Chanson-Altmeister Charles Aznavour mit 94 Jahren gestorben
Chanson-Altmeister Charles Aznavour ist tot. Der französische Sänger und Komponist starb in der Nacht zu Montag mit 94 Jahren in seinem Haus in der Provence, wie seine Pressesprecherin mitteilte. Der Sänger mit armenischen Wurzeln wurde mit Hits wie „La Bohème“ berühmt, den er auch auf Deutsch sang. Deutschsprachige Fans begeisterte er überdies mit Titeln wie „Du lässt dich geh’n“ und „La Mamma“. Als Schauspieler wirkte er in zahlreichen Filmen mit, darunter „Die Blechtrommel“ von Volker Schlöndorff von 1979.
Aznavour hatte nach einem Sturz im Sommer Konzerte in Regensburg und Köln sowie in anderen europäischen Städten absagen müssen. Er litt an den Folgen eines Oberarmbruchs und mied seitdem die Öffentlichkeit.
Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron erklärte auf Twitter, Aznavour habe „drei Generationen in Freud und Leid begleitet“. Der armenische Regierungschef Nikol Pachinian sprach von einer „sehr traurigen Nachricht“ für das Land. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker erklärte in Brüssel: „Europa hat heute eine seiner schönsten Stimmen verloren.“
Die Sängerin Mireille Mathieu nannte Aznavour ein „Monument“ des französischen Chansons in der Welt. Der Schauspieler Alain Delon würdigte ihn als „den einzig Großen“.
„Ich habe eine unerhoffte, aber beispielhafte Karriere gemacht“, vertraute Aznavour einmal der Nachrichtenagentur AFP an. „Alles ist eine Frage des Glücks“. Er veröffentlichte im Laufe seines Lebens mehr als 700 Lieder und verkaufte mehr als hundert Millionen Platten. Zudem stand er in mehr als 70 Filmen als Schauspieler vor der Kamera.
Geboren wurde Aznavour als Shahnourh Varenagh Aznavourian am 22. Mai 1924 als Sohn armenischer Flüchtlinge in Paris. Erste Erfolge hatte er nach dem Ende der Nazi-Besatzung als Pianist und als Songschreiber. Schon als junger Mann begleitete er Chanson-Größen wie Charles Trenet und Edith Piaf auf dem Klavier und schrieb Lieder für sie.
Den Durchbruch als Sänger schaffte Aznavour erst Mitte der 1950er Jahre mit seinem Liebeslieder-Album „Sur ma vie“ (1954) und einem Auftritt in dem legendären Pariser Musiktheater L’Olympia. Ein paar Jahre später feierte er einen Triumph in der New Yorker „Carnegie Hall“, anschließend folgten zahlreiche Tourneen rund um den Globus, die ihn auch nach Deutschland führten.
Als Junge wollte er Schauspieler werden und bekam mit neun Jahren eine erste Nebenrolle. Aber erst 1960 bot ihm der damalige Aufsteiger des französischen Films, François Truffaut, eine Hauptrolle in seinem Streifen „Schießen Sie auf den Pianisten“ an. Aznavour drehte auch mit Hans W. Geissendörfer („Der Zauberberg“) oder Claude Chabrol („Die Fantome des Hutmachers“).
Für 2006 kündigte der unermüdliche Musiker seine Abschiedstournee an, die in Essen enden sollte – doch danach folgten immer weitere Auftritte und Tourneen. Noch in diesem Herbst waren Konzerte in Brüssel und in Frankreich geplant.
Aznavour engagierte sich auch sozial und setzte sich unter anderem für Erdbebenopfer in seinem Heimatland Armenien ein. Hollywood ehrte ihn auf Initiative der armenischen Gemeinde in den USA mit einem Stern auf dem „Walk of Fame“, den er im vergangenen Jahr selbst noch einweihte.
Eine Autopsie sollte am Dienstag die genaue Todesursache des Sängers klären. Für Fremdverschulden hätten sich in seinem Haus in Mouriès aber keine Hinweise ergeben, erklärte die Staatsanwaltschaft. (afp)
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