denn Johann Traugott Leberecht Dietrich – zunächst noch als Webermeister geführt – war laut späteren Einträgen im Melderegister „Restaurateur“, also Kneipier. In seinem vorletzten Lebensjahr steht als Beruf Bierverkäufer in den Unterlagen.
Dietrich Junior verdiente den Lebensunterhalt für seine Großfamilie als Buchhalter. Fast 40 Jahre war er bei Gagstädter & Sohn angestellt, einer Firma für Webereierzeugnisse. Erst als Kontorist und später bis zu seinem Tod am 23. Oktober 1902 als Prokurist. In der Traueranzeige des Unternehmens im „Chemnitzer Tageblatt“ hieß es, man betrauere „den herzensguten Freund und Mitarbeiter“, der sich mit freundlichem Wesen und Tüchtigkeit Achtung und Liebe erworben habe.
Dass Dietrich – oder besser sein Gassenhauer – noch heute in aller Munde ist, ist jedoch auf sein Hobby zurückzuführen. In Chemnitz machte er sich einen Namen als Chorleiter, Sänger und Komponist. Er war Mitglied in dem nach ihm benannten Doppel-Quartett „B.D.“, er gründete den Theodor Schneider’schen Männergesangverein mit und war viele Jahre dessen Dirigent.
Die Chorleitung würdigte am 30. Oktober 1902 im „Chemnitzer Tageblatt“ sein Ehrenmitglied, es habe dem Gesangverein „in uneigennütziger Weise hervorragende Dienste geleistet“. In der Zeitungsanzeige des Doppel-Quartetts hieß es: „Seine edlen Charaktereigenschaften werden uns unvergesslich bleiben und in seinen köstlichen Liedergaben wird sein Andenken bei uns stets fortleben.“
Vielleicht haben Vereinssitzungen oder Chorproben im Hinterzimmer der Kneipe seines Vaters Dietrich zu seinem „Prosit“ inspiriert.
Wie aber kam nun sein „Prosit der Gemütlichkeit“ nach München? Georg Lang (1866–1904), einem Wirt aus Nürnberg, wird zugeschrieben, dass er das Lied auf der Wiesn etablierte. Der berühmte Zusatz „Oans, zwoa – gsuffa!“ geht aber wohl auf das Lied vom Hofbräuhaus zurück, das in München steht.
Schätzungen zufolge wird das „Prosit“ zwei bis drei Mal pro Stunde gespielt. Das Lied, das eigentlich mehr der Trinkfreude als der Trinkfestigkeit gewidmet ist, gehört damit zu den meistgespielten Songs auf der Wiesn. (dpa)
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