Wer gewinnt den Goldenen Bären auf der 67. Berlinale?

Elegant wie Catherine Deneuve oder kämpferisch wie Richard Gere. Die 67. Berlinale erfüllt Glamour-Träume - und gleichzeitig ihre Mission als Filmfestival mit politischer Botschaft.
Titelbild
Schauspieler Sherwan Haji und Regisseur Aki Kaurismäki in Berlin.Foto: Jörg Carstensen/dpa
Epoch Times17. Februar 2017

Die Jury hat das letzte Wort. Am Samstagabend verleiht sie den Goldenen und die Silbernen Bären der 67. Berlinale.

Mit dem Flüchtlingsdrama „Die andere Seite der Hoffnung“ von Aki Kaurismäki (Finnland), dem Öko-Thriller „Pokot“ von Agnieszka Holland (Polen) und der Liebesgeschichte „Körper und Seele“ von Ildikó Enyedi (Ungarn) gibt es zwar eindeutige Favoriten bei Kritikern und Zuschauern. Berlinale-Jurys sind aber traditionell unberechenbar und immer für eine Überraschung gut.

Wer am Ende den begehrten Goldbär für den besten Spielfilm und die weiteren Preise gewinnt, entscheiden Jury-Präsident Paul Verhoeven („Elle“, „Basic Instinct“) und seine sechs Mitstreiter. Darunter sind auch die deutsche Schauspielerin Julia Jentsch („24 Wochen“, „Sophie Scholl – Die letzten Tage“), der isländische Künstler Olafur Eliasson und US-Star Maggie Gyllenhaal („White House Down“).

Eher wenig Chancen haben die drei deutschen Wettbewerbsteilnehmer: Zu sperrig war Thomas Arslans Vater-Sohn-Drama „Helle Nächte“. Zu sehr geriet Andres Veiels „Beuys“-Doku zu einer Heldenverehrung für den Künstler Joseph Beuys. Und zu wenig nahm das Publikum dem Liebespaar in Volker Schlöndorffs „Rückkehr nach Montauk“ die Leidenschaft ab.

Eine erste Festivalbilanz lässt sich bereits vor der großen Bären-Gala ziehen. „Unterhaltung mit Haltung“ hatte Berlinale-Direktor Dieter Kosslick angekündigt. Und tatsächlich lösten einige Wettbewerbsfilme dieses Versprechen ein – auch wenn die ganz großen Film-Perlen fehlten. Scheinbar kleine, private Geschichten weiteten sich zu differenzierten, oft humorvollen Gesellschaftsbildern. Vielfach schimmerte dabei die Sorge der Künstler durch, dass sich in der bürgerlichen Gesellschaft mehr und mehr reaktionäre Geisteshaltungen Stimme und Raum erobern.

Trotz der ernsten Themen kam das Lachen selten zu kurz. Das beste Beispiel sind die Bären-Favoriten. Kaurismäki erzählt in seinem typischen absurden Retro- und Slapstickstil von der Begegnung zwischen einem syrischen Flüchtling und einem Restaurantbesitzer in Helsinki. Polens Altmeisterin Holland verwickelt in „Pokot“ eine alte, energische Dame in einen feministischen Öko-Thriller. Die zarte Liebesgeschichte in Enyedis „Körper und Seele“ spielt vor dem blutigem Gemetzel-Alltag in einem Schlachthof.

Die Stardichte der Berlinale war wie versprochen hoch: Richard Gere wetterte gegen US-Präsident Donald Trump. „Twilight“-Star Robert Pattinson verblüffte mit modischer Eigenwilligkeit und nahm sich viel Zeit für die teils von weither angereisten Fans. Nina Hoss war im Kuschelmantel als eine der wenigen Schauspielerinnen warm genug für den kalten roten Teppich vor dem Berlinale-Palast angezogen.

Die französische Diva Catherine Deneuve verzauberte bei ihren Auftritten mit größter Eleganz. Und Hugh Jackman wollte am Freitagabend zur Weltpremiere des Superheldenfilms „Logan“ kommen. Nur Spaniens Superstar Penélope Cruz und Hollywoodschauspieler Ethan Hawke ließen sich entschuldigen – wegen kurzfristig anberaumter Dreharbeiten.

Als letzter schickte am Freitag der rumänische Regisseur Calin Peter Netzer sein Liebesdrama „Ana, mon amour“ ins Rennen. Netzer, der 2013 mit „Mutter & Sohn“ den Goldenen Bären holte, taucht mit seiner tragischen Beziehungsgeschichte wieder tief in die Probleme der rumänischen Gesellschaft hinein.

Nur einer der insgesamt 18 Wettbewerbsfilme kann den Goldenen Bären gewinnen – und nicht alle insgesamt 399 beim Festival gezeigten Regiearbeiten werden später in Deutschland im Kino zu sehen sein. Drei beim Berlinale-Publikum gut angekommene Filme haben aber schon feste Starttermine.

Josef Haders im Wettbewerb gelaufene Satire „Wilde Maus“ kommt am 9. März ins Kino. Sam Garbarskis in der Special-Reihe gezeigte Nachkriegs-Tragikomödie „Es war einmal in Deutschland…“ mit Moritz Bleibtreu ist ab 6. April zu sehen. Und Matti Geschonnecks ebenfalls außer Konkurrenz gelaufene Romanverfilmung „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ mit Bruno Ganz startet am 1. Juni.

Die von Anke Engelke moderierte Bären-Verleihung wird vom Sender 3sat am Samstag ab 19.00 Uhr live übertragen. Am Sonntag geht das Festival dann mit dem Berlinale-Kinotag zu Ende, an dem für die Filmfans noch einmal die Highlights gezeigt werden. (dpa)

Ildikó Enyedi wird hoch gehandelt. Foto: Monika Skolimowska/dpa

Ildikó Enyedi wird hoch gehandelt. Foto: Monika Skolimowska

Bären-Favoritin Agnieszka Holland. Foto: Britta Pedersen/dpa

Bären-Favoritin Agnieszka Holland. Foto: Britta Pedersen



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