Was der deutschsprachige Literatur-Herbst verspricht
(Nobel-)Preisträgerinnen, ein Kult-Filmemacher und ein bekannter Musiker: Der deutschsprachige Literatur-Herbst verspricht interessant zu werden. Werner Herzog überrascht mit einem neuen Roman, Herta Müller hat sich auch wieder ans Werk gemacht.
Außerdem können sich Leserinnen und Leser über Neues von den Buchpreis-Gewinnern Clemens Meyer und Julia Franck freuen. Auffallend dabei: Viele Titel spielen in der DDR oder im noch jung wiedervereinten Deutschland. Ein Überblick über das zweite Literatur-Halbjahr.
Maxim Biller
In seinem neuen Roman „Der falsche Gruß“ erzählt Maxim Biller die Geschichte vom aufstrebenden Schriftsteller Erck Dessauer, der im Berlin der Nullerjahre einen Vertrag beim besten Verlag der Republik unterschreibt. Wäre da nicht ein Konkurrent, der versucht, ihm sein Thema zu stehlen. Und dann ist da noch Ercks Vater, der zweimal verlassen wurde: einmal von seiner Ehefrau und einmal von der DDR. Ein Schmerz, der nicht nur ihn, sondern auch seinen Sohn geprägt hat. „Maxim Biller erzählt die Geschichte von einem, der irre wird an Deutschland, weil er um jeden Preis hinein will: in die Gesellschaft, ins Scheinwerferlicht des Betriebs, ins Valhalla der neuen wiedervereinten Nation“, schreibt der Verlag Kiepenheuer & Witsch, wo das Buch am 19. August erscheint.
Jenny Erpenbeck
Für ihren Roman „Gehen, ging, gegangen“ von 2015 erhielt Jenny Erpenbeck zahlreiche Preise im In- und Ausland, jetzt erscheint das neue Buch der Berlinerin. „Kairos“ erzählt von der Liebe zwischen der neunzehnjährigen Katharina und Hans, einem verheirateten Mann Mitte fünfzig. Ende der 80er Jahre lernen sie sich in Berlin kennen. Vor dem Hintergrund der untergehenden DDR und des Umbruchs nach 1989 erzählt Erpenbeck eine Geschichte über den „Weg zweier Liebender im Grenzgebiet zwischen Wahrheit und Lüge“, wie der Verlag ankündigt. Erscheint am 30. August bei Penguin.
Julia Franck
Der neue, autobiografisch geprägte Roman der Deutschen Buchpreis-Trägerin Julia Franck erzählt von einer Jugend in der DDR. Julia wird (wie die Autorin) in Ost-Berlin geboren. Sie ist acht, als ihre Mutter sie und die Schwestern in den Westen, erst ins Notaufnahmelager Marienfelde und dann nach Schleswig-Holstein mitnimmt. Wie auch die 51-jährige Schriftstellerin in ihrer Jugend hält die Protagonistin es dort nicht aus – und zieht als Dreizehnjährige allein nach Berlin. Die Schülerin bekommt Sozialhilfe, verdient ihr Geld mit Putzen, lernt ihren Vater kennen – und auch ihre erste große Liebe. Der Verlag S. Fischer veröffentlicht „Welten auseinander“ am 13. Oktober.
Werner Herzog
Wie einer seiner berühmtesten Filme („Fitzcarraldo“) spielt auch Werner Herzogs neues Buch im Urwald. Der große Filmemacher und Autor erzählt in „Das Dämmern der Welt“ vom Offizier Hiroo Onoda, der nach der Kapitulation Japans im Zweiten Weltkrieg noch bis 1974 allein auf einer pazifischen Insel ausharrte, um seine Heimat zu verteidigen. Herzog hat diesen Mann persönlich getroffen, der sich jahrzehntelang im Urwald versteckte und dort mit der Natur und seinen eigenen Dämonen kämpfte. „Sein erstes Buch nach vielen Jahren ist ein glühender, bewegender Bildertanz vom Sinn und Unsinn unserer Existenz“, heißt es vom Hanser Verlag, wo das Buch am 23. August erscheint.
Eva Menasse
In der österreichischen Kleinstadt Dunkelblum wissen die Einheimischen alles voneinander, und ein furchtbares Verbrechen in der Vergangenheit verbindet die Bewohner. Eva Menasses neuer Roman spielt im Spätsommer 1989. Während hinter der nahe gelegenen Grenze zu Ungarn bereits Hunderte DDR-Flüchtlinge warten, trifft ein rätselhafter Besucher in der Stadt ein und die Dinge geraten plötzlich in Bewegung. Spuren des alten Verbrechens tauchen auf. In „Dunkelblum“ entwirft die Bestsellerautorin Menasse „ein großes Geschichtspanorama am Beispiel einer kleinen Stadt“, wie der Verlag Kiepenheuer & Witsch verspricht (im Handel ab dem 19. August).
Clemens Meyer
Der preisgekrönte Leipziger Clemens Meyer („Als wir träumten“) begibt sich in seinem neuen Erzählband unter die Erdoberfläche. Die Texte in „Stäube“ spielen zum Beispiel in Höhlen oder Bergwerken, kündigte der Verlag an. Es gehe um Landschaften, die die Fantasie beflügeln, aber auch mit Verlust einhergehen. Dem Erzählband sind Bilder des Fotografen Bertram Kober beigegeben. Das neue Buch des 43-Jährigen veröffentlicht Faber & Faber im September.
Herta Müller
Ist es Lyrik mit dazu passenden Illustrationen oder sind es Bilder mit Textelementen? Was für eine Gattung die Nobelpreisträgerin Herta Müller mit ihren Collagen betreibt, ist Auslegungssache. Fest steht, dass diese Schreibtechnik die Autorin schon lange fasziniert – und jetzt zu einem neuen Band geführt hat. „Der Beamte sagte“ spielt „im Auffanglager einer deutschen Kleinstadt“, schreibt der Hanser Verlag. Was die Leserinnen und Leser erwartet: Figuren wie der Beamte „Herr Fröhlich von der Prüfstelle B.“, aberwitzige Gespräche und unfreiwillig komische Schlagabtausche. Ab dem 23. August im Handel.
Sven Regener
Alle, die H.R. Ledigt, Frank Lehmann, P.Immel und andere Figuren aus dem Regener-Universum vermisst haben, können sich freuen. Sven Regeners neuer Roman „Glitterschnitter“ knüpft unmittelbar an seinem Vorgänger „Wiener Straße“ an. Es geht um die Band Glitterschnitter, die Ferdi, Raimund und Karl Schmidt gegründet haben, um unter Zuhilfenahme einer Bohrmaschine die Musik von Grund auf neu zu erfinden. Diverse andere bekannte Gesichter sind auch dabei. Ein Roman, der wie bei Regener üblich Situationskomik und berührende Momente verspricht (ab dem 9. September bei Galiani-Berlin). (dpa)
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