Wolfgang Niedecken geht immer noch gern auf Tour
Vergangene Woche tourte er noch durch die Schweiz, dann ging’s weiter nach Baden-Württemberg und Westfalen. Doch jetzt schlendert Wolfgang Niedecken (67) mal wieder über den Chlodwigplatz, seinen „Nabel der Welt“ in der Kölner Südstadt. Seit genau 40 Jahren steht der Kölsch-Rocker mittlerweile auf der Bühne – und ein Ende ist nicht abzusehen.
Der erste Auftritt war 1978 im Mariensaal in Köln-Nippes. Ein Studienkollege hatte die BAP-Leute gebeten, sich musikalisch an einer Protestveranstaltung gegen den Bau einer Stadtautobahn zu beteiligen. „Wir hatten bis dahin nicht vor, überhaupt aufzutreten“, erzählt Niedecken. „Wir haben uns einfach getroffen und den vielzitierten Kasten Bier leergeprobt. Wir haben viel Stones und Dylan gespielt, für Beatles waren wir nicht gut genug.“
Die Begeisterung des Publikums bei jenem ersten Auftritt hielt sich nach seiner Erinnerung in Grenzen. „Aber wir hatten Spaß, wir hatten irgendwie Blut geleckt.“ Die erste professionell organisierte bundesweite Tournee folgte erst 1981.
Was hat sich geändert seit damals? So ziemlich alles. „Damals waren wir eine reine Amateurband, heute spielen wir in einer Neuner-Besetzung mit absoluten Profis. Der einzige Amateur bin ich – ich kann immer noch keine Noten. Paul McCartney allerdings auch nicht.“
Ein großer Teil seines Publikums ist mit ihm ergraut. Inzwischen werden bei den meisten Konzerten auch Sitzplätze angeboten: „Wir können nicht so tun, als wären wir eine Band, wo vorne noch die 20- bis 30-Jährigen rumspringen.“
Auch er selbst muss auf Sollbruchstellen achten. In seinem schönen Haus am Rhein steht ein Heimtrainer im Wohnzimmer. Und bei den Tourneen gibt er sich kreuzbrav: „In meinem Alter kann man leider nach einem Konzert nicht mehr den wilden Rock’n’Roller machen. Manchmal ist es schon sehr verlockend, abends noch etwas länger zusammenzusitzen. Aber dann muss ich sagen: „Leute, Vatter muss mit einer Kanne Kräutertee in die Poofe!““
Immer mal wieder hat man ihm geraten, in seinen Texten von Kölsch auf Hochdeutsch umzuschwenken. Schließlich versteht diesen Dialekt selbst in Köln kaum noch jemand. „Aber du musst nicht meinen, dass die Leute kein Kölsch mitsingen können“, sagt er. „Das können die alle, auch in Bayern und in der Schweiz. Genauso wie wir anfangs die Beatles mitgesungen haben, ohne alles zu verstehen.“
Besonders textsicher sind viele Fans im Südwesten, weil der damalige Südwestfunk in den 80er Jahren immer sehr viel BAP gespielt hat. Das Live-Album „LIVE&DEUTLICH“, das an diesem Freitag (2. November) erscheint, wurde am 6. Juni im Münchner Circus Krone aufgenommen: „Ein magischer Abend.“
BAP war immer eine politische Band, und auch heute reicht es Niedecken nicht, sich „mit Poesie ’n schlanken Fuß zu machen“, wie er es ausdrückt. „Ich möchte nicht den Wanderprediger abgeben, aber deutlich muss man jetzt schon werden. Wir haben in der deutschen Geschichte erlebt, was passiert, wenn man die Populisten gewähren lässt.“
Den angekündigten Rückzug von Angela Merkel bedauert er, auch wenn er sie nie gewählt hat: „Sie ist eine Pfarrerstochter, die ihre Werte immer im Hinterkopf hat.“
Und er selbst – wie sieht es bei ihm aus mit Abschied, Rückzug, Rente? Nicht dran zu denken! „Ich lebe praktisch auf diese Tourneen hin. Wenn ich nicht mehr auf Tournee gehen könnte, hätte ich gar keinen Antrieb, überhaupt noch neue Sachen zu machen. Es macht wirklich einen unglaublichen Spaß.“
Das nächste Jubiläum ist auch schon in Sicht: 2026 wird BAP 50 Jahre alt. Haben die Stones doch auch längst geschafft. (dpa)
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